Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.zum Ogier. Sie thut ihm einen sehr materiellen Liebesantrag, den aber Ogier abweiset, indem er die Dankbarkeit vorschützt, die er dem Könige schuldig sey. Die Königin hebt seine Bedenklichkeiten durch Vorzeigung des Briefes, und es folgt nun eine Vereinigung, deren Beschreibung den Anstand aufs äußerste beleidigt. Ogier bedankt sich beym Weggehen für den guten Zeitvertreib. 66) Die Königin wird des Ehebruchs und der Verrätherey angeklagt. Ogier schickt einen seiner Ritter ab, ihre Unschuld in einem Zweykampfe zu vertheidigen. Die Königin hält bey dieser Gelegenheit eine Anrede an ihren Vertheidiger, die zu merkwürdig ist, um sie nicht hieher zu setzen. "Ihr wißt, edler Ritter, was an der Sache ist. Ich glaube, daß ich keinen Meineid begehe, wenn um der Liebe und des Lebens willen der Mund auf die eine Seite spricht, und das Herz seine eigenen Gedanken hat. Gott verlangt nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bessere und bekehre: und darum mein Vertheidiger, fürchte ich keine Gefahr für euch!" Nein, nein! antwortet der Ritter; laßt mir die Sorge! - Die Königin wird gerechtfertigt. Ihr Ankläger, sagt der Autor, ward besiegt, so sehr das Recht auch auf seiner Seite war. Bey der Gelegenheit, als der schönen Gloriande Gewalt angethan werden soll, schlägt sie ihrem Räuber dergestalt ins Gesicht, daß ihm die Zähne aus dem Munde fallen. Nach dem Tode des Königs Archer von England, der Lehnsträger Karls des Großen war, läßt 66) Bons passetemps.
zum Ogier. Sie thut ihm einen sehr materiellen Liebesantrag, den aber Ogier abweiset, indem er die Dankbarkeit vorschützt, die er dem Könige schuldig sey. Die Königin hebt seine Bedenklichkeiten durch Vorzeigung des Briefes, und es folgt nun eine Vereinigung, deren Beschreibung den Anstand aufs äußerste beleidigt. Ogier bedankt sich beym Weggehen für den guten Zeitvertreib. 66) Die Königin wird des Ehebruchs und der Verrätherey angeklagt. Ogier schickt einen seiner Ritter ab, ihre Unschuld in einem Zweykampfe zu vertheidigen. Die Königin hält bey dieser Gelegenheit eine Anrede an ihren Vertheidiger, die zu merkwürdig ist, um sie nicht hieher zu setzen. „Ihr wißt, edler Ritter, was an der Sache ist. Ich glaube, daß ich keinen Meineid begehe, wenn um der Liebe und des Lebens willen der Mund auf die eine Seite spricht, und das Herz seine eigenen Gedanken hat. Gott verlangt nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bessere und bekehre: und darum mein Vertheidiger, fürchte ich keine Gefahr für euch!“ Nein, nein! antwortet der Ritter; laßt mir die Sorge! – Die Königin wird gerechtfertigt. Ihr Ankläger, sagt der Autor, ward besiegt, so sehr das Recht auch auf seiner Seite war. Bey der Gelegenheit, als der schönen Gloriande Gewalt angethan werden soll, schlägt sie ihrem Räuber dergestalt ins Gesicht, daß ihm die Zähne aus dem Munde fallen. Nach dem Tode des Königs Archer von England, der Lehnsträger Karls des Großen war, läßt 66) Bons passetemps.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="122"/> zum <hi rendition="#aq">Ogier.</hi> Sie thut ihm einen sehr materiellen Liebesantrag, den aber <hi rendition="#aq">Ogier</hi> abweiset, indem er die Dankbarkeit vorschützt, die er dem Könige schuldig sey. Die Königin hebt seine Bedenklichkeiten durch Vorzeigung des Briefes, und es folgt nun eine Vereinigung, deren Beschreibung den Anstand aufs äußerste beleidigt. <hi rendition="#aq">Ogier</hi> bedankt sich beym Weggehen für den guten Zeitvertreib. <note place="foot" n="66)"><hi rendition="#aq">Bons passetemps.</hi></note></p> <p>Die Königin wird des Ehebruchs und der Verrätherey angeklagt. <hi rendition="#aq">Ogier</hi> schickt einen seiner Ritter ab, ihre Unschuld in einem Zweykampfe zu vertheidigen. Die Königin hält bey dieser Gelegenheit eine Anrede an ihren Vertheidiger, die zu merkwürdig ist, um sie nicht hieher zu setzen. „Ihr wißt, edler Ritter, was an der Sache ist. Ich glaube, daß ich keinen Meineid begehe, wenn um der Liebe und des Lebens willen der Mund auf die eine Seite spricht, und das Herz seine eigenen Gedanken hat. Gott verlangt nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bessere und bekehre: und darum mein Vertheidiger, fürchte ich keine Gefahr für euch!“ Nein, nein! antwortet der Ritter; laßt mir die Sorge! – Die Königin wird gerechtfertigt. Ihr Ankläger, sagt der Autor, ward besiegt, so sehr das Recht auch auf seiner Seite war.</p> <p>Bey der Gelegenheit, als der schönen Gloriande Gewalt angethan werden soll, schlägt sie ihrem Räuber dergestalt ins Gesicht, daß ihm die Zähne aus dem Munde fallen.</p> <p>Nach dem Tode des Königs <hi rendition="#aq">Archer</hi> von England, der Lehnsträger Karls des Großen war, läßt </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0122]
zum Ogier. Sie thut ihm einen sehr materiellen Liebesantrag, den aber Ogier abweiset, indem er die Dankbarkeit vorschützt, die er dem Könige schuldig sey. Die Königin hebt seine Bedenklichkeiten durch Vorzeigung des Briefes, und es folgt nun eine Vereinigung, deren Beschreibung den Anstand aufs äußerste beleidigt. Ogier bedankt sich beym Weggehen für den guten Zeitvertreib. 66)
Die Königin wird des Ehebruchs und der Verrätherey angeklagt. Ogier schickt einen seiner Ritter ab, ihre Unschuld in einem Zweykampfe zu vertheidigen. Die Königin hält bey dieser Gelegenheit eine Anrede an ihren Vertheidiger, die zu merkwürdig ist, um sie nicht hieher zu setzen. „Ihr wißt, edler Ritter, was an der Sache ist. Ich glaube, daß ich keinen Meineid begehe, wenn um der Liebe und des Lebens willen der Mund auf die eine Seite spricht, und das Herz seine eigenen Gedanken hat. Gott verlangt nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bessere und bekehre: und darum mein Vertheidiger, fürchte ich keine Gefahr für euch!“ Nein, nein! antwortet der Ritter; laßt mir die Sorge! – Die Königin wird gerechtfertigt. Ihr Ankläger, sagt der Autor, ward besiegt, so sehr das Recht auch auf seiner Seite war.
Bey der Gelegenheit, als der schönen Gloriande Gewalt angethan werden soll, schlägt sie ihrem Räuber dergestalt ins Gesicht, daß ihm die Zähne aus dem Munde fallen.
Nach dem Tode des Königs Archer von England, der Lehnsträger Karls des Großen war, läßt
66) Bons passetemps.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |