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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul III.
zum Vortheil der katholischen Kirche gelingen: dabei aber,
er gesteht es selbst 1), zweifelte er nicht, ihn auf unzäh-
lige Schwierigkeiten stoßen, in Verwickelungen gerathen zu
sehen, die ihm, dem Papst, seinerseits eine vollere Freiheit,
seine Zwecke zu verfolgen, gewähren würden. Das Glück
spottete seiner Anschläge. Jetzt mußte er fürchten, und Frank-
reich machte ihn aufmerksam darauf, daß diese Uebermacht
auf Italien zurückwirken, und ihm sowohl in geistlichen
als in weltlichen Geschäften nur allzubald fühlbar werden
würde. Aber überdieß wuchsen seine Besorgnisse wegen
des Conciliums. Es hatte ihn schon lange gedrückt 2):
er hatte bereits daran gedacht es aufzulösen: jetzt aber tha-
ten die kaiserlich gesinnten Prälaten, durch die Siege mu-
thig und muthiger geworden, einige besonders kühne
Schritte. Die spanischen Bischöfe brachten unter dem Na-
men: Censuren, einige Artikel in Vorschlag, die sämmtlich
eine Verringerung des päpstlichen Ansehens bezweckten: die
Reformation, von der Rom immer so viel gefürchtet, schien
sich nicht mehr verzögern zu lassen.

Es lautet seltsam: aber nichts ist wahrer: in dem
Augenblicke, daß ganz Norddeutschland vor der Wiederein-
führung der päpstlichen Gewalt zitterte, fühlte sich der

1) Charles Cl. de Guise au roi 31 Oct. 1547 (Ribier II,
p.
75), nach einer Audienz bei dem Papst. Paul führt die Gründe
an, die ihn zur Theilnahme an dem deutschen Krieg vermocht. Aussi
a dire franchement qu'il etoit bien mieux de l'empescher (l'em-
pereur) en un lieu, dont il pensoit, qu'aisement il ne viendroit
a bout.
2) Du Mortier au roi 26 Avril 1547. Je vous assure, Sire,
que pendant il etoit a Trente, c'etoit une charge qui le pres-
soit fort.

Paul III.
zum Vortheil der katholiſchen Kirche gelingen: dabei aber,
er geſteht es ſelbſt 1), zweifelte er nicht, ihn auf unzaͤh-
lige Schwierigkeiten ſtoßen, in Verwickelungen gerathen zu
ſehen, die ihm, dem Papſt, ſeinerſeits eine vollere Freiheit,
ſeine Zwecke zu verfolgen, gewaͤhren wuͤrden. Das Gluͤck
ſpottete ſeiner Anſchlaͤge. Jetzt mußte er fuͤrchten, und Frank-
reich machte ihn aufmerkſam darauf, daß dieſe Uebermacht
auf Italien zuruͤckwirken, und ihm ſowohl in geiſtlichen
als in weltlichen Geſchaͤften nur allzubald fuͤhlbar werden
wuͤrde. Aber uͤberdieß wuchſen ſeine Beſorgniſſe wegen
des Conciliums. Es hatte ihn ſchon lange gedruͤckt 2):
er hatte bereits daran gedacht es aufzuloͤſen: jetzt aber tha-
ten die kaiſerlich geſinnten Praͤlaten, durch die Siege mu-
thig und muthiger geworden, einige beſonders kuͤhne
Schritte. Die ſpaniſchen Biſchoͤfe brachten unter dem Na-
men: Cenſuren, einige Artikel in Vorſchlag, die ſaͤmmtlich
eine Verringerung des paͤpſtlichen Anſehens bezweckten: die
Reformation, von der Rom immer ſo viel gefuͤrchtet, ſchien
ſich nicht mehr verzoͤgern zu laſſen.

Es lautet ſeltſam: aber nichts iſt wahrer: in dem
Augenblicke, daß ganz Norddeutſchland vor der Wiederein-
fuͤhrung der paͤpſtlichen Gewalt zitterte, fuͤhlte ſich der

1) Charles Cl. de Guise au roi 31 Oct. 1547 (Ribier II,
p.
75), nach einer Audienz bei dem Papſt. Paul fuͤhrt die Gruͤnde
an, die ihn zur Theilnahme an dem deutſchen Krieg vermocht. Aussi
à dire franchement qu’il étoit bien mieux de l’empescher (l’em-
pereur) en un lieu, dont il pensoit, qu’aisement il ne viendroit
à bout.
2) Du Mortier au roi 26 Avril 1547. Je vous assure, Sire,
que pendant il étoit à Trente, c’étoit une charge qui le pres-
soit fort.
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[253/0279] Paul III. zum Vortheil der katholiſchen Kirche gelingen: dabei aber, er geſteht es ſelbſt 1), zweifelte er nicht, ihn auf unzaͤh- lige Schwierigkeiten ſtoßen, in Verwickelungen gerathen zu ſehen, die ihm, dem Papſt, ſeinerſeits eine vollere Freiheit, ſeine Zwecke zu verfolgen, gewaͤhren wuͤrden. Das Gluͤck ſpottete ſeiner Anſchlaͤge. Jetzt mußte er fuͤrchten, und Frank- reich machte ihn aufmerkſam darauf, daß dieſe Uebermacht auf Italien zuruͤckwirken, und ihm ſowohl in geiſtlichen als in weltlichen Geſchaͤften nur allzubald fuͤhlbar werden wuͤrde. Aber uͤberdieß wuchſen ſeine Beſorgniſſe wegen des Conciliums. Es hatte ihn ſchon lange gedruͤckt 2): er hatte bereits daran gedacht es aufzuloͤſen: jetzt aber tha- ten die kaiſerlich geſinnten Praͤlaten, durch die Siege mu- thig und muthiger geworden, einige beſonders kuͤhne Schritte. Die ſpaniſchen Biſchoͤfe brachten unter dem Na- men: Cenſuren, einige Artikel in Vorſchlag, die ſaͤmmtlich eine Verringerung des paͤpſtlichen Anſehens bezweckten: die Reformation, von der Rom immer ſo viel gefuͤrchtet, ſchien ſich nicht mehr verzoͤgern zu laſſen. Es lautet ſeltſam: aber nichts iſt wahrer: in dem Augenblicke, daß ganz Norddeutſchland vor der Wiederein- fuͤhrung der paͤpſtlichen Gewalt zitterte, fuͤhlte ſich der 1) Charles Cl. de Guise au roi 31 Oct. 1547 (Ribier II, p. 75), nach einer Audienz bei dem Papſt. Paul fuͤhrt die Gruͤnde an, die ihn zur Theilnahme an dem deutſchen Krieg vermocht. Aussi à dire franchement qu’il étoit bien mieux de l’empescher (l’em- pereur) en un lieu, dont il pensoit, qu’aisement il ne viendroit à bout. 2) Du Mortier au roi 26 Avril 1547. Je vous assure, Sire, que pendant il étoit à Trente, c’étoit une charge qui le pres- soit fort.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/279>, abgerufen am 22.11.2024.