Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh. Hier lebte der Papst seinen Tag und vergaß die übrigeWelt. Seine Verwandten hat er ziemlich befördert; Her- zog Cosimo gab ihnen Monte Sansovino, von wo sie stammten, der Kaiser Novara: er selbst theilte ihnen die Würden des Kirchenstaates und Camerino zu. Jenem sei- nen Liebling hatte er Wort gehalten, und ihn zum Cardinal gemacht. Es war ein junger Mensch, den er in Parma lieb gewonnen. Er hatte ihn einst von einem Affen um- faßt und in dieser Gefahr muthig und guter Dinge ge- sehen: seitdem hatte er ihn erzogen, und ihm eine Zu- neigung gewidmet, die leider auch sein ganzes Ver- dienst blieb. Julius wünschte ihn und seine Verwandten wohl versorgt und angesehen zu erblicken, aber sich um ihretwillen in gefährliche Verwickelungen einzulassen, hatte er nicht die Neigung. Wie gesagt, das harmlose vergnüg- liche Leben auf seiner Villa genügte ihm. Er gab Gast- mäler, die er mit seinen sprichwörtlichen Redensarten würzte, welche freilich wohl zuweilen erröthen machten. An den großen Geschäften der Kirche und des Staates nahm er nur so viel Antheil, als nun schlechterdings unvermeid- lich war. Allerdings aber konnten diese dabei nicht sehr gedei- "De hinc proximo in templo Deo ac divo Andreae gratias agunto
(ich verstehe die Besuchenden) vitamque et salutem Julio III. Pontei. Maximo Balduino ejus fratri et eorum familiae universae plurimam et aeternam precantor. -- Julius starb 23. März 1555. Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Hier lebte der Papſt ſeinen Tag und vergaß die uͤbrigeWelt. Seine Verwandten hat er ziemlich befoͤrdert; Her- zog Coſimo gab ihnen Monte Sanſovino, von wo ſie ſtammten, der Kaiſer Novara: er ſelbſt theilte ihnen die Wuͤrden des Kirchenſtaates und Camerino zu. Jenem ſei- nen Liebling hatte er Wort gehalten, und ihn zum Cardinal gemacht. Es war ein junger Menſch, den er in Parma lieb gewonnen. Er hatte ihn einſt von einem Affen um- faßt und in dieſer Gefahr muthig und guter Dinge ge- ſehen: ſeitdem hatte er ihn erzogen, und ihm eine Zu- neigung gewidmet, die leider auch ſein ganzes Ver- dienſt blieb. Julius wuͤnſchte ihn und ſeine Verwandten wohl verſorgt und angeſehen zu erblicken, aber ſich um ihretwillen in gefaͤhrliche Verwickelungen einzulaſſen, hatte er nicht die Neigung. Wie geſagt, das harmloſe vergnuͤg- liche Leben auf ſeiner Villa genuͤgte ihm. Er gab Gaſt- maͤler, die er mit ſeinen ſprichwoͤrtlichen Redensarten wuͤrzte, welche freilich wohl zuweilen erroͤthen machten. An den großen Geſchaͤften der Kirche und des Staates nahm er nur ſo viel Antheil, als nun ſchlechterdings unvermeid- lich war. Allerdings aber konnten dieſe dabei nicht ſehr gedei- „De hinc proximo in templo Deo ac divo Andreae gratias agunto
(ich verſtehe die Beſuchenden) vitamque et salutem Julio III. Pontei. Maximo Balduino ejus fratri et eorum familiae universae plurimam et aeternam precantor. — Julius ſtarb 23. Maͤrz 1555. