ner jungen Nichte Catharina Medici mit dem zweiten Sohne des Königs. Damals hatte er die Franzosen und ihren indirecten Einfluß auf Florenz, jetzt hatte er den Kaiser und seine Intentionen bei einer Kirchenversammlung zu fürchten.
Auch erreichte der Papst damit sofort seinen Zweck. Es existirt ein Brief von ihm an Ferdinand I., in dem er erklärt, mit seiner Bemühung eine Theilnahme aller christ- lichen Fürsten an dem Concilium zu Wege zu bringen, sey es ihm nicht gelungen; König Franz I., den er ge- sprochen, halte die gegenwärtige Zeit nicht für geeignet zu einer solchen Versammlung, und sey nicht darauf einge- gangen; er, der Papst, hoffe aber noch immer, ein ander Mal eine günstige Stimmung der christlichen Fürsten her- vorgehn zu sehen 1). Ich weiß nicht, wie man über die Absichten Clemens VII. in Zweifel seyn kann. Noch in seinem letzten Schreiben an die katholischen Fürsten von Deutschland hatte er die Bedingung einer allgemeinen Theil- nahme wiederholt; daß er nun erklärt, eine solche nicht be- werkstelligen zu können, enthält eine unzweideutige Weige- rung, jener seiner Ankündigung Folge zu geben 2). In seiner Verbindung mit Frankreich fand er wie den Muth, so auch den Vorwand dazu. Ich kann mich nicht überre- den, daß das Concilium jemals unter ihm zu Stande ge- kommen wäre.
1) 20. März 1534. Pallavicini III, XVI, 3.
2)Soriano. La Serta. Vra. dunque in materia del concilio puo esser certissima, che dal canto di Clemente fu fuggita con tutti li mezzi e con tutte le vie.
Unter ClemensVII.
ner jungen Nichte Catharina Medici mit dem zweiten Sohne des Koͤnigs. Damals hatte er die Franzoſen und ihren indirecten Einfluß auf Florenz, jetzt hatte er den Kaiſer und ſeine Intentionen bei einer Kirchenverſammlung zu fuͤrchten.
Auch erreichte der Papſt damit ſofort ſeinen Zweck. Es exiſtirt ein Brief von ihm an Ferdinand I., in dem er erklaͤrt, mit ſeiner Bemuͤhung eine Theilnahme aller chriſt- lichen Fuͤrſten an dem Concilium zu Wege zu bringen, ſey es ihm nicht gelungen; Koͤnig Franz I., den er ge- ſprochen, halte die gegenwaͤrtige Zeit nicht fuͤr geeignet zu einer ſolchen Verſammlung, und ſey nicht darauf einge- gangen; er, der Papſt, hoffe aber noch immer, ein ander Mal eine guͤnſtige Stimmung der chriſtlichen Fuͤrſten her- vorgehn zu ſehen 1). Ich weiß nicht, wie man uͤber die Abſichten Clemens VII. in Zweifel ſeyn kann. Noch in ſeinem letzten Schreiben an die katholiſchen Fuͤrſten von Deutſchland hatte er die Bedingung einer allgemeinen Theil- nahme wiederholt; daß er nun erklaͤrt, eine ſolche nicht be- werkſtelligen zu koͤnnen, enthaͤlt eine unzweideutige Weige- rung, jener ſeiner Ankuͤndigung Folge zu geben 2). In ſeiner Verbindung mit Frankreich fand er wie den Muth, ſo auch den Vorwand dazu. Ich kann mich nicht uͤberre- den, daß das Concilium jemals unter ihm zu Stande ge- kommen waͤre.
1) 20. Maͤrz 1534. Pallavicini III, XVI, 3.
2)Soriano. La Serṯà.̱ Vṟa.̱ dunque in materia del concilio può esser certissima, che dal canto di Clemente fu fuggita con tutti li mezzi e con tutte le vie.
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Unter Clemens VII.
ner jungen Nichte Catharina Medici mit dem zweiten
Sohne des Koͤnigs. Damals hatte er die Franzoſen und
ihren indirecten Einfluß auf Florenz, jetzt hatte er den
Kaiſer und ſeine Intentionen bei einer Kirchenverſammlung
zu fuͤrchten.
Auch erreichte der Papſt damit ſofort ſeinen Zweck.
Es exiſtirt ein Brief von ihm an Ferdinand I., in dem er
erklaͤrt, mit ſeiner Bemuͤhung eine Theilnahme aller chriſt-
lichen Fuͤrſten an dem Concilium zu Wege zu bringen,
ſey es ihm nicht gelungen; Koͤnig Franz I., den er ge-
ſprochen, halte die gegenwaͤrtige Zeit nicht fuͤr geeignet zu
einer ſolchen Verſammlung, und ſey nicht darauf einge-
gangen; er, der Papſt, hoffe aber noch immer, ein ander
Mal eine guͤnſtige Stimmung der chriſtlichen Fuͤrſten her-
vorgehn zu ſehen 1). Ich weiß nicht, wie man uͤber die
Abſichten Clemens VII. in Zweifel ſeyn kann. Noch in
ſeinem letzten Schreiben an die katholiſchen Fuͤrſten von
Deutſchland hatte er die Bedingung einer allgemeinen Theil-
nahme wiederholt; daß er nun erklaͤrt, eine ſolche nicht be-
werkſtelligen zu koͤnnen, enthaͤlt eine unzweideutige Weige-
rung, jener ſeiner Ankuͤndigung Folge zu geben 2). In
ſeiner Verbindung mit Frankreich fand er wie den Muth,
ſo auch den Vorwand dazu. Ich kann mich nicht uͤberre-
den, daß das Concilium jemals unter ihm zu Stande ge-
kommen waͤre.
1) 20. Maͤrz 1534. Pallavicini III, XVI, 3.
2) Soriano. La Serṯà.̱ Vṟa.̱ dunque in materia del concilio
può esser certissima, che dal canto di Clemente fu fuggita con
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/145>, abgerufen am 04.12.2024.
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