Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

aus der profanen Welt hergenommen sind. Herbelot führt ihrer fünfe an:

1) Beschir ve Hend von Nagibeddin, Giarbadh Kani.

2) Gemil ve Schemba oder Schambah.

3) Bahram ve Gul-Endam von Katebi,

4) Khosrou ve Schirin von Nezami, und

5) Vamek ve Adra.

Von allen diesen Romanen wissen wir so gut wie nichts.

Gemil und Schambah sollen unter Abdalmalek 684 biß 704 gelebt haben. Dieser Khalife, der viel von diesem Paare gehört hatte, forderte Schambah vor sich. Er fand sie schwarz und mager. Welche Reitze, rief er voll Verwunderung aus, kann Gemil in dir finden, um dir vor so vielen andern Weibern den Vorzug zu geben! Schambah antwortete ihm: "welches Verdienst erkannten die Völker in dir, daß sie dich unter allen zum Regenten wählten? Wisse, derjenige allein verdient die Achtung der Männer, dessen Seele dem fehlerfreyen Diamanten gleicht."

Dieser Zug läßt auf eine Geschlechtsvereinigung schließen, welche die Vorzüge der Seele für ein stärkeres Band als das der Schönheit hält.

Baharam war ein kühner Abentheurer, der seine Geliebte, Gulendam, eine Königstochter, durch seine Thaten erwarb. Seine Geschichte hat viel Aehnlichkeit mit unsern Ritterromanen. Die Scene wird in die Zeiten Theodosius des jüngern versetzt.

Bey dem Romane Khosrou und Schirin soll die Geschichte der Irene, der Tochter des Kaisers Mauritius zum Grunde liegen, die an Khosroes Parviz, König

aus der profanen Welt hergenommen sind. Herbelot führt ihrer fünfe an:

1) Beschir ve Hend von Nagibeddin, Giarbadh Kani.

2) Gemil ve Schemba oder Schambah.

3) Bahram ve Gul-Endam von Katebi,

4) Khosrou ve Schirin von Nezami, und

5) Vamek ve Adra.

Von allen diesen Romanen wissen wir so gut wie nichts.

Gemil und Schambah sollen unter Abdalmalek 684 biß 704 gelebt haben. Dieser Khalife, der viel von diesem Paare gehört hatte, forderte Schambah vor sich. Er fand sie schwarz und mager. Welche Reitze, rief er voll Verwunderung aus, kann Gemil in dir finden, um dir vor so vielen andern Weibern den Vorzug zu geben! Schambah antwortete ihm: „welches Verdienst erkannten die Völker in dir, daß sie dich unter allen zum Regenten wählten? Wisse, derjenige allein verdient die Achtung der Männer, dessen Seele dem fehlerfreyen Diamanten gleicht.“

Dieser Zug läßt auf eine Geschlechtsvereinigung schließen, welche die Vorzüge der Seele für ein stärkeres Band als das der Schönheit hält.

Baharam war ein kühner Abentheurer, der seine Geliebte, Gulendam, eine Königstochter, durch seine Thaten erwarb. Seine Geschichte hat viel Aehnlichkeit mit unsern Ritterromanen. Die Scene wird in die Zeiten Theodosius des jüngern versetzt.

Bey dem Romane Khosrou und Schirin soll die Geschichte der Irene, der Tochter des Kaisers Mauritius zum Grunde liegen, die an Khosroes Parviz, König

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="23"/>
aus der profanen Welt hergenommen sind. Herbelot führt ihrer fünfe an:</p>
          <p>1) Beschir ve Hend von Nagibeddin, Giarbadh Kani.</p>
          <p>2) Gemil ve Schemba oder Schambah.</p>
          <p>3) Bahram ve Gul-Endam von Katebi,</p>
          <p>4) Khosrou ve Schirin von Nezami, und</p>
          <p>5) Vamek ve Adra.</p>
          <p>Von allen diesen Romanen wissen wir so gut wie nichts.</p>
          <p>Gemil und Schambah sollen unter Abdalmalek 684 biß 704 gelebt haben. Dieser Khalife, der viel von diesem Paare gehört hatte, forderte Schambah vor sich. Er fand sie schwarz und mager. Welche Reitze, rief er voll Verwunderung aus, kann Gemil in dir finden, um dir vor so vielen andern Weibern den Vorzug zu geben! Schambah antwortete ihm: &#x201E;welches Verdienst erkannten die Völker in dir, daß sie dich unter allen zum Regenten wählten? Wisse, derjenige allein verdient die Achtung der Männer, dessen Seele dem fehlerfreyen Diamanten gleicht.&#x201C;</p>
          <p>Dieser Zug läßt auf eine Geschlechtsvereinigung schließen, welche die Vorzüge der Seele für ein stärkeres Band als das der Schönheit hält.</p>
          <p>Baharam war ein kühner Abentheurer, der seine Geliebte, Gulendam, eine Königstochter, durch seine Thaten erwarb. Seine Geschichte hat viel Aehnlichkeit mit unsern Ritterromanen. Die Scene wird in die Zeiten Theodosius des jüngern versetzt.</p>
          <p>Bey dem Romane Khosrou und Schirin soll die Geschichte der Irene, der Tochter des Kaisers Mauritius zum Grunde liegen, die an Khosroes Parviz, König
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0023] aus der profanen Welt hergenommen sind. Herbelot führt ihrer fünfe an: 1) Beschir ve Hend von Nagibeddin, Giarbadh Kani. 2) Gemil ve Schemba oder Schambah. 3) Bahram ve Gul-Endam von Katebi, 4) Khosrou ve Schirin von Nezami, und 5) Vamek ve Adra. Von allen diesen Romanen wissen wir so gut wie nichts. Gemil und Schambah sollen unter Abdalmalek 684 biß 704 gelebt haben. Dieser Khalife, der viel von diesem Paare gehört hatte, forderte Schambah vor sich. Er fand sie schwarz und mager. Welche Reitze, rief er voll Verwunderung aus, kann Gemil in dir finden, um dir vor so vielen andern Weibern den Vorzug zu geben! Schambah antwortete ihm: „welches Verdienst erkannten die Völker in dir, daß sie dich unter allen zum Regenten wählten? Wisse, derjenige allein verdient die Achtung der Männer, dessen Seele dem fehlerfreyen Diamanten gleicht.“ Dieser Zug läßt auf eine Geschlechtsvereinigung schließen, welche die Vorzüge der Seele für ein stärkeres Band als das der Schönheit hält. Baharam war ein kühner Abentheurer, der seine Geliebte, Gulendam, eine Königstochter, durch seine Thaten erwarb. Seine Geschichte hat viel Aehnlichkeit mit unsern Ritterromanen. Die Scene wird in die Zeiten Theodosius des jüngern versetzt. Bey dem Romane Khosrou und Schirin soll die Geschichte der Irene, der Tochter des Kaisers Mauritius zum Grunde liegen, die an Khosroes Parviz, König

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/23
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/23>, abgerufen am 21.11.2024.