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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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über die einzelnen Kirchen.
keit zu vermeiden, die Figuren in Handlung setzen
müssen.

Hier warne ich den Künstler nur vor dem Fehler:
seiner allegorischen Menschenfigur keine Form zu ge-
ben, ihr keine Handlung beizulegen, welche der ur-
sprünglichen Fähigkeit oder Fassung der Seele wider-
spricht, welche die bezeichnete Eigenschaft voraussetzt.
Das Attribut wird den Fehler der Zweideutigkeit und
Unverständlichkeit eher verstärken, als verbessern.

So viel über allegorische Bilder. Wie ich über
allegorische Vorstellungen denke, darüber habe ich
mich schon an mehreren Orten erklärt; ich will hier
weiter nichts darüber anführen.

Bei Grabmälern kann eine besondere Art von
allegorischen Bildern und Vorstellungen angebracht
werden, welche Algarotti 6) und nach ihm Mendel-
sohn 7) angerathen haben: nämlich die Darstellung
specieller Begebenheiten aus der Geschichte, bei denen
die unsinnliche Eigenschaft, von der man einen Be-
griff geben möchte, bei ähnlichen Veranlassungen be-
sonders geschäfftig gewesen ist.

So hat die Kaiserin von Rußland auf die Dien-
ste, welche der Fürst Orlow dem Vaterlande durch
seine nützlichen Anstalten zur Abwendung der Pest,
selbst mit der augenscheinlichsten Gefahr des Lebens,
geleistet hat, eine Medaille schlagen lassen, auf deren
einen Seite das Brustbild des Fürsten, auf der an-
dern aber Curtius, der sich in den Abgrund stürzt, um

sein
6) Saggio sopra la pittura.
7) Ueber die Hauptgrundsätze der schönen Künste und
Wissenschaften.

uͤber die einzelnen Kirchen.
keit zu vermeiden, die Figuren in Handlung ſetzen
muͤſſen.

Hier warne ich den Kuͤnſtler nur vor dem Fehler:
ſeiner allegoriſchen Menſchenfigur keine Form zu ge-
ben, ihr keine Handlung beizulegen, welche der ur-
ſpruͤnglichen Faͤhigkeit oder Faſſung der Seele wider-
ſpricht, welche die bezeichnete Eigenſchaft vorausſetzt.
Das Attribut wird den Fehler der Zweideutigkeit und
Unverſtaͤndlichkeit eher verſtaͤrken, als verbeſſern.

So viel uͤber allegoriſche Bilder. Wie ich uͤber
allegoriſche Vorſtellungen denke, daruͤber habe ich
mich ſchon an mehreren Orten erklaͤrt; ich will hier
weiter nichts daruͤber anfuͤhren.

Bei Grabmaͤlern kann eine beſondere Art von
allegoriſchen Bildern und Vorſtellungen angebracht
werden, welche Algarotti 6) und nach ihm Mendel-
ſohn 7) angerathen haben: naͤmlich die Darſtellung
ſpecieller Begebenheiten aus der Geſchichte, bei denen
die unſinnliche Eigenſchaft, von der man einen Be-
griff geben moͤchte, bei aͤhnlichen Veranlaſſungen be-
ſonders geſchaͤfftig geweſen iſt.

So hat die Kaiſerin von Rußland auf die Dien-
ſte, welche der Fuͤrſt Orlow dem Vaterlande durch
ſeine nuͤtzlichen Anſtalten zur Abwendung der Peſt,
ſelbſt mit der augenſcheinlichſten Gefahr des Lebens,
geleiſtet hat, eine Medaille ſchlagen laſſen, auf deren
einen Seite das Bruſtbild des Fuͤrſten, auf der an-
dern aber Curtius, der ſich in den Abgrund ſtuͤrzt, um

ſein
6) Saggio ſopra la pittura.
7) Ueber die Hauptgrundſaͤtze der ſchoͤnen Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften.
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[221/0245] uͤber die einzelnen Kirchen. keit zu vermeiden, die Figuren in Handlung ſetzen muͤſſen. Hier warne ich den Kuͤnſtler nur vor dem Fehler: ſeiner allegoriſchen Menſchenfigur keine Form zu ge- ben, ihr keine Handlung beizulegen, welche der ur- ſpruͤnglichen Faͤhigkeit oder Faſſung der Seele wider- ſpricht, welche die bezeichnete Eigenſchaft vorausſetzt. Das Attribut wird den Fehler der Zweideutigkeit und Unverſtaͤndlichkeit eher verſtaͤrken, als verbeſſern. So viel uͤber allegoriſche Bilder. Wie ich uͤber allegoriſche Vorſtellungen denke, daruͤber habe ich mich ſchon an mehreren Orten erklaͤrt; ich will hier weiter nichts daruͤber anfuͤhren. Bei Grabmaͤlern kann eine beſondere Art von allegoriſchen Bildern und Vorſtellungen angebracht werden, welche Algarotti 6) und nach ihm Mendel- ſohn 7) angerathen haben: naͤmlich die Darſtellung ſpecieller Begebenheiten aus der Geſchichte, bei denen die unſinnliche Eigenſchaft, von der man einen Be- griff geben moͤchte, bei aͤhnlichen Veranlaſſungen be- ſonders geſchaͤfftig geweſen iſt. So hat die Kaiſerin von Rußland auf die Dien- ſte, welche der Fuͤrſt Orlow dem Vaterlande durch ſeine nuͤtzlichen Anſtalten zur Abwendung der Peſt, ſelbſt mit der augenſcheinlichſten Gefahr des Lebens, geleiſtet hat, eine Medaille ſchlagen laſſen, auf deren einen Seite das Bruſtbild des Fuͤrſten, auf der an- dern aber Curtius, der ſich in den Abgrund ſtuͤrzt, um ſein 6) Saggio ſopra la pittura. 7) Ueber die Hauptgrundſaͤtze der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/245>, abgerufen am 27.11.2024.