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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Pius V.
und Deutschen nicht vermieden werden konnte, im Valtel-
lin, das unter Graubünden stand, hatte er es zu verwal-
ten. Er bewies darin die Hartnäckigkeit und den Muth
eines Eiferers. Zuweilen ist er bei seinem Eintritt in Como
mit Steinwürfen empfangen worden; oft hat er, um nur
sein Leben zu retten, des Nachts sich in Bauerhütten ver-
bergen, wie ein Flüchtling zu entkommen suchen müssen;
doch ließ er sich keine Gefahr irre machen; der Graf della
Trinita drohte ihn in einen Brunnen werfen zu lassen: er
entgegnete: es wird geschehen, was Gott will. So war
auch er in den Kampf der geistigen und politischen Kräfte
verflochten, der damals Italien bewegte. Da die Rich-
tung, der er sich zugewandt, den Sieg davon trug, so kam
er mit ihr empor. Er wurde Commissarius der Inquisi-
tion in Rom; gar bald sagte Paul IV., Fra Michele sey
ein großer Diener Gottes, und hoher Ehren werth; er er-
nannte ihn zum Bischof von Nepi, -- denn er wolle ihm
eine Kette an den Fuß legen, damit er nicht künftig einmal
sich in die Ruhe eines Klosters zurückziehe 1) -- und 1557
zum Cardinal. Ghislieri hielt sich auch in dieser neuen
Würde strenge, arm und anspruchlos: er sagte seinen
Hausgenossen, sie müßten glauben, daß sie in einem Klo-
ster wohnten. Er lebte nur seinen Andachtsübungen und
der Inquisition.

In einem Manne von dieser Gesinnung glaubte nun

1) Catena, Vita di Pio V., aus dem wir hier die meisten
Notizen entnommen, hat auch diese. Pius V. erzählte es den ve-
nezianischen Botschaftern selbst, wie diese -- Mich. Suriano, Paul
Tiepolo 2. Oct. 1568 -- berichten.
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Pius V.
und Deutſchen nicht vermieden werden konnte, im Valtel-
lin, das unter Graubuͤnden ſtand, hatte er es zu verwal-
ten. Er bewies darin die Hartnaͤckigkeit und den Muth
eines Eiferers. Zuweilen iſt er bei ſeinem Eintritt in Como
mit Steinwuͤrfen empfangen worden; oft hat er, um nur
ſein Leben zu retten, des Nachts ſich in Bauerhuͤtten ver-
bergen, wie ein Fluͤchtling zu entkommen ſuchen muͤſſen;
doch ließ er ſich keine Gefahr irre machen; der Graf della
Trinita drohte ihn in einen Brunnen werfen zu laſſen: er
entgegnete: es wird geſchehen, was Gott will. So war
auch er in den Kampf der geiſtigen und politiſchen Kraͤfte
verflochten, der damals Italien bewegte. Da die Rich-
tung, der er ſich zugewandt, den Sieg davon trug, ſo kam
er mit ihr empor. Er wurde Commiſſarius der Inquiſi-
tion in Rom; gar bald ſagte Paul IV., Fra Michele ſey
ein großer Diener Gottes, und hoher Ehren werth; er er-
nannte ihn zum Biſchof von Nepi, — denn er wolle ihm
eine Kette an den Fuß legen, damit er nicht kuͤnftig einmal
ſich in die Ruhe eines Kloſters zuruͤckziehe 1) — und 1557
zum Cardinal. Ghislieri hielt ſich auch in dieſer neuen
Wuͤrde ſtrenge, arm und anſpruchlos: er ſagte ſeinen
Hausgenoſſen, ſie muͤßten glauben, daß ſie in einem Klo-
ſter wohnten. Er lebte nur ſeinen Andachtsuͤbungen und
der Inquiſition.

In einem Manne von dieſer Geſinnung glaubte nun

1) Catena, Vita di Pio V., aus dem wir hier die meiſten
Notizen entnommen, hat auch dieſe. Pius V. erzaͤhlte es den ve-
nezianiſchen Botſchaftern ſelbſt, wie dieſe — Mich. Suriano, Paul
Tiepolo 2. Oct. 1568 — berichten.
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[353/0379] Pius V. und Deutſchen nicht vermieden werden konnte, im Valtel- lin, das unter Graubuͤnden ſtand, hatte er es zu verwal- ten. Er bewies darin die Hartnaͤckigkeit und den Muth eines Eiferers. Zuweilen iſt er bei ſeinem Eintritt in Como mit Steinwuͤrfen empfangen worden; oft hat er, um nur ſein Leben zu retten, des Nachts ſich in Bauerhuͤtten ver- bergen, wie ein Fluͤchtling zu entkommen ſuchen muͤſſen; doch ließ er ſich keine Gefahr irre machen; der Graf della Trinita drohte ihn in einen Brunnen werfen zu laſſen: er entgegnete: es wird geſchehen, was Gott will. So war auch er in den Kampf der geiſtigen und politiſchen Kraͤfte verflochten, der damals Italien bewegte. Da die Rich- tung, der er ſich zugewandt, den Sieg davon trug, ſo kam er mit ihr empor. Er wurde Commiſſarius der Inquiſi- tion in Rom; gar bald ſagte Paul IV., Fra Michele ſey ein großer Diener Gottes, und hoher Ehren werth; er er- nannte ihn zum Biſchof von Nepi, — denn er wolle ihm eine Kette an den Fuß legen, damit er nicht kuͤnftig einmal ſich in die Ruhe eines Kloſters zuruͤckziehe 1) — und 1557 zum Cardinal. Ghislieri hielt ſich auch in dieſer neuen Wuͤrde ſtrenge, arm und anſpruchlos: er ſagte ſeinen Hausgenoſſen, ſie muͤßten glauben, daß ſie in einem Klo- ſter wohnten. Er lebte nur ſeinen Andachtsuͤbungen und der Inquiſition. In einem Manne von dieſer Geſinnung glaubte nun 1) Catena, Vita di Pio V., aus dem wir hier die meiſten Notizen entnommen, hat auch dieſe. Pius V. erzaͤhlte es den ve- nezianiſchen Botſchaftern ſelbſt, wie dieſe — Mich. Suriano, Paul Tiepolo 2. Oct. 1568 — berichten. 23

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/379>, abgerufen am 24.11.2024.