Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch II. Regeneration des Katholicismus. bloße Anblick zeigt, wo der Nerv derselben war. Diegrößere Hälfte dieser Provinzen, sieben, gehörten allein der pyrenäischen Halbinsel und ihren Colonien an. In Casti- lien waren zehn, in Aragon fünf, in Andalusien nicht min- der fünf Collegien: in Portugal war man am weitesten: man hatte zugleich Häuser für Professen und Novizen. Der portugiesischen Colonien hatte man sich beinahe be- mächtigt. In Brasilien waren 28, in Ostindien von Goa bis Japan gegen 100 Mitglieder des Ordens beschäftigt. Von hier aus hatte man einen Versuch in Aethiopien ge- macht und einen Provinzial dahin gesendet: man glaubte eines glücklichen Fortgangs sicher zu seyn. Alle diese Pro- vinzen spanischer und portugiesischer Zunge und Richtung wurden von einem Generalcommissär, Franz Borgia, zu- sammengefaßt. Wie gesagt, hier, wo der erste Gedanke der Gesellschaft entsprungen, war auch ihr Einfluß am um- fassendsten gewesen. Nicht viel geringer aber war er in Italien. Es gab drei Provinzen italienischer Zunge: die römische, die unmittelbar unter dem General stand, mit Häusern für Professen und Novizen, dem Collegium Ro- manum und dem Germanicum, das auf den Rath des Cardinals Morone ausdrücklich für die Deutschen eingerichtet wurde, jedoch noch keinen rechten Fortgang gewann: auch Neapel gehörte zu dieser Provinz -- die sicilianische mit vier bereits vollendeten und zwei angefangenen Collegien: der Vi- cekönig della Vega hatte die ersten Jesuiten dahin ge- bracht 1), Messina und Palermo hatten gewetteifert, Col- legien zu gründen: von diesen gingen dann die übrigen 1) Ribadeneira Vita Ignatii nr. 293.
Buch II. Regeneration des Katholicismus. bloße Anblick zeigt, wo der Nerv derſelben war. Diegroͤßere Haͤlfte dieſer Provinzen, ſieben, gehoͤrten allein der pyrenaͤiſchen Halbinſel und ihren Colonien an. In Caſti- lien waren zehn, in Aragon fuͤnf, in Andaluſien nicht min- der fuͤnf Collegien: in Portugal war man am weiteſten: man hatte zugleich Haͤuſer fuͤr Profeſſen und Novizen. Der portugieſiſchen Colonien hatte man ſich beinahe be- maͤchtigt. In Braſilien waren 28, in Oſtindien von Goa bis Japan gegen 100 Mitglieder des Ordens beſchaͤftigt. Von hier aus hatte man einen Verſuch in Aethiopien ge- macht und einen Provinzial dahin geſendet: man glaubte eines gluͤcklichen Fortgangs ſicher zu ſeyn. Alle dieſe Pro- vinzen ſpaniſcher und portugieſiſcher Zunge und Richtung wurden von einem Generalcommiſſaͤr, Franz Borgia, zu- ſammengefaßt. Wie geſagt, hier, wo der erſte Gedanke der Geſellſchaft entſprungen, war auch ihr Einfluß am um- faſſendſten geweſen. Nicht viel geringer aber war er in Italien. Es gab drei Provinzen italieniſcher Zunge: die roͤmiſche, die unmittelbar unter dem General ſtand, mit Haͤuſern fuͤr Profeſſen und Novizen, dem Collegium Ro- manum und dem Germanicum, das auf den Rath des Cardinals Morone ausdruͤcklich fuͤr die Deutſchen eingerichtet wurde, jedoch noch keinen rechten Fortgang gewann: auch Neapel gehoͤrte zu dieſer Provinz — die ſicilianiſche mit vier bereits vollendeten und zwei angefangenen Collegien: der Vi- cekoͤnig della Vega hatte die erſten Jeſuiten dahin ge- bracht 1), Meſſina und Palermo hatten gewetteifert, Col- legien zu gruͤnden: von dieſen gingen dann die uͤbrigen 1) Ribadeneira Vita Ignatii nr. 293.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0256" n="230"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Regeneration des Katholicismus</hi>.</fw><lb/> bloße Anblick zeigt, wo der Nerv derſelben war. Die<lb/> groͤßere Haͤlfte dieſer Provinzen, ſieben, gehoͤrten allein der<lb/> pyrenaͤiſchen Halbinſel und ihren Colonien an. In Caſti-<lb/> lien waren zehn, in Aragon fuͤnf, in Andaluſien nicht min-<lb/> der fuͤnf Collegien: in Portugal war man am weiteſten:<lb/> man hatte zugleich Haͤuſer fuͤr Profeſſen und Novizen.<lb/> Der portugieſiſchen Colonien hatte man ſich beinahe be-<lb/> maͤchtigt. In Braſilien waren 28, in Oſtindien von Goa<lb/> bis Japan gegen 100 Mitglieder des Ordens beſchaͤftigt.<lb/> Von hier aus hatte man einen Verſuch in Aethiopien ge-<lb/> macht und einen Provinzial dahin geſendet: man glaubte<lb/> eines gluͤcklichen Fortgangs ſicher zu ſeyn. Alle dieſe Pro-<lb/> vinzen ſpaniſcher und portugieſiſcher Zunge und Richtung<lb/> wurden von einem Generalcommiſſaͤr, Franz Borgia, zu-<lb/> ſammengefaßt. Wie geſagt, hier, wo der erſte Gedanke der<lb/> Geſellſchaft entſprungen, war auch ihr Einfluß am um-<lb/> faſſendſten geweſen. Nicht viel geringer aber war er in<lb/> Italien. Es gab drei Provinzen italieniſcher Zunge: die<lb/> roͤmiſche, die unmittelbar unter dem General ſtand, mit<lb/> Haͤuſern fuͤr Profeſſen und Novizen, dem Collegium Ro-<lb/> manum und dem Germanicum, das auf den Rath des<lb/> Cardinals Morone ausdruͤcklich fuͤr die Deutſchen eingerichtet<lb/> wurde, jedoch noch keinen rechten Fortgang gewann: auch<lb/> Neapel gehoͤrte zu dieſer Provinz — die ſicilianiſche mit vier<lb/> bereits vollendeten und zwei angefangenen Collegien: der Vi-<lb/> cekoͤnig della Vega hatte die erſten Jeſuiten dahin ge-<lb/> bracht <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Ribadeneira Vita Ignatii nr. 293.</hi></note>, Meſſina und Palermo hatten gewetteifert, Col-<lb/> legien zu gruͤnden: von dieſen gingen dann die uͤbrigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0256]
Buch II. Regeneration des Katholicismus.
bloße Anblick zeigt, wo der Nerv derſelben war. Die
groͤßere Haͤlfte dieſer Provinzen, ſieben, gehoͤrten allein der
pyrenaͤiſchen Halbinſel und ihren Colonien an. In Caſti-
lien waren zehn, in Aragon fuͤnf, in Andaluſien nicht min-
der fuͤnf Collegien: in Portugal war man am weiteſten:
man hatte zugleich Haͤuſer fuͤr Profeſſen und Novizen.
Der portugieſiſchen Colonien hatte man ſich beinahe be-
maͤchtigt. In Braſilien waren 28, in Oſtindien von Goa
bis Japan gegen 100 Mitglieder des Ordens beſchaͤftigt.
Von hier aus hatte man einen Verſuch in Aethiopien ge-
macht und einen Provinzial dahin geſendet: man glaubte
eines gluͤcklichen Fortgangs ſicher zu ſeyn. Alle dieſe Pro-
vinzen ſpaniſcher und portugieſiſcher Zunge und Richtung
wurden von einem Generalcommiſſaͤr, Franz Borgia, zu-
ſammengefaßt. Wie geſagt, hier, wo der erſte Gedanke der
Geſellſchaft entſprungen, war auch ihr Einfluß am um-
faſſendſten geweſen. Nicht viel geringer aber war er in
Italien. Es gab drei Provinzen italieniſcher Zunge: die
roͤmiſche, die unmittelbar unter dem General ſtand, mit
Haͤuſern fuͤr Profeſſen und Novizen, dem Collegium Ro-
manum und dem Germanicum, das auf den Rath des
Cardinals Morone ausdruͤcklich fuͤr die Deutſchen eingerichtet
wurde, jedoch noch keinen rechten Fortgang gewann: auch
Neapel gehoͤrte zu dieſer Provinz — die ſicilianiſche mit vier
bereits vollendeten und zwei angefangenen Collegien: der Vi-
cekoͤnig della Vega hatte die erſten Jeſuiten dahin ge-
bracht 1), Meſſina und Palermo hatten gewetteifert, Col-
legien zu gruͤnden: von dieſen gingen dann die uͤbrigen
1) Ribadeneira Vita Ignatii nr. 293.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |