Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch II. Regeneration des Katholicismus. sich die Geistlichkeit der Hülfe des weltlichen Arms 1). Eskam den Päpsten zu Statten, daß sie ein eigenes Land von so bedeutendem Umfang besaßen: hier konnten sie das Beispiel geben und das Muster aufstellen. In Mailand und Neapel durfte sich die Regierung um so weniger wi- dersetzen da sie beabsichtigt hatte, die spanische Inquisition daselbst einzuführen: in Neapel blieb nur die Confiscation der Güter verboten. In Toskana war die Inquisition durch den Legaten, den sich Herzog Cosimo zu verschaffen wußte, weltlichem Einfluß zugänglich; die Brüderschaften, die sie stiftete, gaben jedoch großen Anstoß; in Siena und Pisa nahm sie sich wider die Universitäten mehr heraus als ihr gebührte. Im Venetianischen blieb der Inquisitor zwar nicht ohne weltliche Aufsicht -- in der Hauptstadt saßen seit dem April 1547 drei venezianische Nobili in sei- nem Tribunal; in den Provinzen hatte der Rettore jeder Stadt, der dann zuweilen Doctoren zu Rathe zog, und in schwierigen Fällen, besonders sobald die Anklage bedeu- tendere Personen betraf, erst bei dem Rathe der Zehn an- fragte Antheil an der Untersuchung; allein dieß hin- derte nicht, daß man nicht im Wesentlichen die Verord- nungen von Rom in Ausführung gebracht hätte. 1) Auch andere Laien schlossen sich ihren Bestrebungen an.
"Fu rimediato," sagt das Compendium der Inquisitoren, "oppor- tunamente dal S. officio in Roma con porre in ogni citta va- lenti e zelanti inquisitori servendosi anche talhora de secolari zelanti e dotti per ajuto della fede come verbi gratia del Go- descalco in Como, del conte Albano in Bergamo, del Mutio in Milano. Questa risolutione di servirsi de' secolari fu presa perche non soli moltissimi vescovi vicarii frati e preti, ma anco molti dell' istessa inquisitione erano heretici. Buch II. Regeneration des Katholicismus. ſich die Geiſtlichkeit der Huͤlfe des weltlichen Arms 1). Eskam den Paͤpſten zu Statten, daß ſie ein eigenes Land von ſo bedeutendem Umfang beſaßen: hier konnten ſie das Beiſpiel geben und das Muſter aufſtellen. In Mailand und Neapel durfte ſich die Regierung um ſo weniger wi- derſetzen da ſie beabſichtigt hatte, die ſpaniſche Inquiſition daſelbſt einzufuͤhren: in Neapel blieb nur die Confiscation der Guͤter verboten. In Toskana war die Inquiſition durch den Legaten, den ſich Herzog Coſimo zu verſchaffen wußte, weltlichem Einfluß zugaͤnglich; die Bruͤderſchaften, die ſie ſtiftete, gaben jedoch großen Anſtoß; in Siena und Piſa nahm ſie ſich wider die Univerſitaͤten mehr heraus als ihr gebuͤhrte. Im Venetianiſchen blieb der Inquiſitor zwar nicht ohne weltliche Aufſicht — in der Hauptſtadt ſaßen ſeit dem April 1547 drei venezianiſche Nobili in ſei- nem Tribunal; in den Provinzen hatte der Rettore jeder Stadt, der dann zuweilen Doctoren zu Rathe zog, und in ſchwierigen Faͤllen, beſonders ſobald die Anklage bedeu- tendere Perſonen betraf, erſt bei dem Rathe der Zehn an- fragte Antheil an der Unterſuchung; allein dieß hin- derte nicht, daß man nicht im Weſentlichen die Verord- nungen von Rom in Ausfuͤhrung gebracht haͤtte. 1) Auch andere Laien ſchloſſen ſich ihren Beſtrebungen an.
