Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Paul III.
den, hatte nicht so viel zu bedeuten. Schlechtbesoldet und
eben deshalb nicht recht in Gehorsam noch Mannszucht,
hatten sie niemals viel getaugt. Daß aber das Concilium
verlegt worden, war von dem größten Einfluß. Wunder-
bar wie auch dieß Mal die Entzweiung des Papstthums
und des Kaiserthums, hervorgerufen von der politischen
Stellung des ersten, den Protestanten zu Hülfe kam. Man
hätte jetzt wohl die Mittel gehabt, sie zur Unterwerfung
unter das Concilium zu nöthigen. Da sich dieß aber sel-
der gespalten hatte -- denn die kaiserlichen Bischöfe blie-
ben in Trient -- da sich keine allgemein gültigen Beschlüsse
mehr fassen ließen, konnte man auch Niemand zur Adhä-
sion zwingen. Der Kaiser mußte erleben, daß der wesent-
lichste Theil seiner Pläne an dem Abfall seines Verbünde-
ten scheiterte. Er drang nicht allein fortwährend auf die
Zurückverlegung der Kirchenversammlung nach Trient, er
ließ sich vernehmen: "er werde nach Rom kommen, um
das Concilium dort selber zu halten."

Paul III. nahm sich zusammen: der Kaiser ist mäch-
tig, sagte er, doch auch wir vermögen etwas und haben
einige Freunde. Die lange besprochene Verbindung mit
Frankreich kam jetzt zu Stande: Oratio Farnese verlobte
2)

2) Mendoca a XI de Hebrero 1547 aos. Quanto mas yva el dicho
(prospero suceso) adelante, mas nos confirmavamos en creher
que fuese verdad lo que antes se havia savido de la intention y
inclinacion de S. S. y lo que se dezia (es) que su fin havia
sido por embaracar nos en lo que estavamos y dexarnos en ello
con sus fines desinnos y platicas, pero que, annque pesasse a
S. S. y a otros esperavamos con la ayuda de N. S., aunque sin
la de S. S. guiar esta impresa a buen camino.

Paul III.
den, hatte nicht ſo viel zu bedeuten. Schlechtbeſoldet und
eben deshalb nicht recht in Gehorſam noch Mannszucht,
hatten ſie niemals viel getaugt. Daß aber das Concilium
verlegt worden, war von dem groͤßten Einfluß. Wunder-
bar wie auch dieß Mal die Entzweiung des Papſtthums
und des Kaiſerthums, hervorgerufen von der politiſchen
Stellung des erſten, den Proteſtanten zu Huͤlfe kam. Man
haͤtte jetzt wohl die Mittel gehabt, ſie zur Unterwerfung
unter das Concilium zu noͤthigen. Da ſich dieß aber ſel-
der geſpalten hatte — denn die kaiſerlichen Biſchoͤfe blie-
ben in Trient — da ſich keine allgemein guͤltigen Beſchluͤſſe
mehr faſſen ließen, konnte man auch Niemand zur Adhaͤ-
ſion zwingen. Der Kaiſer mußte erleben, daß der weſent-
lichſte Theil ſeiner Plaͤne an dem Abfall ſeines Verbuͤnde-
ten ſcheiterte. Er drang nicht allein fortwaͤhrend auf die
Zuruͤckverlegung der Kirchenverſammlung nach Trient, er
ließ ſich vernehmen: „er werde nach Rom kommen, um
das Concilium dort ſelber zu halten.“

Paul III. nahm ſich zuſammen: der Kaiſer iſt maͤch-
tig, ſagte er, doch auch wir vermoͤgen etwas und haben
einige Freunde. Die lange beſprochene Verbindung mit
Frankreich kam jetzt zu Stande: Oratio Farneſe verlobte
2)

2) Mendoça a XI de Hebrero 1547 aōs. Quanto mas yva el dicho
(prospero suceso) adelante, mas nos confirmavamos en creher
que fuese verdad lo que antes se havia savido de la intention y
inclinacion de S. S. y lo que se dezia (es) que su fin havia
sido por embaraçar nos en lo que estavamos y dexarnos en ello
con sus fines desiños y platicas, pero que, annque pesasse a
S. S. y a otros esperavamos con la ayuda de N. S., aunque sin
la de S. S. guiar esta impresa a buen camino.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="255"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Paul</hi><hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/>
den, hatte nicht &#x017F;o viel zu bedeuten. Schlechtbe&#x017F;oldet und<lb/>
eben deshalb nicht recht in Gehor&#x017F;am noch Mannszucht,<lb/>
hatten &#x017F;ie niemals viel getaugt. Daß aber das Concilium<lb/>
verlegt worden, war von dem gro&#x0364;ßten Einfluß. Wunder-<lb/>
bar wie auch dieß Mal die Entzweiung des Pap&#x017F;tthums<lb/>
und des Kai&#x017F;erthums, hervorgerufen von der politi&#x017F;chen<lb/>
Stellung des er&#x017F;ten, den Prote&#x017F;tanten zu Hu&#x0364;lfe kam. Man<lb/>
ha&#x0364;tte jetzt wohl die Mittel gehabt, &#x017F;ie zur Unterwerfung<lb/>
unter das Concilium zu no&#x0364;thigen. Da &#x017F;ich dieß aber &#x017F;el-<lb/>
der ge&#x017F;palten hatte &#x2014; denn die kai&#x017F;erlichen Bi&#x017F;cho&#x0364;fe blie-<lb/>
ben in Trient &#x2014; da &#x017F;ich keine allgemein gu&#x0364;ltigen Be&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
mehr fa&#x017F;&#x017F;en ließen, konnte man auch Niemand zur Adha&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ion zwingen. Der Kai&#x017F;er mußte erleben, daß der we&#x017F;ent-<lb/>
lich&#x017F;te Theil &#x017F;einer Pla&#x0364;ne an dem Abfall &#x017F;eines Verbu&#x0364;nde-<lb/>
ten &#x017F;cheiterte. Er drang nicht allein fortwa&#x0364;hrend auf die<lb/>
Zuru&#x0364;ckverlegung der Kirchenver&#x017F;ammlung nach Trient, er<lb/>
ließ &#x017F;ich vernehmen: &#x201E;er werde nach Rom kommen, um<lb/>
das Concilium dort &#x017F;elber zu halten.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Paul <hi rendition="#aq">III.</hi> nahm &#x017F;ich zu&#x017F;ammen: der Kai&#x017F;er i&#x017F;t ma&#x0364;ch-<lb/>
tig, &#x017F;agte er, doch auch wir vermo&#x0364;gen etwas und haben<lb/>
einige Freunde. Die lange be&#x017F;prochene Verbindung mit<lb/>
Frankreich kam jetzt zu Stande: Oratio Farne&#x017F;e verlobte<lb/><note xml:id="note-0281" next="#note-0280" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Mendoça a XI de Hebrero 1547 a&#x014D;s. Quanto mas yva el dicho<lb/>
(prospero suceso) adelante, mas nos confirmavamos en creher<lb/>
que fuese verdad lo que antes se havia savido de la intention y<lb/>
inclinacion de S. S. y lo que se dezia (es) que su fin havia<lb/>
sido por embaraçar nos en lo que estavamos y dexarnos en ello<lb/>
con sus fines desiños y platicas, pero que, annque pesasse a<lb/>
S. S. y a otros esperavamos con la ayuda de N. S., aunque sin<lb/>
la de S. S. guiar esta impresa a buen camino.</hi></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0281] Paul III. den, hatte nicht ſo viel zu bedeuten. Schlechtbeſoldet und eben deshalb nicht recht in Gehorſam noch Mannszucht, hatten ſie niemals viel getaugt. Daß aber das Concilium verlegt worden, war von dem groͤßten Einfluß. Wunder- bar wie auch dieß Mal die Entzweiung des Papſtthums und des Kaiſerthums, hervorgerufen von der politiſchen Stellung des erſten, den Proteſtanten zu Huͤlfe kam. Man haͤtte jetzt wohl die Mittel gehabt, ſie zur Unterwerfung unter das Concilium zu noͤthigen. Da ſich dieß aber ſel- der geſpalten hatte — denn die kaiſerlichen Biſchoͤfe blie- ben in Trient — da ſich keine allgemein guͤltigen Beſchluͤſſe mehr faſſen ließen, konnte man auch Niemand zur Adhaͤ- ſion zwingen. Der Kaiſer mußte erleben, daß der weſent- lichſte Theil ſeiner Plaͤne an dem Abfall ſeines Verbuͤnde- ten ſcheiterte. Er drang nicht allein fortwaͤhrend auf die Zuruͤckverlegung der Kirchenverſammlung nach Trient, er ließ ſich vernehmen: „er werde nach Rom kommen, um das Concilium dort ſelber zu halten.“ Paul III. nahm ſich zuſammen: der Kaiſer iſt maͤch- tig, ſagte er, doch auch wir vermoͤgen etwas und haben einige Freunde. Die lange beſprochene Verbindung mit Frankreich kam jetzt zu Stande: Oratio Farneſe verlobte 2) 2) Mendoça a XI de Hebrero 1547 aōs. Quanto mas yva el dicho (prospero suceso) adelante, mas nos confirmavamos en creher que fuese verdad lo que antes se havia savido de la intention y inclinacion de S. S. y lo que se dezia (es) que su fin havia sido por embaraçar nos en lo que estavamos y dexarnos en ello con sus fines desiños y platicas, pero que, annque pesasse a S. S. y a otros esperavamos con la ayuda de N. S., aunque sin la de S. S. guiar esta impresa a buen camino.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/281
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/281>, abgerufen am 22.11.2024.