Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Unter Clemens VII. Abend abgewartet; Wissenschaften und Künste in der Rich-tung, die sie nun einmal eingeschlagen hatten, befördert. Clemens VII. war selbst sehr wohl unterrichtet. Mit eben so viel Sachkunde, wie über philosophische und theologi- sche Fragen, wußte er sich über Gegenstände der Mechanik und Wasserbaukunst zu unterhalten. In allen Dingen zeigte er ungewöhnlichen Scharfsinn; er penetrirte die schwie- rigsten Angelegenheiten und sah ihnen bis auf den Grund; man konnte Niemand mit größerer Gewandtheit discuriren hören. Unter Leo hatte er sich in klugem Rath und um- sichtiger Ausführung unübertrefflich erwiesen. Allein erst im Sturme bewährt sich der Steuermann. Die Spanier hatten zur Erweiterung und Behauptung gewesen: non superbo non simoniaco non avaro non libidinoso, sobrio nel victo, parco nel vestire, religioso, devoto. 7*
Unter Clemens VII. Abend abgewartet; Wiſſenſchaften und Kuͤnſte in der Rich-tung, die ſie nun einmal eingeſchlagen hatten, befoͤrdert. Clemens VII. war ſelbſt ſehr wohl unterrichtet. Mit eben ſo viel Sachkunde, wie uͤber philoſophiſche und theologi- ſche Fragen, wußte er ſich uͤber Gegenſtaͤnde der Mechanik und Waſſerbaukunſt zu unterhalten. In allen Dingen zeigte er ungewoͤhnlichen Scharfſinn; er penetrirte die ſchwie- rigſten Angelegenheiten und ſah ihnen bis auf den Grund; man konnte Niemand mit groͤßerer Gewandtheit discuriren hoͤren. Unter Leo hatte er ſich in klugem Rath und um- ſichtiger Ausfuͤhrung unuͤbertrefflich erwieſen. Allein erſt im Sturme bewaͤhrt ſich der Steuermann. Die Spanier hatten zur Erweiterung und Behauptung geweſen: non superbo non simoniaco non avaro non libidinoso, sobrio nel victo, parco nel vestire, religioso, devoto. 7*
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Unter Clemens VII.
Abend abgewartet; Wiſſenſchaften und Kuͤnſte in der Rich-
tung, die ſie nun einmal eingeſchlagen hatten, befoͤrdert.
Clemens VII. war ſelbſt ſehr wohl unterrichtet. Mit eben
ſo viel Sachkunde, wie uͤber philoſophiſche und theologi-
ſche Fragen, wußte er ſich uͤber Gegenſtaͤnde der Mechanik
und Waſſerbaukunſt zu unterhalten. In allen Dingen
zeigte er ungewoͤhnlichen Scharfſinn; er penetrirte die ſchwie-
rigſten Angelegenheiten und ſah ihnen bis auf den Grund;
man konnte Niemand mit groͤßerer Gewandtheit discuriren
hoͤren. Unter Leo hatte er ſich in klugem Rath und um-
ſichtiger Ausfuͤhrung unuͤbertrefflich erwieſen.
Allein erſt im Sturme bewaͤhrt ſich der Steuermann.
Er uͤbernahm das Papſtthum, wenn wir es auch nur als
italieniſches Fuͤrſtenthum betrachten, in einer uͤberaus be-
denklichen Lage.
Die Spanier hatten zur Erweiterung und Behauptung
des Kirchenſtaates das Meiſte beigetragen; ſie hatten die
Medici in Florenz hergeſtellt. In dieſem Bunde mit den
Paͤpſten, mit dem Hauſe Medici waren ſie dann ſelber in
Italien emporgekommen. Alexander VI. hatte ihnen das
untere Italien eroͤffnet; Julius hatte ſie nach dem mittlern
gefuͤhrt; durch den mit Leo gemeinſchaftlich unternomme-
nen Angriff auf Mailand waren ſie Herren in dem oberen
geworden. Clemens ſelbſt hatte hierzu nicht wenig beige-
tragen. Es exiſtirt eine Inſtruction von ihm fuͤr einen
ſeiner Geſandten an dem ſpaniſchen Hofe, in der er die
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2) geweſen: non superbo non simoniaco non avaro non libidinoso,
sobrio nel victo, parco nel vestire, religioso, devoto.
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