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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Unter Clemens VII.
Versprechungen nicht fehlen, selbst eine Krone sagte man
zu. Allein wie falsch war doch die Rechnung! wie schei-
terte die ihrer Feinheit sich bewußte Klugheit an dem sprö-
den Stoffe, auf den sie stieß, so gänzlich! Dieser Ge-
neral, Pescara, war zwar in Italien geboren, aber aus
spanischem Geblüt; er sprach nur spanisch; er wollte nichts
seyn als ein Spanier; an der italienischen Cultur hatte er
keinen Theil; seine Bildung verdankte er den spanischen
Romanen, die nichts als Loyalität und Treue athmen.
Einer national italienischen Unternehmung war er von Na-
tur entgegen 1). Kaum hatte man ihm den Antrag ge-
macht, so zeigte er ihn seinen Cameraden, er zeigte ihn
dem Kaiser an; er benutzte ihn nur, um die Italiener aus-
zuforschen und alle ihre Pläne zu hintertreiben.

Eben hierdurch aber -- denn wie hätte nicht alles
gegenseitige Vertrauen nunmehr vollends verschwinden sol-
len -- ward ein entscheidender Kampf mit dem Kaiser ganz
unvermeidlich.

Im Sommer 1526 sehen wir endlich die Italiener
mit eigenen Kräften ans Werk gehen. Die Mailänder
sind bereits im Aufstand wider die Kaiserlichen. Ein ve-
nezianisches und ein päpstliches Heer rücken heran, um ih-

1) Vettori hält ihm die schlechteste Lobrede von der Welt. Era
superbo oltre modo invidioso ingrato avaro venenoso e crudele
senza religione, senza humanita, nato proprio per distruggere l'Ita-
lia.
Auch Morone sagte einmal Guiccardini'n, es gebe keinen treu-
loseren boshafteren Menschen als Pescara sey (Hist. d'Italia XVI,
476) und machte ihm doch den Antrag. Ich führe diese Urtheile
nicht an, als ob sie wahr seyen: sie zeigen nur, daß Pescara ge-
gen die Italiener nur Feindseligkeit und Haß hatte blicken lassen.

Unter Clemens VII.
Verſprechungen nicht fehlen, ſelbſt eine Krone ſagte man
zu. Allein wie falſch war doch die Rechnung! wie ſchei-
terte die ihrer Feinheit ſich bewußte Klugheit an dem ſproͤ-
den Stoffe, auf den ſie ſtieß, ſo gaͤnzlich! Dieſer Ge-
neral, Pescara, war zwar in Italien geboren, aber aus
ſpaniſchem Gebluͤt; er ſprach nur ſpaniſch; er wollte nichts
ſeyn als ein Spanier; an der italieniſchen Cultur hatte er
keinen Theil; ſeine Bildung verdankte er den ſpaniſchen
Romanen, die nichts als Loyalitaͤt und Treue athmen.
Einer national italieniſchen Unternehmung war er von Na-
tur entgegen 1). Kaum hatte man ihm den Antrag ge-
macht, ſo zeigte er ihn ſeinen Cameraden, er zeigte ihn
dem Kaiſer an; er benutzte ihn nur, um die Italiener aus-
zuforſchen und alle ihre Plaͤne zu hintertreiben.

Eben hierdurch aber — denn wie haͤtte nicht alles
gegenſeitige Vertrauen nunmehr vollends verſchwinden ſol-
len — ward ein entſcheidender Kampf mit dem Kaiſer ganz
unvermeidlich.

Im Sommer 1526 ſehen wir endlich die Italiener
mit eigenen Kraͤften ans Werk gehen. Die Mailaͤnder
ſind bereits im Aufſtand wider die Kaiſerlichen. Ein ve-
nezianiſches und ein paͤpſtliches Heer ruͤcken heran, um ih-

1) Vettori haͤlt ihm die ſchlechteſte Lobrede von der Welt. Era
superbo oltre modo invidioso ingrato avaro venenoso e crudele
senza religione, senza humanità, nato proprio per distruggere l’Ita-
lia.
Auch Morone ſagte einmal Guiccardini’n, es gebe keinen treu-
loſeren boshafteren Menſchen als Pescara ſey (Hist. d’Italia XVI,
476) und machte ihm doch den Antrag. Ich fuͤhre dieſe Urtheile
nicht an, als ob ſie wahr ſeyen: ſie zeigen nur, daß Pescara ge-
gen die Italiener nur Feindſeligkeit und Haß hatte blicken laſſen.
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[103/0129] Unter Clemens VII. Verſprechungen nicht fehlen, ſelbſt eine Krone ſagte man zu. Allein wie falſch war doch die Rechnung! wie ſchei- terte die ihrer Feinheit ſich bewußte Klugheit an dem ſproͤ- den Stoffe, auf den ſie ſtieß, ſo gaͤnzlich! Dieſer Ge- neral, Pescara, war zwar in Italien geboren, aber aus ſpaniſchem Gebluͤt; er ſprach nur ſpaniſch; er wollte nichts ſeyn als ein Spanier; an der italieniſchen Cultur hatte er keinen Theil; ſeine Bildung verdankte er den ſpaniſchen Romanen, die nichts als Loyalitaͤt und Treue athmen. Einer national italieniſchen Unternehmung war er von Na- tur entgegen 1). Kaum hatte man ihm den Antrag ge- macht, ſo zeigte er ihn ſeinen Cameraden, er zeigte ihn dem Kaiſer an; er benutzte ihn nur, um die Italiener aus- zuforſchen und alle ihre Plaͤne zu hintertreiben. Eben hierdurch aber — denn wie haͤtte nicht alles gegenſeitige Vertrauen nunmehr vollends verſchwinden ſol- len — ward ein entſcheidender Kampf mit dem Kaiſer ganz unvermeidlich. Im Sommer 1526 ſehen wir endlich die Italiener mit eigenen Kraͤften ans Werk gehen. Die Mailaͤnder ſind bereits im Aufſtand wider die Kaiſerlichen. Ein ve- nezianiſches und ein paͤpſtliches Heer ruͤcken heran, um ih- 1) Vettori haͤlt ihm die ſchlechteſte Lobrede von der Welt. Era superbo oltre modo invidioso ingrato avaro venenoso e crudele senza religione, senza humanità, nato proprio per distruggere l’Ita- lia. Auch Morone ſagte einmal Guiccardini’n, es gebe keinen treu- loſeren boshafteren Menſchen als Pescara ſey (Hist. d’Italia XVI, 476) und machte ihm doch den Antrag. Ich fuͤhre dieſe Urtheile nicht an, als ob ſie wahr ſeyen: ſie zeigen nur, daß Pescara ge- gen die Italiener nur Feindſeligkeit und Haß hatte blicken laſſen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/129>, abgerufen am 04.12.2024.