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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen

Die Decke der Sacristei hat Pietro da
Cortona
al Fresco ausgemahlt. Ein großer
Erzengel fliegt mit dem Kreuze, und kleine
Cherubims tragen die übrigen Passionsin-
strumente.
Die Figur des Erzengels fliegt sehr
gut, hat nur eine etwas gezwungene Stellung. Das
Kreuz, welches er trägt, und welches in der Ver-
kürzung von unten auf gesehen wird, ist ein Meister-
stück von Perspektiv. Die Farbe ist frisch, kräftig,
und hat schöne Mitteltinten.

Die Gruppe des heil. Philippus Neri mit
dem Engel ist
von Algardi. Sie ist nicht ohne
alle Incorrektion, aber dennoch ein gutes Werk, an
dem die Köpfe schön, das Fleisch zart, und die Ge-
wänder gut geworfen sind.

In dem zu dieser Kirche gehörigen Kloster
sieht man zwei Capellen.

In der untersten, wo der Stuhl des heiligen
Philippus Neri aufbewahrt wird, hat Guercino
+ den Heiligen gemahlt, dem ein Engel erscheint.
Dieses Bild ist aus seiner besten Manier. Man
bewundert seine Kunst vorzüglich an dem Kopfe und
an den Händen des Heiligen, in denen, was Guer-
cino's Stärke überhaupt war, die feinen Uebergänge
einer Muskel in die andere vortrefflich ausgedrückt sind.

Das Gemählde ist schlecht erleuchtet, man muß
ein Licht fordern, um es recht zu sehen.

In der obern Capelle, wo das Gemählde
des Heiligen aufbewahrt wird, hat Pietro da Cor-
tona die Assumption des Heiligen
gemahlt. Es
ist eine schöne Verkürzung, die mit einem frischen und
kräftigen Pinsel ausgeführt ist.

Hie-
Anmerkungen

Die Decke der Sacriſtei hat Pietro da
Cortona
al Freſco ausgemahlt. Ein großer
Erzengel fliegt mit dem Kreuze, und kleine
Cherubims tragen die uͤbrigen Paſſionsin-
ſtrumente.
Die Figur des Erzengels fliegt ſehr
gut, hat nur eine etwas gezwungene Stellung. Das
Kreuz, welches er traͤgt, und welches in der Ver-
kuͤrzung von unten auf geſehen wird, iſt ein Meiſter-
ſtuͤck von Perſpektiv. Die Farbe iſt friſch, kraͤftig,
und hat ſchoͤne Mitteltinten.

Die Gruppe des heil. Philippus Neri mit
dem Engel iſt
von Algardi. Sie iſt nicht ohne
alle Incorrektion, aber dennoch ein gutes Werk, an
dem die Koͤpfe ſchoͤn, das Fleiſch zart, und die Ge-
waͤnder gut geworfen ſind.

In dem zu dieſer Kirche gehoͤrigen Kloſter
ſieht man zwei Capellen.

In der unterſten, wo der Stuhl des heiligen
Philippus Neri aufbewahrt wird, hat Guercino
den Heiligen gemahlt, dem ein Engel erſcheint.
Dieſes Bild iſt aus ſeiner beſten Manier. Man
bewundert ſeine Kunſt vorzuͤglich an dem Kopfe und
an den Haͤnden des Heiligen, in denen, was Guer-
cino’s Staͤrke uͤberhaupt war, die feinen Uebergaͤnge
einer Muskel in die andere vortrefflich ausgedruͤckt ſind.

Das Gemaͤhlde iſt ſchlecht erleuchtet, man muß
ein Licht fordern, um es recht zu ſehen.

In der obern Capelle, wo das Gemaͤhlde
des Heiligen aufbewahrt wird, hat Pietro da Cor-
tona die Aſſumption des Heiligen
gemahlt. Es
iſt eine ſchoͤne Verkuͤrzung, die mit einem friſchen und
kraͤftigen Pinſel ausgefuͤhrt iſt.

Hie-
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[316/0340] Anmerkungen Die Decke der Sacriſtei hat Pietro da Cortona al Freſco ausgemahlt. Ein großer Erzengel fliegt mit dem Kreuze, und kleine Cherubims tragen die uͤbrigen Paſſionsin- ſtrumente. Die Figur des Erzengels fliegt ſehr gut, hat nur eine etwas gezwungene Stellung. Das Kreuz, welches er traͤgt, und welches in der Ver- kuͤrzung von unten auf geſehen wird, iſt ein Meiſter- ſtuͤck von Perſpektiv. Die Farbe iſt friſch, kraͤftig, und hat ſchoͤne Mitteltinten. Die Gruppe des heil. Philippus Neri mit dem Engel iſt von Algardi. Sie iſt nicht ohne alle Incorrektion, aber dennoch ein gutes Werk, an dem die Koͤpfe ſchoͤn, das Fleiſch zart, und die Ge- waͤnder gut geworfen ſind. In dem zu dieſer Kirche gehoͤrigen Kloſter ſieht man zwei Capellen. In der unterſten, wo der Stuhl des heiligen Philippus Neri aufbewahrt wird, hat Guercino † den Heiligen gemahlt, dem ein Engel erſcheint. Dieſes Bild iſt aus ſeiner beſten Manier. Man bewundert ſeine Kunſt vorzuͤglich an dem Kopfe und an den Haͤnden des Heiligen, in denen, was Guer- cino’s Staͤrke uͤberhaupt war, die feinen Uebergaͤnge einer Muskel in die andere vortrefflich ausgedruͤckt ſind. Das Gemaͤhlde iſt ſchlecht erleuchtet, man muß ein Licht fordern, um es recht zu ſehen. In der obern Capelle, wo das Gemaͤhlde des Heiligen aufbewahrt wird, hat Pietro da Cor- tona die Aſſumption des Heiligen gemahlt. Es iſt eine ſchoͤne Verkuͤrzung, die mit einem friſchen und kraͤftigen Pinſel ausgefuͤhrt iſt. Hie-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/340>, abgerufen am 21.11.2024.