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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Der kleine Pallast Farnese.
können. Sie sind nur mit sich selbst beschäfftigt:
Aber die fröliche Veranlassung des Festes setzt auch
die übrigen Gäste in muntere Stimmung. Jupiter
scheint die Sorgen der Regierung beim süßen Nektar
vergessen zu wollen: Ganymed reicht ihm kniend die
volle Schale; sein Weib sucht ihn einzuladen, sich
mehr mit ihr zu beschäfftigen. Neptun überläßt sich
der Umarmung der Amphytrite; Hercules koset mit
Hebe, und diese Gruppe ist vorzüglich schön; Vulcan
ist Koch; Bacchus besorgt den Wein: die lieblichen
Horen streuen Blumen aus; die Grazien salben das
Haupt der Neuvermählten; Apollo führt spielend die
Musen an, und Venus, eine der schönsten Figuren
des Bildes, Venus selbst tanzt zu Ehren des fest-
lichen Tages. Nur Pluto und sein Weib scheinen
an der allgemeinen Freude keinen Antheil zu neh-
men.

Dieses Gemählde, so wie alle übrigen in dieser
vorhin offenen Gallerie, waren dem Wind und Wet-
ter beständig ausgesetzet. Sie hatten sehr gelitten,
als Carlo Maratti es übernahm, sie auszubessern.
Vielleicht ward er diesen herrlichen Kunstwerken ein
gefährlicherer Feind, als der Unbestand der Jahrs-
zeiten. Der grelle blaue Grund, den er ihnen gab,
zerstört alle Haltung, so daß die Figuren wie ausge-
schnitten darauf geklebt scheinen.


Zweiter Saal zur Linken.

Nur das Gemählde der Galathea ist demRaphaels
Galathea.

Raphael beizulegen. Die übrigen Mahlereien
sind nicht vom ihm, wie Hr. Dr. Volkmann ganz

irrig

Der kleine Pallaſt Farneſe.
koͤnnen. Sie ſind nur mit ſich ſelbſt beſchaͤfftigt:
Aber die froͤliche Veranlaſſung des Feſtes ſetzt auch
die uͤbrigen Gaͤſte in muntere Stimmung. Jupiter
ſcheint die Sorgen der Regierung beim ſuͤßen Nektar
vergeſſen zu wollen: Ganymed reicht ihm kniend die
volle Schale; ſein Weib ſucht ihn einzuladen, ſich
mehr mit ihr zu beſchaͤfftigen. Neptun uͤberlaͤßt ſich
der Umarmung der Amphytrite; Hercules koſet mit
Hebe, und dieſe Gruppe iſt vorzuͤglich ſchoͤn; Vulcan
iſt Koch; Bacchus beſorgt den Wein: die lieblichen
Horen ſtreuen Blumen aus; die Grazien ſalben das
Haupt der Neuvermaͤhlten; Apollo fuͤhrt ſpielend die
Muſen an, und Venus, eine der ſchoͤnſten Figuren
des Bildes, Venus ſelbſt tanzt zu Ehren des feſt-
lichen Tages. Nur Pluto und ſein Weib ſcheinen
an der allgemeinen Freude keinen Antheil zu neh-
men.

Dieſes Gemaͤhlde, ſo wie alle uͤbrigen in dieſer
vorhin offenen Gallerie, waren dem Wind und Wet-
ter beſtaͤndig ausgeſetzet. Sie hatten ſehr gelitten,
als Carlo Maratti es uͤbernahm, ſie auszubeſſern.
Vielleicht ward er dieſen herrlichen Kunſtwerken ein
gefaͤhrlicherer Feind, als der Unbeſtand der Jahrs-
zeiten. Der grelle blaue Grund, den er ihnen gab,
zerſtoͤrt alle Haltung, ſo daß die Figuren wie ausge-
ſchnitten darauf geklebt ſcheinen.


Zweiter Saal zur Linken.

Nur das Gemaͤhlde der Galathea iſt demRaphaels
Galathea.

Raphael beizulegen. Die uͤbrigen Mahlereien
ſind nicht vom ihm, wie Hr. Dr. Volkmann ganz

irrig
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[125/0149] Der kleine Pallaſt Farneſe. koͤnnen. Sie ſind nur mit ſich ſelbſt beſchaͤfftigt: Aber die froͤliche Veranlaſſung des Feſtes ſetzt auch die uͤbrigen Gaͤſte in muntere Stimmung. Jupiter ſcheint die Sorgen der Regierung beim ſuͤßen Nektar vergeſſen zu wollen: Ganymed reicht ihm kniend die volle Schale; ſein Weib ſucht ihn einzuladen, ſich mehr mit ihr zu beſchaͤfftigen. Neptun uͤberlaͤßt ſich der Umarmung der Amphytrite; Hercules koſet mit Hebe, und dieſe Gruppe iſt vorzuͤglich ſchoͤn; Vulcan iſt Koch; Bacchus beſorgt den Wein: die lieblichen Horen ſtreuen Blumen aus; die Grazien ſalben das Haupt der Neuvermaͤhlten; Apollo fuͤhrt ſpielend die Muſen an, und Venus, eine der ſchoͤnſten Figuren des Bildes, Venus ſelbſt tanzt zu Ehren des feſt- lichen Tages. Nur Pluto und ſein Weib ſcheinen an der allgemeinen Freude keinen Antheil zu neh- men. Dieſes Gemaͤhlde, ſo wie alle uͤbrigen in dieſer vorhin offenen Gallerie, waren dem Wind und Wet- ter beſtaͤndig ausgeſetzet. Sie hatten ſehr gelitten, als Carlo Maratti es uͤbernahm, ſie auszubeſſern. Vielleicht ward er dieſen herrlichen Kunſtwerken ein gefaͤhrlicherer Feind, als der Unbeſtand der Jahrs- zeiten. Der grelle blaue Grund, den er ihnen gab, zerſtoͤrt alle Haltung, ſo daß die Figuren wie ausge- ſchnitten darauf geklebt ſcheinen. Zweiter Saal zur Linken. Nur das Gemaͤhlde der Galathea iſt dem Raphael beizulegen. Die uͤbrigen Mahlereien ſind nicht vom ihm, wie Hr. Dr. Volkmann ganz irrig Raphaels Galathea.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/149>, abgerufen am 21.11.2024.