Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Pallast Veranlassung zur Lehre, und die Gelegenheit sie wie-der zu nutzen, vor sich sieht! Dabei waren diese älteren Mahler keine Pedan- Es ist wahr! Sie machten ihnen das Ablernen wagt es, ei- nen Erzie- hungsplan für den jun- gen Künstler in Vorschlag zu bringen. Derjenige Weg, auf dem sich der Mann von Ich will einen Erziehungsplan für einen jungen beinahe
Pallaſt Veranlaſſung zur Lehre, und die Gelegenheit ſie wie-der zu nutzen, vor ſich ſieht! Dabei waren dieſe aͤlteren Mahler keine Pedan- Es iſt wahr! Sie machten ihnen das Ablernen wagt es, ei- nen Erzie- hungsplan fuͤr den jun- gen Kuͤnſtler in Vorſchlag zu bringen. Derjenige Weg, auf dem ſich der Mann von Ich will einen Erziehungsplan fuͤr einen jungen beinahe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Pallaſt</hi></fw><lb/> Veranlaſſung zur Lehre, und die Gelegenheit ſie wie-<lb/> der zu nutzen, vor ſich ſieht!</p><lb/> <p>Dabei waren dieſe aͤlteren Mahler keine Pedan-<lb/> ten; einmal, weil ſie wahre Genies waren, und dann,<lb/> weil ſie zu viel zu thun hatten, um auf Kleinigkeiten<lb/> großen Werth zu legen. Wenn ihr Schuͤler nur ſo<lb/> viel lernte, daß ſie ihn brauchen konnten; wie er es<lb/> lernte, das galt ihnen gleich viel.</p><lb/> <p>Es iſt wahr! Sie machten ihnen das Ablernen<lb/> ihrer Kunſtgriffe etwas ſchwer, aber mich duͤnkt, das<lb/> Genie, das Scharfſinn genung hat, ſie dennoch ab-<lb/> zulauern, gewinnt dabei mehr, als wenn man ihm<lb/> das Wenige, was es durch Mittheilung erhalten kann,<lb/> gar zu leicht zu erhalten macht.</p><lb/> <note place="left">Der Autor<lb/> wagt es, ei-<lb/> nen Erzie-<lb/> hungsplan<lb/> fuͤr den jun-<lb/> gen Kuͤnſtler<lb/> in Vorſchlag<lb/> zu bringen.</note> <p>Derjenige Weg, auf dem ſich der Mann von<lb/> Geſchmack, der Beſchuͤtzer, der Fuͤhrer des Talents,<lb/> um die Ausbildung des jungen Kuͤnſtlers am mehre-<lb/> ſten verdient machen kann, iſt, wie ich glaube, der,<lb/> daß er den Geiſt der Originalitaͤt in ihm bewahre;<lb/> vor irrigen Begriffen uͤber das Weſen der Kuͤnſte, und<lb/> vor fehlerhaften Mitteln zur Ausbildung warne; ihm<lb/> die Gelegenheiten zur Erlernung derjenigen Theile, de-<lb/> ren eigene Ausfindung einen unnuͤtzen Zeitverluſt nach<lb/> ſich ziehen wuͤrde, naͤher bringe; ſeine Einbildungs-<lb/> kraft und ſein Gefuͤhl fuͤr das Schoͤne immer rege er-<lb/> halte; und endlich uͤber ſeinen Fleiß und ſeine morali-<lb/> ſche Auffuͤhrung wache.</p><lb/> <p>Ich will einen Erziehungsplan fuͤr einen jungen<lb/> Kuͤnſtler beifuͤgen, nicht ſowohl mit der Anmaaßung,<lb/> dieſen als nicht zu uͤbertretende Schranken fuͤr den<lb/> Weg zur Vollkommenheit auszuſtecken, als welches<lb/> ich bei der Verſchiedenheit der Koͤpfe und Charaktere<lb/> <fw place="bottom" type="catch">beinahe</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0172]
Pallaſt
Veranlaſſung zur Lehre, und die Gelegenheit ſie wie-
der zu nutzen, vor ſich ſieht!
Dabei waren dieſe aͤlteren Mahler keine Pedan-
ten; einmal, weil ſie wahre Genies waren, und dann,
weil ſie zu viel zu thun hatten, um auf Kleinigkeiten
großen Werth zu legen. Wenn ihr Schuͤler nur ſo
viel lernte, daß ſie ihn brauchen konnten; wie er es
lernte, das galt ihnen gleich viel.
Es iſt wahr! Sie machten ihnen das Ablernen
ihrer Kunſtgriffe etwas ſchwer, aber mich duͤnkt, das
Genie, das Scharfſinn genung hat, ſie dennoch ab-
zulauern, gewinnt dabei mehr, als wenn man ihm
das Wenige, was es durch Mittheilung erhalten kann,
gar zu leicht zu erhalten macht.
Derjenige Weg, auf dem ſich der Mann von
Geſchmack, der Beſchuͤtzer, der Fuͤhrer des Talents,
um die Ausbildung des jungen Kuͤnſtlers am mehre-
ſten verdient machen kann, iſt, wie ich glaube, der,
daß er den Geiſt der Originalitaͤt in ihm bewahre;
vor irrigen Begriffen uͤber das Weſen der Kuͤnſte, und
vor fehlerhaften Mitteln zur Ausbildung warne; ihm
die Gelegenheiten zur Erlernung derjenigen Theile, de-
ren eigene Ausfindung einen unnuͤtzen Zeitverluſt nach
ſich ziehen wuͤrde, naͤher bringe; ſeine Einbildungs-
kraft und ſein Gefuͤhl fuͤr das Schoͤne immer rege er-
halte; und endlich uͤber ſeinen Fleiß und ſeine morali-
ſche Auffuͤhrung wache.
Ich will einen Erziehungsplan fuͤr einen jungen
Kuͤnſtler beifuͤgen, nicht ſowohl mit der Anmaaßung,
dieſen als nicht zu uͤbertretende Schranken fuͤr den
Weg zur Vollkommenheit auszuſtecken, als welches
ich bei der Verſchiedenheit der Koͤpfe und Charaktere
beinahe
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