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0302" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/> Hier lebte der Papſt ſeinen Tag und vergaß die uͤbrige<lb/> Welt. Seine Verwandten hat er ziemlich befoͤrdert; Her-<lb/> zog Coſimo gab ihnen Monte Sanſovino, von wo ſie<lb/> ſtammten, der Kaiſer Novara: er ſelbſt theilte ihnen die<lb/> Wuͤrden des Kirchenſtaates und Camerino zu. Jenem ſei-<lb/> nen Liebling hatte er Wort gehalten, und ihn zum Cardinal<lb/> gemacht. Es war ein junger Menſch, den er in Parma<lb/> lieb gewonnen. Er hatte ihn einſt von einem Affen um-<lb/> faßt und in dieſer Gefahr muthig und guter Dinge ge-<lb/> ſehen: ſeitdem hatte er ihn erzogen, und ihm eine Zu-<lb/> neigung gewidmet, die leider auch ſein ganzes Ver-<lb/> dienſt blieb. Julius wuͤnſchte ihn und ſeine Verwandten<lb/> wohl verſorgt und angeſehen zu erblicken, aber ſich um<lb/> ihretwillen in gefaͤhrliche Verwickelungen einzulaſſen, hatte<lb/> er nicht die Neigung. Wie geſagt, das harmloſe vergnuͤg-<lb/> liche Leben auf ſeiner Villa genuͤgte ihm. Er gab Gaſt-<lb/> maͤler, die er mit ſeinen ſprichwoͤrtlichen Redensarten wuͤrzte,<lb/> welche freilich wohl zuweilen erroͤthen machten. An den<lb/> großen Geſchaͤften der Kirche und des Staates nahm er<lb/> nur ſo viel Antheil, als nun ſchlechterdings unvermeid-<lb/> lich war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Allerdings aber konnten dieſe dabei nicht ſehr gedei-<lb/> hen. Immer gefaͤhrlicher entwickelten ſich die Entzweiun-<lb/><note xml:id="note-0302" prev="#note-0301" place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">„De hinc proximo in templo Deo ac divo Andreae gratias agunto</hi><lb/> (ich verſtehe die Beſuchenden) <hi rendition="#aq">vitamque et salutem Julio III.<lb/> Pont<hi rendition="#sup">ei.</hi> Maximo Balduino ejus fratri et eorum familiae universae<lb/> plurimam et aeternam precantor.</hi> — Julius ſtarb 23. Maͤrz 1555.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0302]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Hier lebte der Papſt ſeinen Tag und vergaß die uͤbrige
Welt. Seine Verwandten hat er ziemlich befoͤrdert; Her-
zog Coſimo gab ihnen Monte Sanſovino, von wo ſie
ſtammten, der Kaiſer Novara: er ſelbſt theilte ihnen die
Wuͤrden des Kirchenſtaates und Camerino zu. Jenem ſei-
nen Liebling hatte er Wort gehalten, und ihn zum Cardinal
gemacht. Es war ein junger Menſch, den er in Parma
lieb gewonnen. Er hatte ihn einſt von einem Affen um-
faßt und in dieſer Gefahr muthig und guter Dinge ge-
ſehen: ſeitdem hatte er ihn erzogen, und ihm eine Zu-
neigung gewidmet, die leider auch ſein ganzes Ver-
dienſt blieb. Julius wuͤnſchte ihn und ſeine Verwandten
wohl verſorgt und angeſehen zu erblicken, aber ſich um
ihretwillen in gefaͤhrliche Verwickelungen einzulaſſen, hatte
er nicht die Neigung. Wie geſagt, das harmloſe vergnuͤg-
liche Leben auf ſeiner Villa genuͤgte ihm. Er gab Gaſt-
maͤler, die er mit ſeinen ſprichwoͤrtlichen Redensarten wuͤrzte,
welche freilich wohl zuweilen erroͤthen machten. An den
großen Geſchaͤften der Kirche und des Staates nahm er
nur ſo viel Antheil, als nun ſchlechterdings unvermeid-
lich war.
Allerdings aber konnten dieſe dabei nicht ſehr gedei-
hen. Immer gefaͤhrlicher entwickelten ſich die Entzweiun-
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1) „De hinc proximo in templo Deo ac divo Andreae gratias agunto
(ich verſtehe die Beſuchenden) vitamque et salutem Julio III.
Pontei. Maximo Balduino ejus fratri et eorum familiae universae
plurimam et aeternam precantor. — Julius ſtarb 23. Maͤrz 1555.
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