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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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Ich wiederhohle es daher: es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gewisse Regeln des Sittlichen und Anständigen, so wie gewisse Ideale des Edeln und Schönen für den Umgang zwischen beyden Geschlechtern mögen festgesetzt gewesen seyn. 7) Allein sichere Zeugnisse haben wir darüber gar nicht, und wenn wir uns nicht an bloße Hypothesen halten wollen; so müssen wir eingestehen, den Charakter der Galanterie vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gar nicht angeben zu können. 8)

Diejenigen, welche behaupten, die Galanterie, so wie sie das Mittelalter zeigt, sey im Norden immer einheimisch gewesen, und habe daselbst von frühen Zeiten an geherrscht, scheinen ihre Behauptung nicht rechtfertigen zu können. 9)

7) Dieß ist um so glaublicher, da Europa durch die griechische Prinzessin Theophania, die Gemahlin Otto des Zweyten, mit dem griechischen Hofceremoniell bekannt geworden war. An diesem Hofe waren die Damen wegen ihrer Kultur in großem Ansehn. Mehrere Fürsten nahmen das Ceremoniel des kaiserlichen Hofes an.
8) Und nicht bloß den Charakter der Galanterie, sondern auch der Ritterschaft überhaupt, ihrer Erziehung, Pflichten, Beschäftigungen, Tourniere, u. s. w. kann man vor dem angegebenen Zeitpunkte nicht bestimmen. Alles, was man von Zeugnissen über ihr früheres Daseyn beybringt, beweiset weiter nichts, als daß es zu allen Zeiten eine gewisse militärische Erziehung und Adoption, (Wehrmachung,) gewisse Grade im Militair, und gewisse kriegerische Vorübungen im Frieden gegeben hat.
9) Mallet histoire de Dannemarc. St. Foix Essays historiques sur Paris. Rolland Prerogatives des Dames

Ich wiederhohle es daher: es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gewisse Regeln des Sittlichen und Anständigen, so wie gewisse Ideale des Edeln und Schönen für den Umgang zwischen beyden Geschlechtern mögen festgesetzt gewesen seyn. 7) Allein sichere Zeugnisse haben wir darüber gar nicht, und wenn wir uns nicht an bloße Hypothesen halten wollen; so müssen wir eingestehen, den Charakter der Galanterie vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gar nicht angeben zu können. 8)

Diejenigen, welche behaupten, die Galanterie, so wie sie das Mittelalter zeigt, sey im Norden immer einheimisch gewesen, und habe daselbst von frühen Zeiten an geherrscht, scheinen ihre Behauptung nicht rechtfertigen zu können. 9)

7) Dieß ist um so glaublicher, da Europa durch die griechische Prinzessin Theophania, die Gemahlin Otto des Zweyten, mit dem griechischen Hofceremoniell bekannt geworden war. An diesem Hofe waren die Damen wegen ihrer Kultur in großem Ansehn. Mehrere Fürsten nahmen das Ceremoniel des kaiserlichen Hofes an.
8) Und nicht bloß den Charakter der Galanterie, sondern auch der Ritterschaft überhaupt, ihrer Erziehung, Pflichten, Beschäftigungen, Tourniere, u. s. w. kann man vor dem angegebenen Zeitpunkte nicht bestimmen. Alles, was man von Zeugnissen über ihr früheres Daseyn beybringt, beweiset weiter nichts, als daß es zu allen Zeiten eine gewisse militärische Erziehung und Adoption, (Wehrmachung,) gewisse Grade im Militair, und gewisse kriegerische Vorübungen im Frieden gegeben hat.
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[54/0054] Ich wiederhohle es daher: es ist nicht unwahrscheinlich, daß schon vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gewisse Regeln des Sittlichen und Anständigen, so wie gewisse Ideale des Edeln und Schönen für den Umgang zwischen beyden Geschlechtern mögen festgesetzt gewesen seyn. 7) Allein sichere Zeugnisse haben wir darüber gar nicht, und wenn wir uns nicht an bloße Hypothesen halten wollen; so müssen wir eingestehen, den Charakter der Galanterie vor der Mitte des zwölften Jahrhunderts gar nicht angeben zu können. 8) Diejenigen, welche behaupten, die Galanterie, so wie sie das Mittelalter zeigt, sey im Norden immer einheimisch gewesen, und habe daselbst von frühen Zeiten an geherrscht, scheinen ihre Behauptung nicht rechtfertigen zu können. 9) 7) Dieß ist um so glaublicher, da Europa durch die griechische Prinzessin Theophania, die Gemahlin Otto des Zweyten, mit dem griechischen Hofceremoniell bekannt geworden war. An diesem Hofe waren die Damen wegen ihrer Kultur in großem Ansehn. Mehrere Fürsten nahmen das Ceremoniel des kaiserlichen Hofes an. 8) Und nicht bloß den Charakter der Galanterie, sondern auch der Ritterschaft überhaupt, ihrer Erziehung, Pflichten, Beschäftigungen, Tourniere, u. s. w. kann man vor dem angegebenen Zeitpunkte nicht bestimmen. Alles, was man von Zeugnissen über ihr früheres Daseyn beybringt, beweiset weiter nichts, als daß es zu allen Zeiten eine gewisse militärische Erziehung und Adoption, (Wehrmachung,) gewisse Grade im Militair, und gewisse kriegerische Vorübungen im Frieden gegeben hat. 9) Mallet histoire de Dannemarc. St. Foix Essays historiques sur Paris. Rolland Prérogatives des Dames

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/54>, abgerufen am 27.11.2024.