Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.
zern stellten sich, wie sonst so oft, unter ihren letzten nam-
haften Obersten, Caspar von Feltz und Hans Walter, die
deutschen Landsknechte entgegen. Noch einmal schlugen die
alten Gegner für eine Sache, die beide wenig anging; nichts
desto minder waren sie außerordentlich tapfer 1). Endlich
warf sich Hans Walter, groß und stark wie ein Riese, sagen
die Spanier, in die Mitte eines schweizerischen Fähnleins;
mit dem Pistol in der einen und dem bloßen Schlacht-
schwert in der andern Hand drang er grade auf den Fah-
nenträger ein: zugleich durch einen Schuß in die Seite
und einen gewaltigen Hieb über den Kopf, erlegte er den-
selben: die ganze Schaar stürzte nun auf ihn her; aber
schon waren auch seine Landsknechte hinter ihm, um ihn
zu beschützen. Die Schweizer wurden völlig gebrochen und
geschlagen. Ihre Fahnen, auf denen in großen Buchsta-
ben zu lesen war: Vertheidiger des Glaubens und des
heiligen Stuhls, sanken in Staub: ihr Oberst brachte von
seinen eilf Hauptleuten nur zwei nach Rom zurück.

Indessen man hier diesen kleinen Krieg führte, lagen
an den niederländischen Grenzen die großen Heere einander
gegenüber. Es erfolgte die Schlacht von S. Quintin. Die
Spanier trugen den vollkommensten Sieg davon. In Frank-
reich wunderte man sich nur, daß sie nicht gradezu auf Pa-
ris losgingen, welches sie hätten erobern können 2).

"Ich hoffe," schrieb hierauf Heinrich II. an Guise,
"der Papst wird in meiner Noth eben so viel für mich

1) Die einzelnen Umstände dieses kleinen Treffens schöpfe ich
aus Cabrera Don Folipe Segundo lib. III, p. 139.
2) Monluc. Memoires p. 116.

Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
zern ſtellten ſich, wie ſonſt ſo oft, unter ihren letzten nam-
haften Oberſten, Caspar von Feltz und Hans Walter, die
deutſchen Landsknechte entgegen. Noch einmal ſchlugen die
alten Gegner fuͤr eine Sache, die beide wenig anging; nichts
deſto minder waren ſie außerordentlich tapfer 1). Endlich
warf ſich Hans Walter, groß und ſtark wie ein Rieſe, ſagen
die Spanier, in die Mitte eines ſchweizeriſchen Faͤhnleins;
mit dem Piſtol in der einen und dem bloßen Schlacht-
ſchwert in der andern Hand drang er grade auf den Fah-
nentraͤger ein: zugleich durch einen Schuß in die Seite
und einen gewaltigen Hieb uͤber den Kopf, erlegte er den-
ſelben: die ganze Schaar ſtuͤrzte nun auf ihn her; aber
ſchon waren auch ſeine Landsknechte hinter ihm, um ihn
zu beſchuͤtzen. Die Schweizer wurden voͤllig gebrochen und
geſchlagen. Ihre Fahnen, auf denen in großen Buchſta-
ben zu leſen war: Vertheidiger des Glaubens und des
heiligen Stuhls, ſanken in Staub: ihr Oberſt brachte von
ſeinen eilf Hauptleuten nur zwei nach Rom zuruͤck.

Indeſſen man hier dieſen kleinen Krieg fuͤhrte, lagen
an den niederlaͤndiſchen Grenzen die großen Heere einander
gegenuͤber. Es erfolgte die Schlacht von S. Quintin. Die
Spanier trugen den vollkommenſten Sieg davon. In Frank-
reich wunderte man ſich nur, daß ſie nicht gradezu auf Pa-
ris losgingen, welches ſie haͤtten erobern koͤnnen 2).

„Ich hoffe,“ ſchrieb hierauf Heinrich II. an Guiſe,
„der Papſt wird in meiner Noth eben ſo viel fuͤr mich

1) Die einzelnen Umſtaͤnde dieſes kleinen Treffens ſchoͤpfe ich
aus Cabrera Don Folipe Segundo lib. III, p. 139.
2) Monluc. Mémoires p. 116.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0320" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Die Pa&#x0364;p&#x017F;te um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/>
zern &#x017F;tellten &#x017F;ich, wie &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o oft, unter ihren letzten nam-<lb/>
haften Ober&#x017F;ten, Caspar von Feltz und Hans Walter, die<lb/>
deut&#x017F;chen Landsknechte entgegen. Noch einmal &#x017F;chlugen die<lb/>
alten Gegner fu&#x0364;r eine Sache, die beide wenig anging; nichts<lb/>
de&#x017F;to minder waren &#x017F;ie außerordentlich tapfer <note place="foot" n="1)">Die einzelnen Um&#x017F;ta&#x0364;nde die&#x017F;es kleinen Treffens &#x017F;cho&#x0364;pfe ich<lb/>
aus <hi rendition="#aq">Cabrera Don Folipe Segundo lib. III, p.</hi> 139.</note>. Endlich<lb/>
warf &#x017F;ich Hans Walter, groß und &#x017F;tark wie ein Rie&#x017F;e, &#x017F;agen<lb/>
die Spanier, in die Mitte eines &#x017F;chweizeri&#x017F;chen Fa&#x0364;hnleins;<lb/>
mit dem Pi&#x017F;tol in der einen und dem bloßen Schlacht-<lb/>
&#x017F;chwert in der andern Hand drang er grade auf den Fah-<lb/>
nentra&#x0364;ger ein: zugleich durch einen Schuß in die Seite<lb/>
und einen gewaltigen Hieb u&#x0364;ber den Kopf, erlegte er den-<lb/>
&#x017F;elben: die ganze Schaar &#x017F;tu&#x0364;rzte nun auf ihn her; aber<lb/>
&#x017F;chon waren auch &#x017F;eine Landsknechte hinter ihm, um ihn<lb/>
zu be&#x017F;chu&#x0364;tzen. Die Schweizer wurden vo&#x0364;llig gebrochen und<lb/>
ge&#x017F;chlagen. Ihre Fahnen, auf denen in großen Buch&#x017F;ta-<lb/>
ben zu le&#x017F;en war: Vertheidiger des Glaubens und des<lb/>
heiligen Stuhls, &#x017F;anken in Staub: ihr Ober&#x017F;t brachte von<lb/>
&#x017F;einen eilf Hauptleuten nur zwei nach Rom zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
          <p>Inde&#x017F;&#x017F;en man hier die&#x017F;en kleinen Krieg fu&#x0364;hrte, lagen<lb/>
an den niederla&#x0364;ndi&#x017F;chen Grenzen die großen Heere einander<lb/>
gegenu&#x0364;ber. Es erfolgte die Schlacht von S. Quintin. Die<lb/>
Spanier trugen den vollkommen&#x017F;ten Sieg davon. In Frank-<lb/>
reich wunderte man &#x017F;ich nur, daß &#x017F;ie nicht gradezu auf Pa-<lb/>
ris losgingen, welches &#x017F;ie ha&#x0364;tten erobern ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Monluc. Mémoires p.</hi> 116.</note>.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ich hoffe,&#x201C; &#x017F;chrieb hierauf Heinrich <hi rendition="#aq">II.</hi> an Gui&#x017F;e,<lb/>
&#x201E;der Pap&#x017F;t wird in meiner Noth eben &#x017F;o viel fu&#x0364;r mich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0320] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. zern ſtellten ſich, wie ſonſt ſo oft, unter ihren letzten nam- haften Oberſten, Caspar von Feltz und Hans Walter, die deutſchen Landsknechte entgegen. Noch einmal ſchlugen die alten Gegner fuͤr eine Sache, die beide wenig anging; nichts deſto minder waren ſie außerordentlich tapfer 1). Endlich warf ſich Hans Walter, groß und ſtark wie ein Rieſe, ſagen die Spanier, in die Mitte eines ſchweizeriſchen Faͤhnleins; mit dem Piſtol in der einen und dem bloßen Schlacht- ſchwert in der andern Hand drang er grade auf den Fah- nentraͤger ein: zugleich durch einen Schuß in die Seite und einen gewaltigen Hieb uͤber den Kopf, erlegte er den- ſelben: die ganze Schaar ſtuͤrzte nun auf ihn her; aber ſchon waren auch ſeine Landsknechte hinter ihm, um ihn zu beſchuͤtzen. Die Schweizer wurden voͤllig gebrochen und geſchlagen. Ihre Fahnen, auf denen in großen Buchſta- ben zu leſen war: Vertheidiger des Glaubens und des heiligen Stuhls, ſanken in Staub: ihr Oberſt brachte von ſeinen eilf Hauptleuten nur zwei nach Rom zuruͤck. Indeſſen man hier dieſen kleinen Krieg fuͤhrte, lagen an den niederlaͤndiſchen Grenzen die großen Heere einander gegenuͤber. Es erfolgte die Schlacht von S. Quintin. Die Spanier trugen den vollkommenſten Sieg davon. In Frank- reich wunderte man ſich nur, daß ſie nicht gradezu auf Pa- ris losgingen, welches ſie haͤtten erobern koͤnnen 2). „Ich hoffe,“ ſchrieb hierauf Heinrich II. an Guiſe, „der Papſt wird in meiner Noth eben ſo viel fuͤr mich 1) Die einzelnen Umſtaͤnde dieſes kleinen Treffens ſchoͤpfe ich aus Cabrera Don Folipe Segundo lib. III, p. 139. 2) Monluc. Mémoires p. 116.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/320
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/320>, abgerufen am 24.11.2024.