Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Unter Clemens VII. sehr irren, gingen diese Verbindungen noch weiter. Kurznach der Zusammenkunft mit dem Papste hielt Franz I. eine andere mit Landgraf Philipp von Hessen. Sie verei- nigten sich zur Herstellung des Herzogs von Würtemberg, der damals von dem Hause Oestreich verdrängt worden war. Franz I. bequemte sich, Hülfsgelder zu zahlen. In kurzem Kriegszug, mit überraschender Schnelligkeit setzte hierauf Landgraf Philipp das Unternehmen ins Werk. Es ist gewiß, daß er in die östreichischen Erblande hätte vor- dringen sollen 1); allgemein vermuthete man, der König wolle Mailand einmal auch von deutscher Seite her an- greifen lassen 2). Eine noch weitere Aussicht eröffnet uns Marino Giustinian, in jenen Zeiten Botschafter der Vene- zianer in Frankreich. Er versichert gradehin, diese deutsche Bewegung sey von Clemens und Franz zu Marseille be- schlossen worden: er fügt hinzu, es habe allerdings nicht außer dem Plane gelegen, diese Truppen nach Italien kom- men zu lassen: insgeheim würde der Papst dazu mitgewirkt haben 3). Es würde etwas rasch seyn, diese Behauptung, Clemente, che da S. M. Chma. dipendessero quelli Sri. princi- palissimi e capi della fattione luterana -- si che almeno si fug- gisse il concilio. -- Nur dieß habe ich mich getraut zu behaupten. 1) In der Instruction an seine Gesandten nach Frankreich Au- gust 1532 (Rommel Urkundenbuch 61) entschuldigt er sich, "daß wir nit furtzugen, den König in seinen Erblanden anzugreifen." 2) Jovius Historiae sui temporis, lib. XXXII, p. 129, Pa- ruta Storia Venez. p. 389. 3) Relatione del clarissimo M. Marino Giustinian el Kr.
venuto d'Ambasciator al Christianissimo re di Francia del 1535 (Archivio Venez.) Francesco fece l'aboccamento di Marsilia con Unter Clemens VII. ſehr irren, gingen dieſe Verbindungen noch weiter. Kurznach der Zuſammenkunft mit dem Papſte hielt Franz I. eine andere mit Landgraf Philipp von Heſſen. Sie verei- nigten ſich zur Herſtellung des Herzogs von Wuͤrtemberg, der damals von dem Hauſe Oeſtreich verdraͤngt worden war. Franz I. bequemte ſich, Huͤlfsgelder zu zahlen. In kurzem Kriegszug, mit uͤberraſchender Schnelligkeit ſetzte hierauf Landgraf Philipp das Unternehmen ins Werk. Es iſt gewiß, daß er in die oͤſtreichiſchen Erblande haͤtte vor- dringen ſollen 1); allgemein vermuthete man, der Koͤnig wolle Mailand einmal auch von deutſcher Seite her an- greifen laſſen 2). Eine noch weitere Ausſicht eroͤffnet uns Marino Giuſtinian, in jenen Zeiten Botſchafter der Vene- zianer in Frankreich. Er verſichert gradehin, dieſe deutſche Bewegung ſey von Clemens und Franz zu Marſeille be- ſchloſſen worden: er fuͤgt hinzu, es habe allerdings nicht außer dem Plane gelegen, dieſe Truppen nach Italien kom- men zu laſſen: insgeheim wuͤrde der Papſt dazu mitgewirkt haben 3). Es wuͤrde etwas raſch ſeyn, dieſe Behauptung, Clemente, che da S. M. Chm̱a.̱ dipendessero quelli Sṟi.̱ princi- palissimi e capi della fattione luterana — si che almeno si fug- gisse il concilio. — Nur dieß habe ich mich getraut zu behaupten. 1) In der Inſtruction an ſeine Geſandten nach Frankreich Au- guſt 1532 (Rommel Urkundenbuch 61) entſchuldigt er ſich, „daß wir nit furtzugen, den Koͤnig in ſeinen Erblanden anzugreifen.“ 2) Jovius Historiae sui temporis, lib. XXXII, p. 129, Pa- ruta Storia Venez. p. 389. 3) Relatione del clarissimo M. Marino Giustinian el Kr.̱
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Unter Clemens VII.
ſehr irren, gingen dieſe Verbindungen noch weiter. Kurz
nach der Zuſammenkunft mit dem Papſte hielt Franz I.
eine andere mit Landgraf Philipp von Heſſen. Sie verei-
nigten ſich zur Herſtellung des Herzogs von Wuͤrtemberg,
der damals von dem Hauſe Oeſtreich verdraͤngt worden
war. Franz I. bequemte ſich, Huͤlfsgelder zu zahlen. In
kurzem Kriegszug, mit uͤberraſchender Schnelligkeit ſetzte
hierauf Landgraf Philipp das Unternehmen ins Werk. Es
iſt gewiß, daß er in die oͤſtreichiſchen Erblande haͤtte vor-
dringen ſollen 1); allgemein vermuthete man, der Koͤnig
wolle Mailand einmal auch von deutſcher Seite her an-
greifen laſſen 2). Eine noch weitere Ausſicht eroͤffnet uns
Marino Giuſtinian, in jenen Zeiten Botſchafter der Vene-
zianer in Frankreich. Er verſichert gradehin, dieſe deutſche
Bewegung ſey von Clemens und Franz zu Marſeille be-
ſchloſſen worden: er fuͤgt hinzu, es habe allerdings nicht
außer dem Plane gelegen, dieſe Truppen nach Italien kom-
men zu laſſen: insgeheim wuͤrde der Papſt dazu mitgewirkt
haben 3). Es wuͤrde etwas raſch ſeyn, dieſe Behauptung,
1)
1) In der Inſtruction an ſeine Geſandten nach Frankreich Au-
guſt 1532 (Rommel Urkundenbuch 61) entſchuldigt er ſich, „daß
wir nit furtzugen, den Koͤnig in ſeinen Erblanden anzugreifen.“
2) Jovius Historiae sui temporis, lib. XXXII, p. 129, Pa-
ruta Storia Venez. p. 389.
3) Relatione del clarissimo M. Marino Giustinian el Kr.̱
venuto d’Ambasciator al Christianissimo re di Francia del 1535
(Archivio Venez.) Francesco fece l’aboccamento di Marsilia con
1) Clemente, che da S. M. Chm̱a.̱ dipendessero quelli Sṟi.̱ princi-
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