Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Verwaltung des Kirchenstaates. platz und ließ seine Truppen vor dem Pallast aufmarschi-ren. Unbesorgt wohnten hier, mit den Zeichen der höch- sten Würde, die vor kurzem durch das Loos bestimmten Anzianen. Monsignore della Barba trat mit militäri- schem Gefolge ein, und erklärte ihnen ohne viel Rückhalt, "der Papst wolle die Regierung von Ancona unumschränkt in seine Hände haben." In der That konnte man ihm keinen Widerstand entgegensetzen. Die jüngeren Nobili lie- ßen in aller Eile einige Mannschaften, die ihnen ergeben waren, von dem Lande hereinkommen: aber was wollte man anfangen, da die päpstlichen Truppen schon durch die neuen Befestigungen für alle Fälle überlegen waren? Der Gefahr einer Plünderung und Zerstörung der Stadt woll- ten die älteren sich nicht aussetzen. Sie ergaben sich in das Unvermeidliche. Die Anzianen verließen den Pallast; in Kurzem er- Der ganze Zustand ward verändert. Alle Waffen muß- Wehe dem, der sich wider diese Anordnungen regte! Verwaltung des Kirchenſtaates. platz und ließ ſeine Truppen vor dem Pallaſt aufmarſchi-ren. Unbeſorgt wohnten hier, mit den Zeichen der hoͤch- ſten Wuͤrde, die vor kurzem durch das Loos beſtimmten Anzianen. Monſignore della Barba trat mit militaͤri- ſchem Gefolge ein, und erklaͤrte ihnen ohne viel Ruͤckhalt, „der Papſt wolle die Regierung von Ancona unumſchraͤnkt in ſeine Haͤnde haben.“ In der That konnte man ihm keinen Widerſtand entgegenſetzen. Die juͤngeren Nobili lie- ßen in aller Eile einige Mannſchaften, die ihnen ergeben waren, von dem Lande hereinkommen: aber was wollte man anfangen, da die paͤpſtlichen Truppen ſchon durch die neuen Befeſtigungen fuͤr alle Faͤlle uͤberlegen waren? Der Gefahr einer Pluͤnderung und Zerſtoͤrung der Stadt woll- ten die aͤlteren ſich nicht ausſetzen. Sie ergaben ſich in das Unvermeidliche. Die Anzianen verließen den Pallaſt; in Kurzem er- Der ganze Zuſtand ward veraͤndert. Alle Waffen muß- Wehe dem, der ſich wider dieſe Anordnungen regte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0423" n="397"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verwaltung des Kirchenſtaates</hi>.</fw><lb/> platz und ließ ſeine Truppen vor dem Pallaſt aufmarſchi-<lb/> ren. Unbeſorgt wohnten hier, mit den Zeichen der hoͤch-<lb/> ſten Wuͤrde, die vor kurzem durch das Loos beſtimmten<lb/> Anzianen. Monſignore della Barba trat mit militaͤri-<lb/> ſchem Gefolge ein, und erklaͤrte ihnen ohne viel Ruͤckhalt,<lb/> „der Papſt wolle die Regierung von Ancona unumſchraͤnkt<lb/> in ſeine Haͤnde haben.“ In der That konnte man ihm<lb/> keinen Widerſtand entgegenſetzen. Die juͤngeren Nobili lie-<lb/> ßen in aller Eile einige Mannſchaften, die ihnen ergeben<lb/> waren, von dem Lande hereinkommen: aber was wollte<lb/> man anfangen, da die paͤpſtlichen Truppen ſchon durch die<lb/> neuen Befeſtigungen fuͤr alle Faͤlle uͤberlegen waren? Der<lb/> Gefahr einer Pluͤnderung und Zerſtoͤrung der Stadt woll-<lb/> ten die aͤlteren ſich nicht ausſetzen. Sie ergaben ſich in<lb/> das Unvermeidliche.</p><lb/> <p>Die Anzianen verließen den Pallaſt; in Kurzem er-<lb/> ſchien der neue paͤpſtliche Legat, Benedetto delli Accolti,<lb/> welcher der apoſtoliſchen Kammer fuͤr die Regierungsrechte<lb/> in Ancona 20000 Sc. des Jahrs zugeſagt hatte.</p><lb/> <p>Der ganze Zuſtand ward veraͤndert. Alle Waffen muß-<lb/> ten abgeliefert werden, 64 angeſehene Nobili wurden exi-<lb/> lirt. Man machte neue Inboſſolationen: den Unadlichen,<lb/> den Einwohnern der Landſchaft wurde ein Antheil an den<lb/> Aemtern gewaͤhrt; das Recht ward nicht mehr nach den<lb/> alten Statuten geſprochen.</p><lb/> <p>Wehe dem, der ſich wider dieſe Anordnungen regte!<lb/> Einige Oberhaͤupter machten ſich einer Verſchwoͤrung ver-<lb/> daͤchtig; ſie wurden ſofort eingezogen, verurtheilt und ent-<lb/> hauptet. Den andern Tag breitete man einen Teppich auf<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [397/0423]
Verwaltung des Kirchenſtaates.
platz und ließ ſeine Truppen vor dem Pallaſt aufmarſchi-
ren. Unbeſorgt wohnten hier, mit den Zeichen der hoͤch-
ſten Wuͤrde, die vor kurzem durch das Loos beſtimmten
Anzianen. Monſignore della Barba trat mit militaͤri-
ſchem Gefolge ein, und erklaͤrte ihnen ohne viel Ruͤckhalt,
„der Papſt wolle die Regierung von Ancona unumſchraͤnkt
in ſeine Haͤnde haben.“ In der That konnte man ihm
keinen Widerſtand entgegenſetzen. Die juͤngeren Nobili lie-
ßen in aller Eile einige Mannſchaften, die ihnen ergeben
waren, von dem Lande hereinkommen: aber was wollte
man anfangen, da die paͤpſtlichen Truppen ſchon durch die
neuen Befeſtigungen fuͤr alle Faͤlle uͤberlegen waren? Der
Gefahr einer Pluͤnderung und Zerſtoͤrung der Stadt woll-
ten die aͤlteren ſich nicht ausſetzen. Sie ergaben ſich in
das Unvermeidliche.
Die Anzianen verließen den Pallaſt; in Kurzem er-
ſchien der neue paͤpſtliche Legat, Benedetto delli Accolti,
welcher der apoſtoliſchen Kammer fuͤr die Regierungsrechte
in Ancona 20000 Sc. des Jahrs zugeſagt hatte.
Der ganze Zuſtand ward veraͤndert. Alle Waffen muß-
ten abgeliefert werden, 64 angeſehene Nobili wurden exi-
lirt. Man machte neue Inboſſolationen: den Unadlichen,
den Einwohnern der Landſchaft wurde ein Antheil an den
Aemtern gewaͤhrt; das Recht ward nicht mehr nach den
alten Statuten geſprochen.
Wehe dem, der ſich wider dieſe Anordnungen regte!
Einige Oberhaͤupter machten ſich einer Verſchwoͤrung ver-
daͤchtig; ſie wurden ſofort eingezogen, verurtheilt und ent-
hauptet. Den andern Tag breitete man einen Teppich auf
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