„Fu rimediato,“ ſagt das Compendium der Inquiſitoren, „oppor- tunamente dal S. officio in Roma con porre in ogni città va- lenti e zelanti inquisitori servendosi anche talhora de secolari zelanti e dotti per ajuto della fede come verbi gratia del Go- descalco in Como, del conte Albano in Bergamo, del Mutio in Milano. Questa risolutione di servirsi de’ secolari fu presa perche non soli moltissimi vescovi vicarii frati e preti, ma anco molti dell’ istessa inquisitione erano heretici. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0238" n="212"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Regeneration des Katholicismus</hi>.</fw><lb/> ſich die Geiſtlichkeit der Huͤlfe des weltlichen Arms <note place="foot" n="1)">Auch andere Laien ſchloſſen ſich ihren Beſtrebungen an.<lb/><hi rendition="#aq">„Fu rimediato,“</hi> ſagt das Compendium der Inquiſitoren, <hi rendition="#aq">„oppor-<lb/> tunamente dal S. officio in Roma con porre in ogni città va-<lb/> lenti e zelanti inquisitori servendosi anche talhora de secolari<lb/> zelanti e dotti per ajuto della fede come verbi gratia del Go-<lb/> descalco in Como, del conte Albano in Bergamo, del Mutio in<lb/> Milano. Questa risolutione di servirsi de’ secolari fu presa<lb/> perche non soli moltissimi vescovi vicarii frati e preti, ma<lb/> anco molti dell’ istessa inquisitione erano heretici.</hi></note>. Es<lb/> kam den Paͤpſten zu Statten, daß ſie ein eigenes Land<lb/> von ſo bedeutendem Umfang beſaßen: hier konnten ſie das<lb/> Beiſpiel geben und das Muſter aufſtellen. In Mailand<lb/> und Neapel durfte ſich die Regierung um ſo weniger wi-<lb/> derſetzen da ſie beabſichtigt hatte, die ſpaniſche Inquiſition<lb/> daſelbſt einzufuͤhren: in Neapel blieb nur die Confiscation<lb/> der Guͤter verboten. In Toskana war die Inquiſition<lb/> durch den Legaten, den ſich Herzog Coſimo zu verſchaffen<lb/> wußte, weltlichem Einfluß zugaͤnglich; die Bruͤderſchaften,<lb/> die ſie ſtiftete, gaben jedoch großen Anſtoß; in Siena und<lb/> Piſa nahm ſie ſich wider die Univerſitaͤten mehr heraus als<lb/> ihr gebuͤhrte. Im Venetianiſchen blieb der Inquiſitor<lb/> zwar nicht ohne weltliche Aufſicht — in der Hauptſtadt<lb/> ſaßen ſeit dem April 1547 drei venezianiſche Nobili in ſei-<lb/> nem Tribunal; in den Provinzen hatte der Rettore jeder<lb/> Stadt, der dann zuweilen Doctoren zu Rathe zog, und<lb/> in ſchwierigen Faͤllen, beſonders ſobald die Anklage bedeu-<lb/> tendere Perſonen betraf, erſt bei dem Rathe der Zehn an-<lb/> fragte Antheil an der Unterſuchung; allein dieß hin-<lb/> derte nicht, daß man nicht im Weſentlichen die Verord-<lb/> nungen von Rom in Ausfuͤhrung gebracht haͤtte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0238]
Buch II. Regeneration des Katholicismus.
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kam den Paͤpſten zu Statten, daß ſie ein eigenes Land
von ſo bedeutendem Umfang beſaßen: hier konnten ſie das
Beiſpiel geben und das Muſter aufſtellen. In Mailand
und Neapel durfte ſich die Regierung um ſo weniger wi-
derſetzen da ſie beabſichtigt hatte, die ſpaniſche Inquiſition
daſelbſt einzufuͤhren: in Neapel blieb nur die Confiscation
der Guͤter verboten. In Toskana war die Inquiſition
durch den Legaten, den ſich Herzog Coſimo zu verſchaffen
wußte, weltlichem Einfluß zugaͤnglich; die Bruͤderſchaften,
die ſie ſtiftete, gaben jedoch großen Anſtoß; in Siena und
Piſa nahm ſie ſich wider die Univerſitaͤten mehr heraus als
ihr gebuͤhrte. Im Venetianiſchen blieb der Inquiſitor
zwar nicht ohne weltliche Aufſicht — in der Hauptſtadt
ſaßen ſeit dem April 1547 drei venezianiſche Nobili in ſei-
nem Tribunal; in den Provinzen hatte der Rettore jeder
Stadt, der dann zuweilen Doctoren zu Rathe zog, und
in ſchwierigen Faͤllen, beſonders ſobald die Anklage bedeu-
tendere Perſonen betraf, erſt bei dem Rathe der Zehn an-
fragte Antheil an der Unterſuchung; allein dieß hin-
derte nicht, daß man nicht im Weſentlichen die Verord-
nungen von Rom in Ausfuͤhrung gebracht haͤtte.
1) Auch andere Laien ſchloſſen ſich ihren Beſtrebungen an.
„Fu rimediato,“ ſagt das Compendium der Inquiſitoren, „oppor-
tunamente dal S. officio in Roma con porre in ogni città va-
lenti e zelanti inquisitori servendosi anche talhora de secolari
zelanti e dotti per ajuto della fede come verbi gratia del Go-
descalco in Como, del conte Albano in Bergamo, del Mutio in
Milano. Questa risolutione di servirsi de’ secolari fu presa
perche non soli moltissimi vescovi vicarii frati e preti, ma
anco molti dell’ istessa inquisitione erano heretici.
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