Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Vorrede. gewöhnlich in den obersten Räumen für Bücher undhandschriften vorbehalten, die dann würdig, wie es bei den Vorgängern geschehen, ausgefüllt seyn wollten. Die Privatsammlungen sind hier in ge- wisser Hinsicht zugleich die öffentlichen, und das Archiv des Staats zerstreute sich, ohne daß Jemand Anstoß daran genommen hätte, in die Häuser der verschiedenen Familien, welche die Geschäfte ver- waltet hatten. Ungefähr eben so wie der Ueber- schuß des Staatsvermögens den papalen Geschlech- tern zu Gute kam; wie sich die vaticanische Galle- rie, obwohl ausgezeichnet durch die Wahl der Mei- sterstücke, die sie enthält, doch in Umfang und histo- rischer Bedeutung mit einigen privaten, wie der Gallerie Borghese oder Doria, nicht messen kann. So kommt es, daß die Manuscripte, welche in den Pallästen Barberini, Chigi, Altieri, Albani, Cor- sini aufbewahrt werden, für die Geschichte der rö- mischen Päpste, ihres Staates und ihrer Kirche von unschätzbarem Werth sind. Das Staatsarchiv, das man noch nicht sehr lange eingerichtet hat, ist be- sonders durch die Sammlung der Regesten für das Mittelalter wichtig: ein Theil der Geschichte dieses Zeitraums wird hier noch des Entdeckers harren: doch so weit meine Kenntniß reicht, muß ich glau- ben, daß es für die neueren Jahrhunderte nicht viel sagen will. Es verschwindet, wenn ich nicht Vorrede. gewöhnlich in den oberſten Räumen für Bücher undhandſchriften vorbehalten, die dann würdig, wie es bei den Vorgängern geſchehen, ausgefüllt ſeyn wollten. Die Privatſammlungen ſind hier in ge- wiſſer Hinſicht zugleich die öffentlichen, und das Archiv des Staats zerſtreute ſich, ohne daß Jemand Anſtoß daran genommen hätte, in die Häuſer der verſchiedenen Familien, welche die Geſchäfte ver- waltet hatten. Ungefähr eben ſo wie der Ueber- ſchuß des Staatsvermögens den papalen Geſchlech- tern zu Gute kam; wie ſich die vaticaniſche Galle- rie, obwohl ausgezeichnet durch die Wahl der Mei- ſterſtücke, die ſie enthält, doch in Umfang und hiſto- riſcher Bedeutung mit einigen privaten, wie der Gallerie Borgheſe oder Doria, nicht meſſen kann. So kommt es, daß die Manuſcripte, welche in den Palläſten Barberini, Chigi, Altieri, Albani, Cor- ſini aufbewahrt werden, für die Geſchichte der rö- miſchen Päpſte, ihres Staates und ihrer Kirche von unſchätzbarem Werth ſind. Das Staatsarchiv, das man noch nicht ſehr lange eingerichtet hat, iſt be- ſonders durch die Sammlung der Regeſten für das Mittelalter wichtig: ein Theil der Geſchichte dieſes Zeitraums wird hier noch des Entdeckers harren: doch ſo weit meine Kenntniß reicht, muß ich glau- ben, daß es für die neueren Jahrhunderte nicht viel ſagen will. Es verſchwindet, wenn ich nicht <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="XII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/> gewöhnlich in den oberſten Räumen für Bücher und<lb/> handſchriften vorbehalten, die dann würdig, wie<lb/> es bei den Vorgängern geſchehen, ausgefüllt ſeyn<lb/> wollten. Die Privatſammlungen ſind hier in ge-<lb/> wiſſer Hinſicht zugleich die öffentlichen, und das<lb/> Archiv des Staats zerſtreute ſich, ohne daß Jemand<lb/> Anſtoß daran genommen hätte, in die Häuſer der<lb/> verſchiedenen Familien, welche die Geſchäfte ver-<lb/> waltet hatten. Ungefähr eben ſo wie der Ueber-<lb/> ſchuß des Staatsvermögens den papalen Geſchlech-<lb/> tern zu Gute kam; wie ſich die vaticaniſche Galle-<lb/> rie, obwohl ausgezeichnet durch die Wahl der Mei-<lb/> ſterſtücke, die ſie enthält, doch in Umfang und hiſto-<lb/> riſcher Bedeutung mit einigen privaten, wie der<lb/> Gallerie Borgheſe oder Doria, nicht meſſen kann.<lb/> So kommt es, daß die Manuſcripte, welche in den<lb/> Palläſten Barberini, Chigi, Altieri, Albani, Cor-<lb/> ſini aufbewahrt werden, für die Geſchichte der rö-<lb/> miſchen Päpſte, ihres Staates und ihrer Kirche<lb/> von unſchätzbarem Werth ſind. Das Staatsarchiv,<lb/> das man noch nicht ſehr lange eingerichtet hat, iſt be-<lb/> ſonders durch die Sammlung der Regeſten für das<lb/> Mittelalter wichtig: ein Theil der Geſchichte dieſes<lb/> Zeitraums wird hier noch des Entdeckers harren:<lb/> doch ſo weit meine Kenntniß reicht, muß ich glau-<lb/> ben, daß es für die neueren Jahrhunderte nicht<lb/> viel ſagen will. Es verſchwindet, wenn ich nicht<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XII/0018]
Vorrede.
gewöhnlich in den oberſten Räumen für Bücher und
handſchriften vorbehalten, die dann würdig, wie
es bei den Vorgängern geſchehen, ausgefüllt ſeyn
wollten. Die Privatſammlungen ſind hier in ge-
wiſſer Hinſicht zugleich die öffentlichen, und das
Archiv des Staats zerſtreute ſich, ohne daß Jemand
Anſtoß daran genommen hätte, in die Häuſer der
verſchiedenen Familien, welche die Geſchäfte ver-
waltet hatten. Ungefähr eben ſo wie der Ueber-
ſchuß des Staatsvermögens den papalen Geſchlech-
tern zu Gute kam; wie ſich die vaticaniſche Galle-
rie, obwohl ausgezeichnet durch die Wahl der Mei-
ſterſtücke, die ſie enthält, doch in Umfang und hiſto-
riſcher Bedeutung mit einigen privaten, wie der
Gallerie Borgheſe oder Doria, nicht meſſen kann.
So kommt es, daß die Manuſcripte, welche in den
Palläſten Barberini, Chigi, Altieri, Albani, Cor-
ſini aufbewahrt werden, für die Geſchichte der rö-
miſchen Päpſte, ihres Staates und ihrer Kirche
von unſchätzbarem Werth ſind. Das Staatsarchiv,
das man noch nicht ſehr lange eingerichtet hat, iſt be-
ſonders durch die Sammlung der Regeſten für das
Mittelalter wichtig: ein Theil der Geſchichte dieſes
Zeitraums wird hier noch des Entdeckers harren:
doch ſo weit meine Kenntniß reicht, muß ich glau-
ben, daß es für die neueren Jahrhunderte nicht
viel ſagen will. Es verſchwindet, wenn ich nicht
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