Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Villa Medicis. weit übergeht) für eine schlafende Nymphe wird gel-ten lassen müssen. Würklich alt ist wahrscheinlich an dieser Statue nur der Torso bis auf die Mitte der Schenkel, und der obere Theil des linken Arms mit der Schlange. Der untere Theil ist unstreitig neu, so wie der Arm, auf den sie sich stützt, und die linke Brust; zweifelhaft aber der Kopf und der Theil des Arms, den sie über den Kopf geschlagen hat. 6) Zu beiden Seiten stehen zwei sehr restau- Es giebt noch mehrere Statuen in diesem Roma. Roma ist in ganzen Statuen von einer Mi- Denn 6) Winkelmann G. d. K. S. 359. 7) Zu meiner Zeit ward in einem Nebengebäude die
ser Villa ein Sarcophag ausgebessert, der in der Villa lange zur Badewanne gedient hatte. Er ist mit Basreliefs geziert von gar besonderer und weitläuftiger Zusammensetzung. Eine wahre Be- handlung im Geist eines historischen Trauerspiels. Man sieht einen Prinz zur Welt kommen, zu sei- nem Vater geführt werden, auf die Jagd gehen, regieren und heirathen. Die Ausführung ist nicht außerordentlich, aber der Stil im Ganzen gut, auch trifft man einige einzelne Figuren an, die Ver- dienst haben. Villa Medicis. weit uͤbergeht) fuͤr eine ſchlafende Nymphe wird gel-ten laſſen muͤſſen. Wuͤrklich alt iſt wahrſcheinlich an dieſer Statue nur der Torſo bis auf die Mitte der Schenkel, und der obere Theil des linken Arms mit der Schlange. Der untere Theil iſt unſtreitig neu, ſo wie der Arm, auf den ſie ſich ſtuͤtzt, und die linke Bruſt; zweifelhaft aber der Kopf und der Theil des Arms, den ſie uͤber den Kopf geſchlagen hat. 6) Zu beiden Seiten ſtehen zwei ſehr reſtau- Es giebt noch mehrere Statuen in dieſem Roma. Roma iſt in ganzen Statuen von einer Mi- Denn 6) Winkelmann G. d. K. S. 359. 7) Zu meiner Zeit ward in einem Nebengebaͤude die
ſer Villa ein Sarcophag ausgebeſſert, der in der Villa lange zur Badewanne gedient hatte. Er iſt mit Basreliefs geziert von gar beſonderer und weitlaͤuftiger Zuſammenſetzung. Eine wahre Be- handlung im Geiſt eines hiſtoriſchen Trauerſpiels. Man ſieht einen Prinz zur Welt kommen, zu ſei- nem Vater gefuͤhrt werden, auf die Jagd gehen, regieren und heirathen. Die Ausfuͤhrung iſt nicht außerordentlich, aber der Stil im Ganzen gut, auch trifft man einige einzelne Figuren an, die Ver- dienſt haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Villa Medicis.</hi></fw><lb/> weit uͤbergeht) fuͤr eine ſchlafende Nymphe wird gel-<lb/> ten laſſen muͤſſen. Wuͤrklich alt iſt wahrſcheinlich<lb/> an dieſer Statue nur der Torſo bis auf die Mitte der<lb/> Schenkel, und der obere Theil des linken Arms mit<lb/> der Schlange. Der untere Theil iſt unſtreitig neu,<lb/> ſo wie der Arm, auf den ſie ſich ſtuͤtzt, und die linke<lb/> Bruſt; zweifelhaft aber der Kopf und der Theil des<lb/> Arms, den ſie uͤber den Kopf geſchlagen hat. <note place="foot" n="6)">Winkelmann G. d. K. S. 359.</note></p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Zu beiden Seiten ſtehen zwei ſehr reſtau-<lb/> rirte Muſen, auch findet man in dem naͤmli-<lb/> chen Pavillon einige Basreliefs. Unter an-<lb/> dern eine Frieſe von trefflicher Arbeit</hi>. <note place="foot" n="7)">Zu meiner Zeit ward in einem Nebengebaͤude die<lb/> ſer Villa ein Sarcophag ausgebeſſert, der in der<lb/><choice><sic>Vllla</sic><corr>Villa</corr></choice> lange zur Badewanne gedient hatte. Er iſt<lb/> mit Basreliefs geziert von gar beſonderer und<lb/> weitlaͤuftiger Zuſammenſetzung. Eine wahre Be-<lb/> handlung im Geiſt eines hiſtoriſchen Trauerſpiels.<lb/> Man ſieht einen Prinz zur Welt kommen, zu ſei-<lb/> nem Vater gefuͤhrt werden, auf die Jagd gehen,<lb/> regieren und heirathen. Die Ausfuͤhrung iſt nicht<lb/> außerordentlich, aber der Stil im Ganzen gut,<lb/> auch trifft man einige einzelne Figuren an, die Ver-<lb/> dienſt haben.</note></p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Es giebt noch mehrere Statuen in dieſem<lb/> Garten, unter denen ich zwei ſitzende Figuren<lb/> einer Roma bemerke, von denen die eine co-<lb/> loſſaliſch, die andere kleiner mit einem Ge-<lb/> wande von ſchwarzem Marmor bekleidet iſt</hi>.</p><lb/> <note place="left">Begriff einer<lb/> Roma.</note> <p><hi rendition="#fr">Roma</hi> iſt in ganzen Statuen von einer Mi-<lb/> nerva wohl ſchwerlich zu unterſcheiden, wenn ſie ſteht.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0168]
Villa Medicis.
weit uͤbergeht) fuͤr eine ſchlafende Nymphe wird gel-
ten laſſen muͤſſen. Wuͤrklich alt iſt wahrſcheinlich
an dieſer Statue nur der Torſo bis auf die Mitte der
Schenkel, und der obere Theil des linken Arms mit
der Schlange. Der untere Theil iſt unſtreitig neu,
ſo wie der Arm, auf den ſie ſich ſtuͤtzt, und die linke
Bruſt; zweifelhaft aber der Kopf und der Theil des
Arms, den ſie uͤber den Kopf geſchlagen hat. 6)
Zu beiden Seiten ſtehen zwei ſehr reſtau-
rirte Muſen, auch findet man in dem naͤmli-
chen Pavillon einige Basreliefs. Unter an-
dern eine Frieſe von trefflicher Arbeit. 7)
Es giebt noch mehrere Statuen in dieſem
Garten, unter denen ich zwei ſitzende Figuren
einer Roma bemerke, von denen die eine co-
loſſaliſch, die andere kleiner mit einem Ge-
wande von ſchwarzem Marmor bekleidet iſt.
Roma iſt in ganzen Statuen von einer Mi-
nerva wohl ſchwerlich zu unterſcheiden, wenn ſie ſteht.
Denn
6) Winkelmann G. d. K. S. 359.
7) Zu meiner Zeit ward in einem Nebengebaͤude die
ſer Villa ein Sarcophag ausgebeſſert, der in der
Villa lange zur Badewanne gedient hatte. Er iſt
mit Basreliefs geziert von gar beſonderer und
weitlaͤuftiger Zuſammenſetzung. Eine wahre Be-
handlung im Geiſt eines hiſtoriſchen Trauerſpiels.
Man ſieht einen Prinz zur Welt kommen, zu ſei-
nem Vater gefuͤhrt werden, auf die Jagd gehen,
regieren und heirathen. Die Ausfuͤhrung iſt nicht
außerordentlich, aber der Stil im Ganzen gut,
auch trifft man einige einzelne Figuren an, die Ver-
dienſt haben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |