von den vornehmsten Männern der Stadt so weit, daß sie mit ihm durch die Straßen gingen und bettelten: Strada klopfte an die Thüre: sie nahmen die Gaben in Empfang. In Faenza gelang es ihnen, obwohl Ochino viel daselbst gewirkt hatte, großen Einfluß zu erwerben, hundertjährige Feindschaften zu versöhnen und Gesellschaften zur Unterstüz- zung der Armen zu gründen. Ich führe nur einige Bei- spiele an: allenthalben erschienen sie, verschafften sich An- hänger, bildeten Schulen, setzten sich fest.
Wie aber Ignatius ganz ein Spanier, und von na- tionalen Ideen ausgegangen war, wie auch leicht seine geist- reichsten Schüler ihm daher gekommen, so hatte seine Gesell- schaft, in die dieser Geist übergegangen, auf der pyrenäischen Halbinsel fast noch größeren Fortgang als in Italien selbst. In Barcelona machte sie eine sehr bedeutende Erwerbung an dem Vicekönig, Franz Borgia, Herzog von Gandia; in Valencia konnte eine Kirche die Zuhörer des Araoz nicht fassen, und man errichtete ihm eine Kanzel unter freiem Himmel; in Alcala sammelten sich um Franz Vil- lanova, obwohl er krank, von geringer Herkunft und ohne alle Kenntnisse war, gar bald bedeutende Anhänger; von hier und Salamanca, wo man 1548 mit einem sehr en- gen schlechten Hause begann, haben sich die Jesuiten her- nach vornemlich über Spanien ausgebreitet 1). Indeß wa- ren sie in Portugal nicht minder willkommen. Der König ließ von den beiden Ersten, die ihm auf sein Ersuchen ge- schickt wurden, nur den einen nach Ostindien ziehen; --
1)Ribadeneira Vita Ignatii c. XV, n. 244. c. XXXVIII, nr. 285.
Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes.
von den vornehmſten Maͤnnern der Stadt ſo weit, daß ſie mit ihm durch die Straßen gingen und bettelten: Strada klopfte an die Thuͤre: ſie nahmen die Gaben in Empfang. In Faenza gelang es ihnen, obwohl Ochino viel daſelbſt gewirkt hatte, großen Einfluß zu erwerben, hundertjaͤhrige Feindſchaften zu verſoͤhnen und Geſellſchaften zur Unterſtuͤz- zung der Armen zu gruͤnden. Ich fuͤhre nur einige Bei- ſpiele an: allenthalben erſchienen ſie, verſchafften ſich An- haͤnger, bildeten Schulen, ſetzten ſich feſt.
Wie aber Ignatius ganz ein Spanier, und von na- tionalen Ideen ausgegangen war, wie auch leicht ſeine geiſt- reichſten Schuͤler ihm daher gekommen, ſo hatte ſeine Geſell- ſchaft, in die dieſer Geiſt uͤbergegangen, auf der pyrenaͤiſchen Halbinſel faſt noch groͤßeren Fortgang als in Italien ſelbſt. In Barcelona machte ſie eine ſehr bedeutende Erwerbung an dem Vicekoͤnig, Franz Borgia, Herzog von Gandia; in Valencia konnte eine Kirche die Zuhoͤrer des Araoz nicht faſſen, und man errichtete ihm eine Kanzel unter freiem Himmel; in Alcala ſammelten ſich um Franz Vil- lanova, obwohl er krank, von geringer Herkunft und ohne alle Kenntniſſe war, gar bald bedeutende Anhaͤnger; von hier und Salamanca, wo man 1548 mit einem ſehr en- gen ſchlechten Hauſe begann, haben ſich die Jeſuiten her- nach vornemlich uͤber Spanien ausgebreitet 1). Indeß wa- ren ſie in Portugal nicht minder willkommen. Der Koͤnig ließ von den beiden Erſten, die ihm auf ſein Erſuchen ge- ſchickt wurden, nur den einen nach Oſtindien ziehen; —
1)Ribadeneira Vita Ignatii c. XV, n. 244. c. XXXVIII, nr. 285.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0241"n="215"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes</hi>.</fw><lb/>
von den vornehmſten Maͤnnern der Stadt ſo weit, daß ſie<lb/>
mit ihm durch die Straßen gingen und bettelten: Strada<lb/>
klopfte an die Thuͤre: ſie nahmen die Gaben in Empfang.<lb/>
In Faenza gelang es ihnen, obwohl Ochino viel daſelbſt<lb/>
gewirkt hatte, großen Einfluß zu erwerben, hundertjaͤhrige<lb/>
Feindſchaften zu verſoͤhnen und Geſellſchaften zur Unterſtuͤz-<lb/>
zung der Armen zu gruͤnden. Ich fuͤhre nur einige Bei-<lb/>ſpiele an: allenthalben erſchienen ſie, verſchafften ſich An-<lb/>
haͤnger, bildeten Schulen, ſetzten ſich feſt.</p><lb/><p>Wie aber Ignatius ganz ein Spanier, und von na-<lb/>
tionalen Ideen ausgegangen war, wie auch leicht ſeine geiſt-<lb/>
reichſten Schuͤler ihm daher gekommen, ſo hatte ſeine Geſell-<lb/>ſchaft, in die dieſer Geiſt uͤbergegangen, auf der pyrenaͤiſchen<lb/>
Halbinſel faſt noch groͤßeren Fortgang als in Italien ſelbſt.<lb/>
In Barcelona machte ſie eine ſehr bedeutende Erwerbung<lb/>
an dem Vicekoͤnig, Franz Borgia, Herzog von Gandia;<lb/>
in Valencia konnte eine Kirche die Zuhoͤrer des Araoz<lb/>
nicht faſſen, und man errichtete ihm eine Kanzel unter<lb/>
freiem Himmel; in Alcala ſammelten ſich um Franz Vil-<lb/>
lanova, obwohl er krank, von geringer Herkunft und ohne<lb/>
alle Kenntniſſe war, gar bald bedeutende Anhaͤnger; von<lb/>
hier und Salamanca, wo man 1548 mit einem ſehr en-<lb/>
gen ſchlechten Hauſe begann, haben ſich die Jeſuiten her-<lb/>
nach vornemlich uͤber Spanien ausgebreitet <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Ribadeneira Vita Ignatii c. XV, n. 244. c. XXXVIII,<lb/>
nr.</hi> 285.</note>. Indeß wa-<lb/>
ren ſie in Portugal nicht minder willkommen. Der Koͤnig<lb/>
ließ von den beiden Erſten, die ihm auf ſein Erſuchen ge-<lb/>ſchickt wurden, nur den einen nach Oſtindien ziehen; —<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[215/0241]
Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes.
von den vornehmſten Maͤnnern der Stadt ſo weit, daß ſie
mit ihm durch die Straßen gingen und bettelten: Strada
klopfte an die Thuͤre: ſie nahmen die Gaben in Empfang.
In Faenza gelang es ihnen, obwohl Ochino viel daſelbſt
gewirkt hatte, großen Einfluß zu erwerben, hundertjaͤhrige
Feindſchaften zu verſoͤhnen und Geſellſchaften zur Unterſtuͤz-
zung der Armen zu gruͤnden. Ich fuͤhre nur einige Bei-
ſpiele an: allenthalben erſchienen ſie, verſchafften ſich An-
haͤnger, bildeten Schulen, ſetzten ſich feſt.
Wie aber Ignatius ganz ein Spanier, und von na-
tionalen Ideen ausgegangen war, wie auch leicht ſeine geiſt-
reichſten Schuͤler ihm daher gekommen, ſo hatte ſeine Geſell-
ſchaft, in die dieſer Geiſt uͤbergegangen, auf der pyrenaͤiſchen
Halbinſel faſt noch groͤßeren Fortgang als in Italien ſelbſt.
In Barcelona machte ſie eine ſehr bedeutende Erwerbung
an dem Vicekoͤnig, Franz Borgia, Herzog von Gandia;
in Valencia konnte eine Kirche die Zuhoͤrer des Araoz
nicht faſſen, und man errichtete ihm eine Kanzel unter
freiem Himmel; in Alcala ſammelten ſich um Franz Vil-
lanova, obwohl er krank, von geringer Herkunft und ohne
alle Kenntniſſe war, gar bald bedeutende Anhaͤnger; von
hier und Salamanca, wo man 1548 mit einem ſehr en-
gen ſchlechten Hauſe begann, haben ſich die Jeſuiten her-
nach vornemlich uͤber Spanien ausgebreitet 1). Indeß wa-
ren ſie in Portugal nicht minder willkommen. Der Koͤnig
ließ von den beiden Erſten, die ihm auf ſein Erſuchen ge-
ſchickt wurden, nur den einen nach Oſtindien ziehen; —
1) Ribadeneira Vita Ignatii c. XV, n. 244. c. XXXVIII,
nr. 285.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/241>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.