+ Die heil. Cäcilia von Carravaggio. Ein Gemählde voller Wahrheit. Aber der Charakter der Heiligen erhebt sich nicht über den einer ge- meinen Zitherspielerin. Die Copie ist im Pallast Barberini.
Christ und das Cananäische Weib, man sagt, von Albano.
Neuntes Zimmer oder Zimmer mit der Vase.
+ Der Bethlehemitische Kindermord vonDer Bethle- hemitische Kindermord von Poussin. Poussin. So viel Aufhebens als viele Kenner von der Schönheit der Zusammensetzung dieses Bildes ma- chen, scheint sie mir nicht zu verdienen. Freilich ist die Weisheit zu loben, mit der uns der Künstler nur einen Theil einer Scene des Schreckens vor Augen gelegt hat, welche die Einbildungskraft so vieler Mahler bis zum Ekel auszudehnen, und unter ver- schiedenen Gestalten zu vervielfältigen gewußt hat. Hier hat ein Henker schon dem kleinen unglücklichen Opfer seiner Wuth, das vor ihm zur Erde gestreckt liegt, einen Stich in die Seite gegeben, er setzt ihm den Fuß auf die Brust, es zu erdrücken, und holt mit dem Arm einen neuen Streich aus, der ihm vollends den Rest geben soll. Die verzweifelnde Mutter nimmt ihre Zuflucht zum Flehen, indem sie zu gleicher Zeit alle ihre Stärke zusammenrafft, um diese letzte ihrer Hoffnungen zu retten. Sie liegt zu
des
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Pallaſt Giuſtiniani.
Achtes Zimmer.
† Die heil. Caͤcilia von Carravaggio. Ein Gemaͤhlde voller Wahrheit. Aber der Charakter der Heiligen erhebt ſich nicht uͤber den einer ge- meinen Zitherſpielerin. Die Copie iſt im Pallaſt Barberini.
Chriſt und das Cananaͤiſche Weib, man ſagt, von Albano.
Neuntes Zimmer oder Zimmer mit der Vaſe.
† Der Bethlehemitiſche Kindermord vonDer Bethle- hemitiſche Kindermord von Pouſſin. Pouſſin. So viel Aufhebens als viele Kenner von der Schoͤnheit der Zuſammenſetzung dieſes Bildes ma- chen, ſcheint ſie mir nicht zu verdienen. Freilich iſt die Weisheit zu loben, mit der uns der Kuͤnſtler nur einen Theil einer Scene des Schreckens vor Augen gelegt hat, welche die Einbildungskraft ſo vieler Mahler bis zum Ekel auszudehnen, und unter ver- ſchiedenen Geſtalten zu vervielfaͤltigen gewußt hat. Hier hat ein Henker ſchon dem kleinen ungluͤcklichen Opfer ſeiner Wuth, das vor ihm zur Erde geſtreckt liegt, einen Stich in die Seite gegeben, er ſetzt ihm den Fuß auf die Bruſt, es zu erdruͤcken, und holt mit dem Arm einen neuen Streich aus, der ihm vollends den Reſt geben ſoll. Die verzweifelnde Mutter nimmt ihre Zuflucht zum Flehen, indem ſie zu gleicher Zeit alle ihre Staͤrke zuſammenrafft, um dieſe letzte ihrer Hoffnungen zu retten. Sie liegt zu
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Pallaſt Giuſtiniani.
Achtes Zimmer.
† Die heil. Caͤcilia von Carravaggio. Ein
Gemaͤhlde voller Wahrheit. Aber der Charakter
der Heiligen erhebt ſich nicht uͤber den einer ge-
meinen Zitherſpielerin. Die Copie iſt im Pallaſt
Barberini.
Chriſt und das Cananaͤiſche Weib, man
ſagt, von Albano.
Neuntes Zimmer oder Zimmer mit
der Vaſe.
† Der Bethlehemitiſche Kindermord von
Pouſſin. So viel Aufhebens als viele Kenner von
der Schoͤnheit der Zuſammenſetzung dieſes Bildes ma-
chen, ſcheint ſie mir nicht zu verdienen. Freilich iſt
die Weisheit zu loben, mit der uns der Kuͤnſtler nur
einen Theil einer Scene des Schreckens vor Augen
gelegt hat, welche die Einbildungskraft ſo vieler
Mahler bis zum Ekel auszudehnen, und unter ver-
ſchiedenen Geſtalten zu vervielfaͤltigen gewußt hat.
Hier hat ein Henker ſchon dem kleinen ungluͤcklichen
Opfer ſeiner Wuth, das vor ihm zur Erde geſtreckt
liegt, einen Stich in die Seite gegeben, er ſetzt ihm
den Fuß auf die Bruſt, es zu erdruͤcken, und holt
mit dem Arm einen neuen Streich aus, der ihm
vollends den Reſt geben ſoll. Die verzweifelnde
Mutter nimmt ihre Zuflucht zum Flehen, indem ſie
zu gleicher Zeit alle ihre Staͤrke zuſammenrafft, um
dieſe letzte ihrer Hoffnungen zu retten. Sie liegt zu
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Der Bethle-
hemitiſche
Kindermord
von Pouſſin.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/65>, abgerufen am 16.02.2025.
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