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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
den Datarius Contarell. Sie bemächtigten sich des Pap-
stes um so eher, da sie zusammenhielten. Sie stellten ihm
vor, daß das Ansehn, welches Pius V. genossen, haupt-
sächlich von der persönlichen Haltung desselben hergekom-
men; in allen Briefen, die sie ihm vorlasen, war nur von
dem Andenken an das heilige Leben des Verstorbenen, von
dem Ruhme seiner Reformen und seiner Tugenden die Rede.
Jede entgegengesetzte Aeußerung hielten sie entfernt. Dem
Ehrgeiz Gregors XIII. gaben sie durchaus eine geistliche
Farbe 1).

Wie nahe lag es ihm, den Sohn zu befördern, zu
fürstlichen Würden zu erheben. Allein gleich aus der er-
sten Begünstigung, die er demselben gewährte -- er ernannte
ihn zum Castellan von S. Angelo und zum Gonfaloniere
der Kirche -- machten ihm die Freunde eine Gewissens-
sache; während des Jubileums von 1575 hätten sie Gia-
como nicht in Rom geduldet; erst als dieß vorüber war,
ließen sie sich seine Rückkehr gefallen, und auch dann nur
darum, weil das Mißvergnügen des jungen emporstreben-
den Mannes seiner Gesundheit nachtheilig wurde. Dann ver-
heurathete ihn Gregor; er gestattete, daß ihn die Republik
Venedig zu ihrem Nobile 2), der König von Spanien zum

1) Relatione della corte di Roma a tempo di Gregorio XIII.
(Bibl. Corsini 714) 20 Febr.
1574 ist hierüber sehr unterrichtend.
Von der Gesinnung des Papstes sagt der Autor: non e stato scru-
puloso ne dissoluto mai e le son dispiaciute le cose mal fatte.
2) Sie hatte dabei die Schwierigkeit, seine Herkunft zu be-
zeichnen. Man hat es als einen Beweis venezianischer Geschicklich-
keit gerühmt, daß man ihn Sgr. Giacomo Boncompagno, enge ver-
bunden mit Sr. Heiligkeit, nannte. Es ist das eigentlich eine Aus-
kunft des Cardinal Como. Als von der Sache die Rede war,

Buch IV. Staat und Hof.
den Datarius Contarell. Sie bemaͤchtigten ſich des Pap-
ſtes um ſo eher, da ſie zuſammenhielten. Sie ſtellten ihm
vor, daß das Anſehn, welches Pius V. genoſſen, haupt-
ſaͤchlich von der perſoͤnlichen Haltung deſſelben hergekom-
men; in allen Briefen, die ſie ihm vorlaſen, war nur von
dem Andenken an das heilige Leben des Verſtorbenen, von
dem Ruhme ſeiner Reformen und ſeiner Tugenden die Rede.
Jede entgegengeſetzte Aeußerung hielten ſie entfernt. Dem
Ehrgeiz Gregors XIII. gaben ſie durchaus eine geiſtliche
Farbe 1).

Wie nahe lag es ihm, den Sohn zu befoͤrdern, zu
fuͤrſtlichen Wuͤrden zu erheben. Allein gleich aus der er-
ſten Beguͤnſtigung, die er demſelben gewaͤhrte — er ernannte
ihn zum Caſtellan von S. Angelo und zum Gonfaloniere
der Kirche — machten ihm die Freunde eine Gewiſſens-
ſache; waͤhrend des Jubileums von 1575 haͤtten ſie Gia-
como nicht in Rom geduldet; erſt als dieß voruͤber war,
ließen ſie ſich ſeine Ruͤckkehr gefallen, und auch dann nur
darum, weil das Mißvergnuͤgen des jungen emporſtreben-
den Mannes ſeiner Geſundheit nachtheilig wurde. Dann ver-
heurathete ihn Gregor; er geſtattete, daß ihn die Republik
Venedig zu ihrem Nobile 2), der Koͤnig von Spanien zum

1) Relatione della corte di Roma a tempo di Gregorio XIII.
(Bibl. Corsini 714) 20 Febr.
1574 iſt hieruͤber ſehr unterrichtend.
Von der Geſinnung des Papſtes ſagt der Autor: non è stato scru-
puloso nè dissoluto mai e le son dispiaciute le cose mal fatte.
2) Sie hatte dabei die Schwierigkeit, ſeine Herkunft zu be-
zeichnen. Man hat es als einen Beweis venezianiſcher Geſchicklich-
keit geruͤhmt, daß man ihn Sgr. Giacomo Boncompagno, enge ver-
bunden mit Sr. Heiligkeit, nannte. Es iſt das eigentlich eine Aus-
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[420/0446] Buch IV. Staat und Hof. den Datarius Contarell. Sie bemaͤchtigten ſich des Pap- ſtes um ſo eher, da ſie zuſammenhielten. Sie ſtellten ihm vor, daß das Anſehn, welches Pius V. genoſſen, haupt- ſaͤchlich von der perſoͤnlichen Haltung deſſelben hergekom- men; in allen Briefen, die ſie ihm vorlaſen, war nur von dem Andenken an das heilige Leben des Verſtorbenen, von dem Ruhme ſeiner Reformen und ſeiner Tugenden die Rede. Jede entgegengeſetzte Aeußerung hielten ſie entfernt. Dem Ehrgeiz Gregors XIII. gaben ſie durchaus eine geiſtliche Farbe 1). Wie nahe lag es ihm, den Sohn zu befoͤrdern, zu fuͤrſtlichen Wuͤrden zu erheben. Allein gleich aus der er- ſten Beguͤnſtigung, die er demſelben gewaͤhrte — er ernannte ihn zum Caſtellan von S. Angelo und zum Gonfaloniere der Kirche — machten ihm die Freunde eine Gewiſſens- ſache; waͤhrend des Jubileums von 1575 haͤtten ſie Gia- como nicht in Rom geduldet; erſt als dieß voruͤber war, ließen ſie ſich ſeine Ruͤckkehr gefallen, und auch dann nur darum, weil das Mißvergnuͤgen des jungen emporſtreben- den Mannes ſeiner Geſundheit nachtheilig wurde. Dann ver- heurathete ihn Gregor; er geſtattete, daß ihn die Republik Venedig zu ihrem Nobile 2), der Koͤnig von Spanien zum 1) Relatione della corte di Roma a tempo di Gregorio XIII. (Bibl. Corsini 714) 20 Febr. 1574 iſt hieruͤber ſehr unterrichtend. Von der Geſinnung des Papſtes ſagt der Autor: non è stato scru- puloso nè dissoluto mai e le son dispiaciute le cose mal fatte. 2) Sie hatte dabei die Schwierigkeit, ſeine Herkunft zu be- zeichnen. Man hat es als einen Beweis venezianiſcher Geſchicklich- keit geruͤhmt, daß man ihn Sgr. Giacomo Boncompagno, enge ver- bunden mit Sr. Heiligkeit, nannte. Es iſt das eigentlich eine Aus- kunft des Cardinal Como. Als von der Sache die Rede war,

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/446>, abgerufen am 23.11.2024.