Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Analogien des Protestantismus in Italien. kann man nicht sagen: allzutief war das Gefühl der Ein-heit der Kirche, die Verehrung für den Papst ihren Ge- müthern eingeprägt; und gar manche katholische Gebräuche hingen zu genau mit der nationalen Sinnesweise zusam- men, als daß man sich so leicht von ihnen entfernt hätte. Flaminio verfaßte eine Psalmenerklärung, deren dog- Giovan Battista Folengo schreibt die Rechtfertigung Nicht viel anders stand es lange Zeit mit Bernardino 1) Ad Psalm. 67, f. 246. Man findet einen Auszug aus die- sen Erklärungen in des Gerdesius Italia reformata p. 257--261. 2) Thuani Historiae ad a. 1559. I, 473.
Analogien des Proteſtantismus in Italien. kann man nicht ſagen: allzutief war das Gefuͤhl der Ein-heit der Kirche, die Verehrung fuͤr den Papſt ihren Ge- muͤthern eingepraͤgt; und gar manche katholiſche Gebraͤuche hingen zu genau mit der nationalen Sinnesweiſe zuſam- men, als daß man ſich ſo leicht von ihnen entfernt haͤtte. Flaminio verfaßte eine Pſalmenerklaͤrung, deren dog- Giovan Battiſta Folengo ſchreibt die Rechtfertigung Nicht viel anders ſtand es lange Zeit mit Bernardino 1) Ad Psalm. 67, f. 246. Man findet einen Auszug aus die- ſen Erklaͤrungen in des Gerdesius Italia reformata p. 257—261. 2) Thuani Historiae ad a. 1559. I, 473.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Analogien des Proteſtantismus in Italien</hi>.</fw><lb/> kann man nicht ſagen: allzutief war das Gefuͤhl der Ein-<lb/> heit der Kirche, die Verehrung fuͤr den Papſt ihren Ge-<lb/> muͤthern eingepraͤgt; und gar manche katholiſche Gebraͤuche<lb/> hingen zu genau mit der nationalen Sinnesweiſe zuſam-<lb/> men, als daß man ſich ſo leicht von ihnen entfernt haͤtte.</p><lb/> <p>Flaminio verfaßte eine Pſalmenerklaͤrung, deren dog-<lb/> matiſcher Inhalt von proteſtantiſchen Schriftſtellern gebil-<lb/> ligt worden iſt: aber eben dieſelbe verſah er mit einer Zu-<lb/> eignung, in welcher er den Papſt „den Waͤchter und Fuͤr-<lb/> ſten aller Heiligkeit, den Statthalter Gottes auf Erden“<lb/> nannte.</p><lb/> <p>Giovan Battiſta Folengo ſchreibt die Rechtfertigung<lb/> allein der Gnade zu: er redet ſogar von dem Nutzen der<lb/> Suͤnde, was nicht weit von der Schaͤdlichkeit der guten<lb/> Werke entfernt iſt; lebhaft eifert er wider das Vertrauen<lb/> auf Faſten, haͤufiges Gebet, Meſſe und Beichte, ja auf<lb/> den Prieſterſtand ſelber, Tonſur und Mitra <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Ad Psalm. 67, f.</hi> 246. Man findet einen Auszug aus die-<lb/> ſen Erklaͤrungen in des <hi rendition="#aq">Gerdesius Italia reformata p.</hi> 257—261.</note>; dennoch iſt<lb/> er in dem nemlichen Benedictinerkloſter, in welchem er in<lb/> ſeinem 16ten Jahre eingekleidet worden, ungefaͤhr in dem<lb/> ſechzigſten ruhig geſtorben <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Thuani Historiae ad a. 1559. I,</hi> 473.</note>.</p><lb/> <p>Nicht viel anders ſtand es lange Zeit mit Bernardino<lb/> Ochino. Glauben wir ſeinen eigenen Worten, ſo war es<lb/> von Anfang ein tiefes Verlangen, wie er ſich ausdruͤckt,<lb/> „nach dem himmliſchen Paradieſe, das durch die goͤttliche<lb/> Gnade erworben wird,“ was ihn dahin brachte, Francis-<lb/> caner zu werden. Sein Eifer war ſo gruͤndlich, daß er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0167]
Analogien des Proteſtantismus in Italien.
kann man nicht ſagen: allzutief war das Gefuͤhl der Ein-
heit der Kirche, die Verehrung fuͤr den Papſt ihren Ge-
muͤthern eingepraͤgt; und gar manche katholiſche Gebraͤuche
hingen zu genau mit der nationalen Sinnesweiſe zuſam-
men, als daß man ſich ſo leicht von ihnen entfernt haͤtte.
Flaminio verfaßte eine Pſalmenerklaͤrung, deren dog-
matiſcher Inhalt von proteſtantiſchen Schriftſtellern gebil-
ligt worden iſt: aber eben dieſelbe verſah er mit einer Zu-
eignung, in welcher er den Papſt „den Waͤchter und Fuͤr-
ſten aller Heiligkeit, den Statthalter Gottes auf Erden“
nannte.
Giovan Battiſta Folengo ſchreibt die Rechtfertigung
allein der Gnade zu: er redet ſogar von dem Nutzen der
Suͤnde, was nicht weit von der Schaͤdlichkeit der guten
Werke entfernt iſt; lebhaft eifert er wider das Vertrauen
auf Faſten, haͤufiges Gebet, Meſſe und Beichte, ja auf
den Prieſterſtand ſelber, Tonſur und Mitra 1); dennoch iſt
er in dem nemlichen Benedictinerkloſter, in welchem er in
ſeinem 16ten Jahre eingekleidet worden, ungefaͤhr in dem
ſechzigſten ruhig geſtorben 2).
Nicht viel anders ſtand es lange Zeit mit Bernardino
Ochino. Glauben wir ſeinen eigenen Worten, ſo war es
von Anfang ein tiefes Verlangen, wie er ſich ausdruͤckt,
„nach dem himmliſchen Paradieſe, das durch die goͤttliche
Gnade erworben wird,“ was ihn dahin brachte, Francis-
caner zu werden. Sein Eifer war ſo gruͤndlich, daß er
1) Ad Psalm. 67, f. 246. Man findet einen Auszug aus die-
ſen Erklaͤrungen in des Gerdesius Italia reformata p. 257—261.
2) Thuani Historiae ad a. 1559. I, 473.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |