Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.sind sie gewiß nicht gewesen, diese Verbindungen, und nirgends finden wir sichere, aus den Werken der Troubadours selbst genommene Beweise, daß dergleichen Verhältnisse zwischen einer verheiratheten Dame und ihrem Liebhaber unter Autorität der Sitten, und mit Genehmigung des Gatten bestanden hätten. 37) Vielmehr finden wir häufige Klagen über die Eifersucht der Männer, und die Verläumdung der Auflaurer. Alle Schilderungen der Sitten der damahligen Zeit, womit die Sirventen der Troubadours so häufig angefüllt sind, beweisen ihre Verdorbenheit. Jene langen Prüfungen der Liebhaber, ihre Beharrlichkeit, Treue, Discretion, werden vom Anfange des zwölften Jahrhunderts an, bis zu Ende des dreyzehnten hin, als längst veraltete Vorzüge geschildert. Häufige Satyren auf die Weiber stellen diese in dem schlechtesten Lichte dar: einem Jeden feil für Geld, ausschweifend in ihren Begierden, ausgelernt in den Künsten der Koquetterie. Eben so häufig sind die Klagen über Ehebruch, und die Ungewißheit der Väter, ob die Kinder, welche ihre Gattinnen ihnen zuschrieben, auch die ihrigen wären. 38) Kein Wunder also, wenn jene edleren Verbindungen selbst den Dichtern, die sie zum Stoffe ihrer Kompositionen 37) Was Millot unter dem Artikel: Guillaume de St. Didier anführt, beweiset gerade das Gegentheil. Der Vicomte de Polignac sang seiner Gattin Verse vor, worin der Mann in die Intrigue einwilligt, aber ohne zu wissen, daß sie für ihn gemacht waren. Ohnehin ist das Ganze offenbar eine Dichterfiktion. 38) S. besonders die Artikel: Arnaud de Carcasses, Pierre de Corbian, Gavaudin le vieux, Vaqueiras, Savary de Mauleön, Folquet, und andere mehr.
sind sie gewiß nicht gewesen, diese Verbindungen, und nirgends finden wir sichere, aus den Werken der Troubadours selbst genommene Beweise, daß dergleichen Verhältnisse zwischen einer verheiratheten Dame und ihrem Liebhaber unter Autorität der Sitten, und mit Genehmigung des Gatten bestanden hätten. 37) Vielmehr finden wir häufige Klagen über die Eifersucht der Männer, und die Verläumdung der Auflaurer. Alle Schilderungen der Sitten der damahligen Zeit, womit die Sirventen der Troubadours so häufig angefüllt sind, beweisen ihre Verdorbenheit. Jene langen Prüfungen der Liebhaber, ihre Beharrlichkeit, Treue, Discretion, werden vom Anfange des zwölften Jahrhunderts an, bis zu Ende des dreyzehnten hin, als längst veraltete Vorzüge geschildert. Häufige Satyren auf die Weiber stellen diese in dem schlechtesten Lichte dar: einem Jeden feil für Geld, ausschweifend in ihren Begierden, ausgelernt in den Künsten der Koquetterie. Eben so häufig sind die Klagen über Ehebruch, und die Ungewißheit der Väter, ob die Kinder, welche ihre Gattinnen ihnen zuschrieben, auch die ihrigen wären. 38) Kein Wunder also, wenn jene edleren Verbindungen selbst den Dichtern, die sie zum Stoffe ihrer Kompositionen 37) Was Millot unter dem Artikel: Guillaume de St. Didier anführt, beweiset gerade das Gegentheil. Der Vicomte de Polignac sang seiner Gattin Verse vor, worin der Mann in die Intrigue einwilligt, aber ohne zu wissen, daß sie für ihn gemacht waren. Ohnehin ist das Ganze offenbar eine Dichterfiktion. 38) S. besonders die Artikel: Arnaud de Carcasses, Pierre de Corbian, Gavaudin le vieux, Vaqueiras, Savary de Mauleön, Folquet, und andere mehr.
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sind sie gewiß nicht gewesen, diese Verbindungen, und nirgends finden wir sichere, aus den Werken der Troubadours selbst genommene Beweise, daß dergleichen Verhältnisse zwischen einer verheiratheten Dame und ihrem Liebhaber unter Autorität der Sitten, und mit Genehmigung des Gatten bestanden hätten. 37) Vielmehr finden wir häufige Klagen über die Eifersucht der Männer, und die Verläumdung der Auflaurer.
Alle Schilderungen der Sitten der damahligen Zeit, womit die Sirventen der Troubadours so häufig angefüllt sind, beweisen ihre Verdorbenheit. Jene langen Prüfungen der Liebhaber, ihre Beharrlichkeit, Treue, Discretion, werden vom Anfange des zwölften Jahrhunderts an, bis zu Ende des dreyzehnten hin, als längst veraltete Vorzüge geschildert. Häufige Satyren auf die Weiber stellen diese in dem schlechtesten Lichte dar: einem Jeden feil für Geld, ausschweifend in ihren Begierden, ausgelernt in den Künsten der Koquetterie. Eben so häufig sind die Klagen über Ehebruch, und die Ungewißheit der Väter, ob die Kinder, welche ihre Gattinnen ihnen zuschrieben, auch die ihrigen wären. 38)
Kein Wunder also, wenn jene edleren Verbindungen selbst den Dichtern, die sie zum Stoffe ihrer Kompositionen
37) Was Millot unter dem Artikel: Guillaume de St. Didier anführt, beweiset gerade das Gegentheil. Der Vicomte de Polignac sang seiner Gattin Verse vor, worin der Mann in die Intrigue einwilligt, aber ohne zu wissen, daß sie für ihn gemacht waren. Ohnehin ist das Ganze offenbar eine Dichterfiktion.
38) S. besonders die Artikel: Arnaud de Carcasses, Pierre de Corbian, Gavaudin le vieux, Vaqueiras, Savary de Mauleön, Folquet, und andere mehr.
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