Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.Diese Dichter nun sind keinesweges zuerst in denjenigen Gegenden erschienen, in denen die provenzalische Sprache herrschend war; aber hier haben sie sich zuerst zu demjenigen Grade von Vollkommenheit gehoben, der sie unsrer Aufmerksamkeit würdig macht. Fragt man bald Joculatores, Mimi, Cantores, Chanteurs, Conteurs, Jongleurs, Singer, - (eigentliche mimische Declamateurs) - bald Ministeriales, Menestriers, Minstrells, Fiedler, (eigentliche Musiker, welche die abgesungenen Lieder mit blasenden und Saiten-Instrumenten begleiteten.) S. histoire litteraire des Troubadours, vom Abbe Millot, T. 1. discours preliminaire, und dann besonders den Article Giraud Riquier im dritten Theile p. 329. worin dieser Troubadour selbst die verschiedenen Nahmen angiebt, und sie nach Rang und Würden ordnet. Im gemeinen Leben nannte man sie bald mit diesem bald mit jenem Nahmen, welches aber die eigentlichen Troubadours sehr ungern sahen. Die ältesten Geschichtschreiber nannten sie Mimos, Mimen. Witichind S. 636. beym Schmidt, Geschichte der Deutschen p. 373. Es ist eine ganz unerwiesene Behauptung, welche der Herr Hofrath Eichhorn in der Geschichte der Kultur des neuern Europa in den Erläuterungen und Beweisen p. 49. äußert, daß sie von Adel gewesen, und ihren Nahmen "Menestriers, Minstrells," von der lateinischen Benennung des Dienstadels, "Ministeriales," erhalten hätten. Die hist. des troubadours zeigt, daß sehr viele unter ihnen von geringem Stande gewesen sind, und die Benennung "Menestrier," welche offenbar davon herkommt, daß sie dem Talent der Deklamateurs und Sänger behülflich waren, diesen accompagnierten, (ministrare,) war an sich verächtlich, und ward von den Troubadours nicht gern angenommen. S. den angeführten Giraud Riquier in der hist. des troubad. T. 3. p. 329. und Velly hist. de France. T. 3. p. 239. Du Cange Dissert. V. sur Joinville nennt sie quasi parvos ministros, - petits officiers de l'hotel du Roi.
Diese Dichter nun sind keinesweges zuerst in denjenigen Gegenden erschienen, in denen die provenzalische Sprache herrschend war; aber hier haben sie sich zuerst zu demjenigen Grade von Vollkommenheit gehoben, der sie unsrer Aufmerksamkeit würdig macht. Fragt man bald Joculatores, Mimi, Cantores, Chanteurs, Conteurs, Jongleurs, Singer, – (eigentliche mimische Declamateurs) – bald Ministeriales, Ménestriers, Minstrells, Fiedler, (eigentliche Musiker, welche die abgesungenen Lieder mit blasenden und Saiten-Instrumenten begleiteten.) S. histoire litteraire des Troubadours, vom Abbé Millot, T. 1. discours preliminaire, und dann besonders den Article Giraud Riquier im dritten Theile p. 329. worin dieser Troubadour selbst die verschiedenen Nahmen angiebt, und sie nach Rang und Würden ordnet. Im gemeinen Leben nannte man sie bald mit diesem bald mit jenem Nahmen, welches aber die eigentlichen Troubadours sehr ungern sahen. Die ältesten Geschichtschreiber nannten sie Mimos, Mimen. Witichind S. 636. beym Schmidt, Geschichte der Deutschen p. 373. Es ist eine ganz unerwiesene Behauptung, welche der Herr Hofrath Eichhorn in der Geschichte der Kultur des neuern Europa in den Erläuterungen und Beweisen p. 49. äußert, daß sie von Adel gewesen, und ihren Nahmen „Menestriers, Minstrells,“ von der lateinischen Benennung des Dienstadels, „Ministeriales,“ erhalten hätten. Die hist. des troubadours zeigt, daß sehr viele unter ihnen von geringem Stande gewesen sind, und die Benennung „Menestrier,“ welche offenbar davon herkommt, daß sie dem Talent der Deklamateurs und Sänger behülflich waren, diesen accompagnierten, (ministrare,) war an sich verächtlich, und ward von den Troubadours nicht gern angenommen. S. den angeführten Giraud Riquier in der hist. des troubad. T. 3. p. 329. und Velly hist. de France. T. 3. p. 239. Du Cange Dissert. V. sur Joinville nennt sie quasi parvos ministros, – petits officiers de l’hôtel du Roi.
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Diese Dichter nun sind keinesweges zuerst in denjenigen Gegenden erschienen, in denen die provenzalische Sprache herrschend war; aber hier haben sie sich zuerst zu demjenigen Grade von Vollkommenheit gehoben, der sie unsrer Aufmerksamkeit würdig macht. Fragt man 15)
15) bald Joculatores, Mimi, Cantores, Chanteurs, Conteurs, Jongleurs, Singer, – (eigentliche mimische Declamateurs) – bald Ministeriales, Ménestriers, Minstrells, Fiedler, (eigentliche Musiker, welche die abgesungenen Lieder mit blasenden und Saiten-Instrumenten begleiteten.) S. histoire litteraire des Troubadours, vom Abbé Millot, T. 1. discours preliminaire, und dann besonders den Article Giraud Riquier im dritten Theile p. 329. worin dieser Troubadour selbst die verschiedenen Nahmen angiebt, und sie nach Rang und Würden ordnet.
Im gemeinen Leben nannte man sie bald mit diesem bald mit jenem Nahmen, welches aber die eigentlichen Troubadours sehr ungern sahen. Die ältesten Geschichtschreiber nannten sie Mimos, Mimen. Witichind S. 636. beym Schmidt, Geschichte der Deutschen p. 373. Es ist eine ganz unerwiesene Behauptung, welche der Herr Hofrath Eichhorn in der Geschichte der Kultur des neuern Europa in den Erläuterungen und Beweisen p. 49. äußert, daß sie von Adel gewesen, und ihren Nahmen „Menestriers, Minstrells,“ von der lateinischen Benennung des Dienstadels, „Ministeriales,“ erhalten hätten. Die hist. des troubadours zeigt, daß sehr viele unter ihnen von geringem Stande gewesen sind, und die Benennung „Menestrier,“ welche offenbar davon herkommt, daß sie dem Talent der Deklamateurs und Sänger behülflich waren, diesen accompagnierten, (ministrare,) war an sich verächtlich, und ward von den Troubadours nicht gern angenommen.
S. den angeführten Giraud Riquier in der hist. des troubad. T. 3. p. 329. und Velly hist. de France. T. 3. p. 239. Du Cange Dissert. V. sur Joinville nennt sie quasi parvos ministros, – petits officiers de l’hôtel du Roi.
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