Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Der kleine Pallast Farnese. seinem Charakter, daß er ihn auch dahin gebrachthat, wo bloße sichtbar sinnliche Beschreibung, Dar- stellung einer ruhigen Seele, dem Süjet angemesse- ner gewesen wäre. 1) Das eine große Gemählde an der Mitte der Dieser Zeitpunkt ist aus der Geschichte der Psyche Venus und Amor stehen am rechten Orte, um bei 1) Man vergleiche den ersten Theil, S. 145. H 5
Der kleine Pallaſt Farneſe. ſeinem Charakter, daß er ihn auch dahin gebrachthat, wo bloße ſichtbar ſinnliche Beſchreibung, Dar- ſtellung einer ruhigen Seele, dem Suͤjet angemeſſe- ner geweſen waͤre. 1) Das eine große Gemaͤhlde an der Mitte der Dieſer Zeitpunkt iſt aus der Geſchichte der Pſyche Venus und Amor ſtehen am rechten Orte, um bei 1) Man vergleiche den erſten Theil, S. 145. H 5
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Der kleine Pallaſt Farneſe.
ſeinem Charakter, daß er ihn auch dahin gebracht
hat, wo bloße ſichtbar ſinnliche Beſchreibung, Dar-
ſtellung einer ruhigen Seele, dem Suͤjet angemeſſe-
ner geweſen waͤre. 1)
Das eine große Gemaͤhlde an der Mitte der
Decke, und zwar rechter Hand vom Eingange in den
Saal ab, zeigt die Goͤtterverſammlung, vor denen
Venus und ihr Sohn ihre Sache vertheidigen.
Dieſer Zeitpunkt iſt aus der Geſchichte der Pſyche
ſehr gluͤcklich herausgehoben, um einen beſtimmten,
vollſtaͤndigen und abwechſelnden Ausdruck zu motivi-
ren. Ich will von dieſem und der Anordnung zu-
erſt reden.
Venus und Amor ſtehen am rechten Orte, um
dem Beſchauer in die Augen zu fallen; Mit der
Stellung zeigen ſie den gegenſeitigen Streit an, aber
ihre Augen ſind wie billig auf den Praͤſidenten des
Gerichts, auf Jupiter gerichtet. Dieſer ſitzt an dem
einen Ende des Bildes als dem vornehmſten Platz der
Scene in allen Gemaͤhlden, welche den Ort einer
großen Verſammlung im Profil zeigen: Und dies
duͤrfen wir bei keinem Gemaͤhlde Raphaels vergeſſen.
Zu ſeiner Zeit waren die Regeln der Luft und Linien-
perſpektiv, der Haltung, noch nicht zu der Vollkom-
menheit gebracht als jetzt. Man nahm das Licht
noch außerhalb dem Bilde, nicht in dem Bilde ſelbſt,
uͤberhaupt aber den Rahmen nicht als ein abgeſonder-
tes Theater an. Man durfte alſo die Scene nicht
ſo vorſtellen, als wenn man ſie von vorn zu ſaͤhe,
und nun die Figur, welche den vorzuͤglichſten Platz
bei
1) Man vergleiche den erſten Theil, S. 145.
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