Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.folgen sich geschwinder, du lächelst! Ha! mein Bild steht vor deiner Seele! Schon streckst du deine Arme nach mir aus, rufst meinen Nahmen, - und erwachst! - Seufzend erblickst du das Licht des anbrechenden Tages, der dich in deine Einsamkeit zurückbringt. Du schließest deine Augen noch einmahl, die geliebte Täuschung umzuholen, aber vergebens! Unfähig den Flüchtling zu erhaschen, erflehst du jetzt vom Himmel Segen für uns beyde, und erneuerst die Gelübde ewiger Liebe und Tugend! O Correggio, o Guido! Von euern Madonnen entlehne ich die Gestalt meiner betenden Geliebten! O Fielding, o Rousseau, eure Sophien erscheinen mir, wenn ich sie jetzt in der Ausübung mühsamer Pflichten, oder unterhaltender Talente sehe! Ueberall leiht ihr die Liebe neue Stärke und einen reitzenden Ausdruck! Ja, sie wähnt, mein Ohr horche auf ihren Gesang, mein Auge prüfe das Werk ihrer Nadel, meine Hand leite sie in die Hütte des Armen, den ihr Zuspruch mehr als ihre thätige Hülfe erfreut! So schmücke ich dein liebes Wesen, Freundin, und o! der seligen Zukunft, die uns wieder vereinigt! Ein goldenes Zeitalter, ein Eden, aus allem zusammengesetzt, was Natur und Kunst, was Erfahrung und Ahndung reitzendes darbiethen, bildet sich mein schaffender Genius zum Wohnort für uns beyde! Komm, komm hier in meine Arme! Ewige Huldigungen sind dir hier bereitet, unaussprechliche Lust an edler Geselligkeit, und vor allem Wonne der Liebe, ohne Furcht vor Sättigung, und ohne Besorgniß gewaltsamer Störung! folgen sich geschwinder, du lächelst! Ha! mein Bild steht vor deiner Seele! Schon streckst du deine Arme nach mir aus, rufst meinen Nahmen, – und erwachst! – Seufzend erblickst du das Licht des anbrechenden Tages, der dich in deine Einsamkeit zurückbringt. Du schließest deine Augen noch einmahl, die geliebte Täuschung umzuholen, aber vergebens! Unfähig den Flüchtling zu erhaschen, erflehst du jetzt vom Himmel Segen für uns beyde, und erneuerst die Gelübde ewiger Liebe und Tugend! O Correggio, o Guido! Von euern Madonnen entlehne ich die Gestalt meiner betenden Geliebten! O Fielding, o Rousseau, eure Sophien erscheinen mir, wenn ich sie jetzt in der Ausübung mühsamer Pflichten, oder unterhaltender Talente sehe! Ueberall leiht ihr die Liebe neue Stärke und einen reitzenden Ausdruck! Ja, sie wähnt, mein Ohr horche auf ihren Gesang, mein Auge prüfe das Werk ihrer Nadel, meine Hand leite sie in die Hütte des Armen, den ihr Zuspruch mehr als ihre thätige Hülfe erfreut! So schmücke ich dein liebes Wesen, Freundin, und o! der seligen Zukunft, die uns wieder vereinigt! Ein goldenes Zeitalter, ein Eden, aus allem zusammengesetzt, was Natur und Kunst, was Erfahrung und Ahndung reitzendes darbiethen, bildet sich mein schaffender Genius zum Wohnort für uns beyde! Komm, komm hier in meine Arme! Ewige Huldigungen sind dir hier bereitet, unaussprechliche Lust an edler Geselligkeit, und vor allem Wonne der Liebe, ohne Furcht vor Sättigung, und ohne Besorgniß gewaltsamer Störung! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0279" n="279"/> folgen sich geschwinder, du lächelst! Ha! mein Bild steht vor deiner Seele! Schon streckst du deine Arme nach mir aus, rufst meinen Nahmen, – und erwachst! – Seufzend erblickst du das Licht des anbrechenden Tages, der dich in deine Einsamkeit zurückbringt. Du schließest deine Augen noch einmahl, die geliebte Täuschung umzuholen, aber vergebens! Unfähig den Flüchtling zu erhaschen, erflehst du jetzt vom Himmel Segen für uns beyde, und erneuerst die Gelübde ewiger Liebe und Tugend! O Correggio, o Guido! Von euern Madonnen entlehne ich die Gestalt meiner betenden Geliebten! O Fielding, o Rousseau, eure Sophien erscheinen mir, wenn ich sie jetzt in der Ausübung mühsamer Pflichten, oder unterhaltender Talente sehe! Ueberall leiht ihr die Liebe neue Stärke und einen reitzenden Ausdruck! Ja, sie wähnt, mein Ohr horche auf ihren Gesang, mein Auge prüfe das Werk ihrer Nadel, meine Hand leite sie in die Hütte des Armen, den ihr Zuspruch mehr als ihre thätige Hülfe erfreut! So schmücke ich dein liebes Wesen, Freundin, und o! der seligen Zukunft, die uns wieder vereinigt! Ein goldenes Zeitalter, ein Eden, aus allem zusammengesetzt, was Natur und Kunst, was Erfahrung und Ahndung reitzendes darbiethen, bildet sich mein schaffender Genius zum Wohnort für uns beyde! Komm, komm hier in meine Arme! Ewige Huldigungen sind dir hier bereitet, unaussprechliche Lust an edler Geselligkeit, und vor allem Wonne der Liebe, ohne Furcht vor Sättigung, und ohne Besorgniß gewaltsamer Störung!</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0279]
folgen sich geschwinder, du lächelst! Ha! mein Bild steht vor deiner Seele! Schon streckst du deine Arme nach mir aus, rufst meinen Nahmen, – und erwachst! – Seufzend erblickst du das Licht des anbrechenden Tages, der dich in deine Einsamkeit zurückbringt. Du schließest deine Augen noch einmahl, die geliebte Täuschung umzuholen, aber vergebens! Unfähig den Flüchtling zu erhaschen, erflehst du jetzt vom Himmel Segen für uns beyde, und erneuerst die Gelübde ewiger Liebe und Tugend! O Correggio, o Guido! Von euern Madonnen entlehne ich die Gestalt meiner betenden Geliebten! O Fielding, o Rousseau, eure Sophien erscheinen mir, wenn ich sie jetzt in der Ausübung mühsamer Pflichten, oder unterhaltender Talente sehe! Ueberall leiht ihr die Liebe neue Stärke und einen reitzenden Ausdruck! Ja, sie wähnt, mein Ohr horche auf ihren Gesang, mein Auge prüfe das Werk ihrer Nadel, meine Hand leite sie in die Hütte des Armen, den ihr Zuspruch mehr als ihre thätige Hülfe erfreut! So schmücke ich dein liebes Wesen, Freundin, und o! der seligen Zukunft, die uns wieder vereinigt! Ein goldenes Zeitalter, ein Eden, aus allem zusammengesetzt, was Natur und Kunst, was Erfahrung und Ahndung reitzendes darbiethen, bildet sich mein schaffender Genius zum Wohnort für uns beyde! Komm, komm hier in meine Arme! Ewige Huldigungen sind dir hier bereitet, unaussprechliche Lust an edler Geselligkeit, und vor allem Wonne der Liebe, ohne Furcht vor Sättigung, und ohne Besorgniß gewaltsamer Störung!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |