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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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Lichte darstellen. Ich kann dieß kleine Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe, für nichts anders als für ein Spiel des Witzes halten, und nicht glauben, daß der Verfasser die ernsthafte Absicht zu überzeugen damit verbunden habe.

Unstreitig ist ein großer Theil der Schriften, die sich in der Folge mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, aus dem Gesichtspunkte zu betrachten, daß ihre Verfasser einen Stoff zu Redeübungen suchten, worin sie ihre Gelehrsamkeit und ihren Scharfsinn zur Schau legen konnten, und Gelegenheit zu Deklamationen fanden. Alle Materien, worüber sich viel für und viel gegen sagen, und wobey sich viele Citate anbringen ließen, wurden in diesen Zeiten, worin Dialektik, und Rhetorik herrschten, begierig aufgesucht. Inzwischen möchte ich nicht läugnen, daß einige Kämpfer für die Ehre der Damen im wahren Eifer für die Gerechtigkeit der Sache die Feder geführt haben. Sie hatten zwey große Argumente für sich, deren eines ihnen die heilige Geschichte, das andere die platonische Philosophie darbot. Die Mutter Gottes, das erste Wesen unter allen Sterblichen, ist ein Weib gewesen; und wenn die Schönheit ein Abglanz der Gottheit ist, wer zeigt dann mehr davon, wer ist dadurch der höchsten Vollkommenheit näher, als das Frauenzimmer? 6)

6) Thomas Essais sur les femmes liefert S. 100 u. f. ein Verzeichniß mehrerer Schriftsteller über diese Materie, die sich noch leicht durch andere vermehren ließen. So habe ich ein Werk vor mir. La bella e dotta diffesa delle Donne in Verso e Prosa di Messer Luigi Dardano, Gran Cancelliero dell' Illustrissimo Senato Venetiano. In Venetia 1554.

Lichte darstellen. Ich kann dieß kleine Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe, für nichts anders als für ein Spiel des Witzes halten, und nicht glauben, daß der Verfasser die ernsthafte Absicht zu überzeugen damit verbunden habe.

Unstreitig ist ein großer Theil der Schriften, die sich in der Folge mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, aus dem Gesichtspunkte zu betrachten, daß ihre Verfasser einen Stoff zu Redeübungen suchten, worin sie ihre Gelehrsamkeit und ihren Scharfsinn zur Schau legen konnten, und Gelegenheit zu Deklamationen fanden. Alle Materien, worüber sich viel für und viel gegen sagen, und wobey sich viele Citate anbringen ließen, wurden in diesen Zeiten, worin Dialektik, und Rhetorik herrschten, begierig aufgesucht. Inzwischen möchte ich nicht läugnen, daß einige Kämpfer für die Ehre der Damen im wahren Eifer für die Gerechtigkeit der Sache die Feder geführt haben. Sie hatten zwey große Argumente für sich, deren eines ihnen die heilige Geschichte, das andere die platonische Philosophie darbot. Die Mutter Gottes, das erste Wesen unter allen Sterblichen, ist ein Weib gewesen; und wenn die Schönheit ein Abglanz der Gottheit ist, wer zeigt dann mehr davon, wer ist dadurch der höchsten Vollkommenheit näher, als das Frauenzimmer? 6)

6) Thomas Essais sur les femmes liefert S. 100 u. f. ein Verzeichniß mehrerer Schriftsteller über diese Materie, die sich noch leicht durch andere vermehren ließen. So habe ich ein Werk vor mir. La bella e dotta diffesa delle Donne in Verso e Prosa di Messer Luigi Dardano, Gran Cancelliero dell’ Illustrissimo Senato Venetiano. In Venetia 1554.
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[166/0166] Lichte darstellen. Ich kann dieß kleine Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe, für nichts anders als für ein Spiel des Witzes halten, und nicht glauben, daß der Verfasser die ernsthafte Absicht zu überzeugen damit verbunden habe. Unstreitig ist ein großer Theil der Schriften, die sich in der Folge mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, aus dem Gesichtspunkte zu betrachten, daß ihre Verfasser einen Stoff zu Redeübungen suchten, worin sie ihre Gelehrsamkeit und ihren Scharfsinn zur Schau legen konnten, und Gelegenheit zu Deklamationen fanden. Alle Materien, worüber sich viel für und viel gegen sagen, und wobey sich viele Citate anbringen ließen, wurden in diesen Zeiten, worin Dialektik, und Rhetorik herrschten, begierig aufgesucht. Inzwischen möchte ich nicht läugnen, daß einige Kämpfer für die Ehre der Damen im wahren Eifer für die Gerechtigkeit der Sache die Feder geführt haben. Sie hatten zwey große Argumente für sich, deren eines ihnen die heilige Geschichte, das andere die platonische Philosophie darbot. Die Mutter Gottes, das erste Wesen unter allen Sterblichen, ist ein Weib gewesen; und wenn die Schönheit ein Abglanz der Gottheit ist, wer zeigt dann mehr davon, wer ist dadurch der höchsten Vollkommenheit näher, als das Frauenzimmer? 6) 6) Thomas Essais sur les femmes liefert S. 100 u. f. ein Verzeichniß mehrerer Schriftsteller über diese Materie, die sich noch leicht durch andere vermehren ließen. So habe ich ein Werk vor mir. La bella e dotta diffesa delle Donne in Verso e Prosa di Messer Luigi Dardano, Gran Cancelliero dell’ Illustrissimo Senato Venetiano. In Venetia 1554.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/166>, abgerufen am 26.11.2024.