Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Anmerkungen reißt den Mund auf und verdreht die Augen. IhreFinger sind wie Spindeln gestaltet. Die Gewänder von schlechtem Geschmack. Bernini, der immer in der Sculptur mahlen wollte, hat wenigstens den Vor- theil daraus gezogen, daß er seine Statue vortrefflich zu stellen wußte. Die unsrige steht in einem vortheil- haften Lichte. Das Bild der heil. Maria, welche der Annibale Carraccio. + Die Mutter Gottes bei dem Leichnam Die Anordnung dieses Bildes ist sehr gut. Der Ausdruck in den Köpfen ist sehr wahr und Die 32) G. d. K. S. 297.
Anmerkungen reißt den Mund auf und verdreht die Augen. IhreFinger ſind wie Spindeln geſtaltet. Die Gewaͤnder von ſchlechtem Geſchmack. Bernini, der immer in der Sculptur mahlen wollte, hat wenigſtens den Vor- theil daraus gezogen, daß er ſeine Statue vortrefflich zu ſtellen wußte. Die unſrige ſteht in einem vortheil- haften Lichte. Das Bild der heil. Maria, welche der Annibale Carraccio. † Die Mutter Gottes bei dem Leichnam Die Anordnung dieſes Bildes iſt ſehr gut. Der Ausdruck in den Koͤpfen iſt ſehr wahr und Die 32) G. d. K. S. 297.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0296" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anmerkungen</hi></fw><lb/> reißt den Mund auf und verdreht die Augen. Ihre<lb/> Finger ſind wie Spindeln geſtaltet. Die Gewaͤnder<lb/> von ſchlechtem Geſchmack. Bernini, der immer in<lb/> der Sculptur mahlen wollte, hat wenigſtens den Vor-<lb/> theil daraus gezogen, daß er ſeine Statue <choice><sic>vortreſflich</sic><corr>vortrefflich</corr></choice><lb/> zu ſtellen wußte. Die unſrige ſteht in einem vortheil-<lb/> haften Lichte.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Das Bild der heil. Maria, welche der<lb/> heil. Anna das Kind Jeſus uͤbergiebt, von<lb/> Baciccio,</hi> hat viel von der Manier des Pietro da<lb/> Cortona; aber es iſt incorrekter gezeichnet, und nicht<lb/> ſo leicht behandelt.</p><lb/> <note place="left">Pietà von<lb/> Annibale<lb/> Carraccio.</note> <p>† <hi rendition="#fr">Die Mutter Gottes bei dem Leichnam<lb/> Chriſti, von Annibale Carraccio.</hi> Winkel-<lb/> mann fuͤhrt aus dieſem Gemaͤhlde die Figur Chriſti,<lb/> als Muſter einer edlen, dem Begriff des Gottmen-<lb/> ſchen angemeſſenen Geſtalt an. <note place="foot" n="32)">G. d. K. S. 297.</note></p><lb/> <p>Die Anordnung dieſes Bildes iſt ſehr gut.<lb/> Der Leichnam Chriſti ruhet nur auf halben Leib an<lb/> den Knien der Madonna, welches mir viel natuͤrli-<lb/> cher ſcheinet, als ſie mit dem ganzen Gewicht eines<lb/> todten Koͤrpers erdruͤcken zu laſſen. Auf der einen<lb/> Seite ſteht die heil. Magdalena, und auf der andern<lb/> der heil. Franciſcus. Zwei Engel zeigen die Wun-<lb/> den des Heilands. Man ſieht, daß unſere Compoſi-<lb/> tion ganz verſchieden von den Wiederholungen dieſes<lb/> Suͤjets zu Capo di Monte und im Pallaſt Doria iſt.</p><lb/> <p>Der Ausdruck in den Koͤpfen iſt ſehr wahr und<lb/> ſehr edel. Daſſelbe kann man von den Stellungen<lb/> uͤberhaupt ſagen, und von der der heil. Magdalena<lb/> noch beſonders, daß ſie reizend iſt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0296]
Anmerkungen
reißt den Mund auf und verdreht die Augen. Ihre
Finger ſind wie Spindeln geſtaltet. Die Gewaͤnder
von ſchlechtem Geſchmack. Bernini, der immer in
der Sculptur mahlen wollte, hat wenigſtens den Vor-
theil daraus gezogen, daß er ſeine Statue vortrefflich
zu ſtellen wußte. Die unſrige ſteht in einem vortheil-
haften Lichte.
Das Bild der heil. Maria, welche der
heil. Anna das Kind Jeſus uͤbergiebt, von
Baciccio, hat viel von der Manier des Pietro da
Cortona; aber es iſt incorrekter gezeichnet, und nicht
ſo leicht behandelt.
† Die Mutter Gottes bei dem Leichnam
Chriſti, von Annibale Carraccio. Winkel-
mann fuͤhrt aus dieſem Gemaͤhlde die Figur Chriſti,
als Muſter einer edlen, dem Begriff des Gottmen-
ſchen angemeſſenen Geſtalt an. 32)
Die Anordnung dieſes Bildes iſt ſehr gut.
Der Leichnam Chriſti ruhet nur auf halben Leib an
den Knien der Madonna, welches mir viel natuͤrli-
cher ſcheinet, als ſie mit dem ganzen Gewicht eines
todten Koͤrpers erdruͤcken zu laſſen. Auf der einen
Seite ſteht die heil. Magdalena, und auf der andern
der heil. Franciſcus. Zwei Engel zeigen die Wun-
den des Heilands. Man ſieht, daß unſere Compoſi-
tion ganz verſchieden von den Wiederholungen dieſes
Suͤjets zu Capo di Monte und im Pallaſt Doria iſt.
Der Ausdruck in den Koͤpfen iſt ſehr wahr und
ſehr edel. Daſſelbe kann man von den Stellungen
uͤberhaupt ſagen, und von der der heil. Magdalena
noch beſonders, daß ſie reizend iſt.
Die
32) G. d. K. S. 297.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |