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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
Sie waren meist auf Sporteln gegründet; der Industrie
der Beamten war ein großer Spielraum gelassen. Der
Papst hatte nichts davon, als den Kaufpreis, sobald sie
vacant wurden.

Wollte der Papst zu irgend einer kostspieligen Unter-
nehmung schreiten, so bedurfte er dazu außerordentlicher
Mittel. Jubileen und Indulgenzen waren ihm eben darum
höchst erwünscht; die Gutmüthigkeit der Gläubigen gewährte
ihm dadurch ein reines Einkommen. Noch ein anderes
Mittel ergab sich dann leicht. Um über eine bedeuten-
dere Summe verfügen zu können, brauchte er nur neue
Aemter zu creiren und dieselben zu verkaufen. Eine son-
derbare Art von Anleihe, von der die Kirche die Zinsen in
erhöhten Gefällen reichlich abtrug. Schon lange war sie
in Gebrauch. Einem glaubwürdigen Register aus dem
Hause Chigi zufolge, gab es in dem Jahre 1471 gegen
650 käufliche Aemter, deren Einkommen man ungefähr auf
100000 Sc. berechnete 1). Es sind fast alles Procuratoren,
Registratoren, Abbreviatoren, Correctoren, Notare, Schrei-
ber, selbst Laufer und Thürsteher, deren wachsende Anzahl
die Unkosten einer Bulle, eines Breves immer höher brachte.
Eben darauf waren sie angewiesen; ihre Geschäfte wollten
wenig oder nichts sagen.

Man erachtet leicht, daß die folgenden Päpste, die
sich so tief in die europäischen Händel verstrickten, ein so

1) Gli ufficii piu antichi. Ms. Bibliotheca Chigi N. II. 50.
Es sind 651 Aemter und 98340 Sc. fin alla creatione di Sisto IV.
So wenig ist es wahr, was Onuphrius Panvinius sagt, daß Six-
tus IV. sie zuerst verkauft habe. p. 348.

Buch IV. Staat und Hof.
Sie waren meiſt auf Sporteln gegruͤndet; der Induſtrie
der Beamten war ein großer Spielraum gelaſſen. Der
Papſt hatte nichts davon, als den Kaufpreis, ſobald ſie
vacant wurden.

Wollte der Papſt zu irgend einer koſtſpieligen Unter-
nehmung ſchreiten, ſo bedurfte er dazu außerordentlicher
Mittel. Jubileen und Indulgenzen waren ihm eben darum
hoͤchſt erwuͤnſcht; die Gutmuͤthigkeit der Glaͤubigen gewaͤhrte
ihm dadurch ein reines Einkommen. Noch ein anderes
Mittel ergab ſich dann leicht. Um uͤber eine bedeuten-
dere Summe verfuͤgen zu koͤnnen, brauchte er nur neue
Aemter zu creiren und dieſelben zu verkaufen. Eine ſon-
derbare Art von Anleihe, von der die Kirche die Zinſen in
erhoͤhten Gefaͤllen reichlich abtrug. Schon lange war ſie
in Gebrauch. Einem glaubwuͤrdigen Regiſter aus dem
Hauſe Chigi zufolge, gab es in dem Jahre 1471 gegen
650 kaͤufliche Aemter, deren Einkommen man ungefaͤhr auf
100000 Sc. berechnete 1). Es ſind faſt alles Procuratoren,
Regiſtratoren, Abbreviatoren, Correctoren, Notare, Schrei-
ber, ſelbſt Laufer und Thuͤrſteher, deren wachſende Anzahl
die Unkoſten einer Bulle, eines Breves immer hoͤher brachte.
Eben darauf waren ſie angewieſen; ihre Geſchaͤfte wollten
wenig oder nichts ſagen.

Man erachtet leicht, daß die folgenden Paͤpſte, die
ſich ſo tief in die europaͤiſchen Haͤndel verſtrickten, ein ſo

1) Gli ufficii piu antichi. Ms. Bibliotheca Chigi N. II. 50.
Es ſind 651 Aemter und 98340 Sc. fin alla creatione di Sisto IV.
So wenig iſt es wahr, was Onuphrius Panvinius ſagt, daß Six-
tus IV. ſie zuerſt verkauft habe. p. 348.
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[402/0428] Buch IV. Staat und Hof. Sie waren meiſt auf Sporteln gegruͤndet; der Induſtrie der Beamten war ein großer Spielraum gelaſſen. Der Papſt hatte nichts davon, als den Kaufpreis, ſobald ſie vacant wurden. Wollte der Papſt zu irgend einer koſtſpieligen Unter- nehmung ſchreiten, ſo bedurfte er dazu außerordentlicher Mittel. Jubileen und Indulgenzen waren ihm eben darum hoͤchſt erwuͤnſcht; die Gutmuͤthigkeit der Glaͤubigen gewaͤhrte ihm dadurch ein reines Einkommen. Noch ein anderes Mittel ergab ſich dann leicht. Um uͤber eine bedeuten- dere Summe verfuͤgen zu koͤnnen, brauchte er nur neue Aemter zu creiren und dieſelben zu verkaufen. Eine ſon- derbare Art von Anleihe, von der die Kirche die Zinſen in erhoͤhten Gefaͤllen reichlich abtrug. Schon lange war ſie in Gebrauch. Einem glaubwuͤrdigen Regiſter aus dem Hauſe Chigi zufolge, gab es in dem Jahre 1471 gegen 650 kaͤufliche Aemter, deren Einkommen man ungefaͤhr auf 100000 Sc. berechnete 1). Es ſind faſt alles Procuratoren, Regiſtratoren, Abbreviatoren, Correctoren, Notare, Schrei- ber, ſelbſt Laufer und Thuͤrſteher, deren wachſende Anzahl die Unkoſten einer Bulle, eines Breves immer hoͤher brachte. Eben darauf waren ſie angewieſen; ihre Geſchaͤfte wollten wenig oder nichts ſagen. Man erachtet leicht, daß die folgenden Paͤpſte, die ſich ſo tief in die europaͤiſchen Haͤndel verſtrickten, ein ſo 1) Gli ufficii piu antichi. Ms. Bibliotheca Chigi N. II. 50. Es ſind 651 Aemter und 98340 Sc. fin alla creatione di Sisto IV. So wenig iſt es wahr, was Onuphrius Panvinius ſagt, daß Six- tus IV. ſie zuerſt verkauft habe. p. 348.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/428>, abgerufen am 24.11.2024.