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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
Der Bruder des Papstes hatte sich auch aufgemacht, um
den Anblick des Glückes zu genießen, das seinem Hause
widerfahren: er war schon bis Orvieto gekommen: aber
hier traf ihn ein Abgesandter des Hofes, der ihm umzu-
kehren befahl. Dem Alten traten die Thränen in die Au-
gen, und er konnte sich nicht enthalten, noch eine Strecke
Weges nach Rom hin zu machen; dann aber, auf einen
zweiten Befehl, begab er sich in der That zurück nach
Bologna 1).

Genug den Nepotismus befördert, seine Familie un-
gesetzlich begünstigt zu haben, kann man diesem Papst nicht
vorwerfen. Als ihm ein neuernannter Cardinal sagte, er
werde dem Hause und den Nepoten S. Heiligkeit dankbar
seyn, schlug er mit den Händen auf den Armsessel, und
rief aus: "Gott müßt ihr dankbar seyn und dem heiligen
Stuhle."

So sehr war er bereits von den religiösen Tendenzen
durchdrungen. Er suchte Pius V. in frommem Bezeigen
nicht allein zu erreichen, sondern zu übertreffen 2). Die
ersten Jahre seines Pontificats las er alle Woche drei Mal
selbst die Messe, und Sonntags hat er es niemals unter-

1) Der gute Mensch beklagte sich, daß ihm das Papstthum
des Bruders mehr schade als nütze, weil es ihn zu größerem Auf-
wand nöthige, als der Zuschuß Gregors betrage.
2) Seconda relazione dell' ambasciatore di Roma Clmo. M.
Paolo Tiepolo Carre. 3 Maggio 1576. Nella religione ha tolto
non solo d'imitar ma ancora d'avanzar Pio V. dice per l'ordi-
nario almeno tre volte messa alla settimana. Ha avuto parti-
colar cura delle chiese facendole non solo con fabriche et al-
tri modi ornar ma ancora colla assistentia e frequentia di preti
accrescer nel culto divino.

Buch IV. Staat und Hof.
Der Bruder des Papſtes hatte ſich auch aufgemacht, um
den Anblick des Gluͤckes zu genießen, das ſeinem Hauſe
widerfahren: er war ſchon bis Orvieto gekommen: aber
hier traf ihn ein Abgeſandter des Hofes, der ihm umzu-
kehren befahl. Dem Alten traten die Thraͤnen in die Au-
gen, und er konnte ſich nicht enthalten, noch eine Strecke
Weges nach Rom hin zu machen; dann aber, auf einen
zweiten Befehl, begab er ſich in der That zuruͤck nach
Bologna 1).

Genug den Nepotismus befoͤrdert, ſeine Familie un-
geſetzlich beguͤnſtigt zu haben, kann man dieſem Papſt nicht
vorwerfen. Als ihm ein neuernannter Cardinal ſagte, er
werde dem Hauſe und den Nepoten S. Heiligkeit dankbar
ſeyn, ſchlug er mit den Haͤnden auf den Armſeſſel, und
rief aus: „Gott muͤßt ihr dankbar ſeyn und dem heiligen
Stuhle.“

So ſehr war er bereits von den religioͤſen Tendenzen
durchdrungen. Er ſuchte Pius V. in frommem Bezeigen
nicht allein zu erreichen, ſondern zu uͤbertreffen 2). Die
erſten Jahre ſeines Pontificats las er alle Woche drei Mal
ſelbſt die Meſſe, und Sonntags hat er es niemals unter-

1) Der gute Menſch beklagte ſich, daß ihm das Papſtthum
des Bruders mehr ſchade als nuͤtze, weil es ihn zu groͤßerem Auf-
wand noͤthige, als der Zuſchuß Gregors betrage.
2) Seconda relazione dell’ ambasciatore di Roma Clmo. M.
Paolo Tiepolo Carre. 3 Maggio 1576. Nella religione ha tolto
non solo d’imitar ma ancora d’avanzar Pio V. dice per l’ordi-
nario almeno tre volte messa alla settimana. Ha avuto parti-
colar cura delle chiese facendole non solo con fabriche et al-
tri modi ornar ma ancora colla assistentia e frequentia di preti
accrescer nel culto divino.
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[422/0448] Buch IV. Staat und Hof. Der Bruder des Papſtes hatte ſich auch aufgemacht, um den Anblick des Gluͤckes zu genießen, das ſeinem Hauſe widerfahren: er war ſchon bis Orvieto gekommen: aber hier traf ihn ein Abgeſandter des Hofes, der ihm umzu- kehren befahl. Dem Alten traten die Thraͤnen in die Au- gen, und er konnte ſich nicht enthalten, noch eine Strecke Weges nach Rom hin zu machen; dann aber, auf einen zweiten Befehl, begab er ſich in der That zuruͤck nach Bologna 1). Genug den Nepotismus befoͤrdert, ſeine Familie un- geſetzlich beguͤnſtigt zu haben, kann man dieſem Papſt nicht vorwerfen. Als ihm ein neuernannter Cardinal ſagte, er werde dem Hauſe und den Nepoten S. Heiligkeit dankbar ſeyn, ſchlug er mit den Haͤnden auf den Armſeſſel, und rief aus: „Gott muͤßt ihr dankbar ſeyn und dem heiligen Stuhle.“ So ſehr war er bereits von den religioͤſen Tendenzen durchdrungen. Er ſuchte Pius V. in frommem Bezeigen nicht allein zu erreichen, ſondern zu uͤbertreffen 2). Die erſten Jahre ſeines Pontificats las er alle Woche drei Mal ſelbſt die Meſſe, und Sonntags hat er es niemals unter- 1) Der gute Menſch beklagte ſich, daß ihm das Papſtthum des Bruders mehr ſchade als nuͤtze, weil es ihn zu groͤßerem Auf- wand noͤthige, als der Zuſchuß Gregors betrage. 2) Seconda relazione dell’ ambasciatore di Roma Clmo. M. Paolo Tiepolo Carre. 3 Maggio 1576. Nella religione ha tolto non solo d’imitar ma ancora d’avanzar Pio V. dice per l’ordi- nario almeno tre volte messa alla settimana. Ha avuto parti- colar cura delle chiese facendole non solo con fabriche et al- tri modi ornar ma ancora colla assistentia e frequentia di preti accrescer nel culto divino.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/448>, abgerufen am 23.11.2024.