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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Albani.
quare, nicht Forscher der ungeschmückten Wahrheit,
nicht Brocanteurs, nicht Landesleute, Freunde des
Künstlers; ob diese nicht darauf rechnen, einen glän-
zenden Cirkel mit Declamationen oder Spitzfindigkei-
ten zu unterhalten; -- und findet er nichts von dem
allen, so halte er sich dreist an das Urtheil, das Em-
pfindung ihm eingiebt, und die Vergleichung mit
Erfahrungen ähnlicher Empfindungen bestätigt.


Werth der
Sammlung
in der Villa
Albani für
den unbe-
angenen
Liebhaber
des Schönen.

Wer sich mit dieser Vorsicht an der Hand Win-
kelmanns der Betrachtung der Kunstwerke in der Villa
Albani naht, wird das günstige Urtheil, welches er
darüber fällt, nicht in seinem ganzen Umfange unter-
schreiben können. Inzwischen verschiedene Stückt
verdienen die unbefangenste Bewunderung, und die
Art, wie sie alle zur Verschönerung dieses Landsitzes
angewandt sind, wird das Ganze zu einem Aufent-
halte machen, nach dem sich der Liebhaber des Schö-
nen oft wieder hinsehnt.

In der That, die Anordnung derselben in die-
ser Villa ruft die Beschreibungen der Alten ins Ge-
dächtniß, die sie uns von ähnlichen Ausschmückungen
der ihrigen hinterlassen haben. Schade! daß der
Geschmack in den Gebäuden, die sie enthalten, nicht
reiner ist; aber diese gehen mich hier nichts an. Für
mich ist es genung, daß die unendliche Menge von
Ueberbleibseln des Alterthums, die ein einziger Mann,
der verstorbene Cardinal Albani, hieher zu vereinigen
gewußt hat, mein Erstaunen erregt, und daß ich
das ausgezeichnete Glück nicht genung bewundern
kann, mit dem er so viele zu einander passende Gegen-

stände

Villa Albani.
quare, nicht Forſcher der ungeſchmuͤckten Wahrheit,
nicht Brocanteurs, nicht Landesleute, Freunde des
Kuͤnſtlers; ob dieſe nicht darauf rechnen, einen glaͤn-
zenden Cirkel mit Declamationen oder Spitzfindigkei-
ten zu unterhalten; — und findet er nichts von dem
allen, ſo halte er ſich dreiſt an das Urtheil, das Em-
pfindung ihm eingiebt, und die Vergleichung mit
Erfahrungen aͤhnlicher Empfindungen beſtaͤtigt.


Werth der
Sammlung
in der Villa
Albani fuͤr
den unbe-
angenen
Liebhaber
des Schoͤnen.

Wer ſich mit dieſer Vorſicht an der Hand Win-
kelmanns der Betrachtung der Kunſtwerke in der Villa
Albani naht, wird das guͤnſtige Urtheil, welches er
daruͤber faͤllt, nicht in ſeinem ganzen Umfange unter-
ſchreiben koͤnnen. Inzwiſchen verſchiedene Stuͤckt
verdienen die unbefangenſte Bewunderung, und die
Art, wie ſie alle zur Verſchoͤnerung dieſes Landſitzes
angewandt ſind, wird das Ganze zu einem Aufent-
halte machen, nach dem ſich der Liebhaber des Schoͤ-
nen oft wieder hinſehnt.

In der That, die Anordnung derſelben in die-
ſer Villa ruft die Beſchreibungen der Alten ins Ge-
daͤchtniß, die ſie uns von aͤhnlichen Ausſchmuͤckungen
der ihrigen hinterlaſſen haben. Schade! daß der
Geſchmack in den Gebaͤuden, die ſie enthalten, nicht
reiner iſt; aber dieſe gehen mich hier nichts an. Fuͤr
mich iſt es genung, daß die unendliche Menge von
Ueberbleibſeln des Alterthums, die ein einziger Mann,
der verſtorbene Cardinal Albani, hieher zu vereinigen
gewußt hat, mein Erſtaunen erregt, und daß ich
das ausgezeichnete Gluͤck nicht genung bewundern
kann, mit dem er ſo viele zu einander paſſende Gegen-

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[8/0022] Villa Albani. quare, nicht Forſcher der ungeſchmuͤckten Wahrheit, nicht Brocanteurs, nicht Landesleute, Freunde des Kuͤnſtlers; ob dieſe nicht darauf rechnen, einen glaͤn- zenden Cirkel mit Declamationen oder Spitzfindigkei- ten zu unterhalten; — und findet er nichts von dem allen, ſo halte er ſich dreiſt an das Urtheil, das Em- pfindung ihm eingiebt, und die Vergleichung mit Erfahrungen aͤhnlicher Empfindungen beſtaͤtigt. Wer ſich mit dieſer Vorſicht an der Hand Win- kelmanns der Betrachtung der Kunſtwerke in der Villa Albani naht, wird das guͤnſtige Urtheil, welches er daruͤber faͤllt, nicht in ſeinem ganzen Umfange unter- ſchreiben koͤnnen. Inzwiſchen verſchiedene Stuͤckt verdienen die unbefangenſte Bewunderung, und die Art, wie ſie alle zur Verſchoͤnerung dieſes Landſitzes angewandt ſind, wird das Ganze zu einem Aufent- halte machen, nach dem ſich der Liebhaber des Schoͤ- nen oft wieder hinſehnt. In der That, die Anordnung derſelben in die- ſer Villa ruft die Beſchreibungen der Alten ins Ge- daͤchtniß, die ſie uns von aͤhnlichen Ausſchmuͤckungen der ihrigen hinterlaſſen haben. Schade! daß der Geſchmack in den Gebaͤuden, die ſie enthalten, nicht reiner iſt; aber dieſe gehen mich hier nichts an. Fuͤr mich iſt es genung, daß die unendliche Menge von Ueberbleibſeln des Alterthums, die ein einziger Mann, der verſtorbene Cardinal Albani, hieher zu vereinigen gewußt hat, mein Erſtaunen erregt, und daß ich das ausgezeichnete Gluͤck nicht genung bewundern kann, mit dem er ſo viele zu einander paſſende Gegen- ſtaͤnde

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/22>, abgerufen am 30.04.2024.