Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch IV. Staat und Hof. ihm die Unruhen in den Niederlanden, in Frankreich, dieReibungen der Parteien in Deutschland. Unermüdlich ist er in Entwürfen wider die Protestanten. Die Empörun- gen, welche Königin Elisabeth in Irland zu bekämpfen hatte, wurden fast immer von Rom aus unterhalten. Der Papst hatte kein Hehl, daß er es zu einer allgemeinen Un- ternehmung gegen England zu bringen wünsche. Jahr für Jahr unterhandeln seine Nuncien hierüber mit Philipp II., mit den Guisen. Es wäre nicht ohne Interesse alle diese Unterhandlungen und Versuche, die oft Denjenigen nicht bekannt wurden, deren Ruin sie bezweckten, und zu- letzt zu der großen Unternehmung der Armada geführt haben, einmal zusammenzustellen. Mit dem lebhaftesten Eifer be- trieb sie Gregor. Die Ligue von Frankreich, die Heinrich dem III. und dem IV. so gefährlich wurde, hat ihren Ur- sprung in dem Verhältniß dieses Papstes zu den Guisen. Ist es nun wahr, daß Gregor XIII. dem Staate Buch IV. Staat und Hof. ihm die Unruhen in den Niederlanden, in Frankreich, dieReibungen der Parteien in Deutſchland. Unermuͤdlich iſt er in Entwuͤrfen wider die Proteſtanten. Die Empoͤrun- gen, welche Koͤnigin Eliſabeth in Irland zu bekaͤmpfen hatte, wurden faſt immer von Rom aus unterhalten. Der Papſt hatte kein Hehl, daß er es zu einer allgemeinen Un- ternehmung gegen England zu bringen wuͤnſche. Jahr fuͤr Jahr unterhandeln ſeine Nuncien hieruͤber mit Philipp II., mit den Guiſen. Es waͤre nicht ohne Intereſſe alle dieſe Unterhandlungen und Verſuche, die oft Denjenigen nicht bekannt wurden, deren Ruin ſie bezweckten, und zu- letzt zu der großen Unternehmung der Armada gefuͤhrt haben, einmal zuſammenzuſtellen. Mit dem lebhafteſten Eifer be- trieb ſie Gregor. Die Ligue von Frankreich, die Heinrich dem III. und dem IV. ſo gefaͤhrlich wurde, hat ihren Ur- ſprung in dem Verhaͤltniß dieſes Papſtes zu den Guiſen. Iſt es nun wahr, daß Gregor XIII. dem Staate <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0452" n="426"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#g">Staat und Hof</hi>.</fw><lb/> ihm die Unruhen in den Niederlanden, in Frankreich, die<lb/> Reibungen der Parteien in Deutſchland. Unermuͤdlich iſt<lb/> er in Entwuͤrfen wider die Proteſtanten. Die Empoͤrun-<lb/> gen, welche Koͤnigin Eliſabeth in Irland zu bekaͤmpfen<lb/> hatte, wurden faſt immer von Rom aus unterhalten. Der<lb/> Papſt hatte kein Hehl, daß er es zu einer allgemeinen Un-<lb/> ternehmung gegen England zu bringen wuͤnſche. Jahr fuͤr<lb/> Jahr unterhandeln ſeine Nuncien hieruͤber mit Philipp<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi>, mit den Guiſen. Es waͤre nicht ohne Intereſſe alle<lb/> dieſe Unterhandlungen und Verſuche, die oft Denjenigen<lb/> nicht bekannt wurden, deren Ruin ſie bezweckten, und zu-<lb/> letzt zu der großen Unternehmung der Armada gefuͤhrt haben,<lb/> einmal zuſammenzuſtellen. Mit dem lebhafteſten Eifer be-<lb/> trieb ſie Gregor. Die Ligue von Frankreich, die Heinrich<lb/> dem <hi rendition="#aq">III.</hi> und dem <hi rendition="#aq">IV.</hi> ſo gefaͤhrlich wurde, hat ihren Ur-<lb/> ſprung in dem Verhaͤltniß dieſes Papſtes zu den Guiſen.</p><lb/> <p>Iſt es nun wahr, daß Gregor <hi rendition="#aq">XIII.</hi> dem Staate<lb/> mit ſeinen Verwandten nicht ſehr zur Laſt fiel, ſo ergiebt<lb/> ſich doch aus ſo umfaſſenden, ihrer Natur nach koſtſpieli-<lb/> gen Unternehmungen, daß er die Huͤlfsquellen deſſelben<lb/> darum nicht minder in Anſpruch nahm. Hat er ſich doch<lb/> ſelbſt jene Expedition Stukleys, die hernach in Africa ſchei-<lb/> terte, ſo geringfuͤgig ſie war, eine bedeutende Summe ko-<lb/> ſten laſſen. Noch Carln <hi rendition="#aq">IX.</hi> ſchickte er einſt 400000 Duc.<lb/> aus einer unmittelbaren Beiſteuer der Staͤdte des Kirchen-<lb/> ſtaates. Oefter unterſtuͤtzte er den Kaiſer, den Großmei-<lb/> ſter der Malteſer mit Geldſummen. Aber auch ſeine fried-<lb/> licheren Beſtrebungen forderten einen namhaften Aufwand.<lb/> Man berechnete, daß die Unterſtuͤtzung junger Leute zu ih-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [426/0452]
Buch IV. Staat und Hof.
ihm die Unruhen in den Niederlanden, in Frankreich, die
Reibungen der Parteien in Deutſchland. Unermuͤdlich iſt
er in Entwuͤrfen wider die Proteſtanten. Die Empoͤrun-
gen, welche Koͤnigin Eliſabeth in Irland zu bekaͤmpfen
hatte, wurden faſt immer von Rom aus unterhalten. Der
Papſt hatte kein Hehl, daß er es zu einer allgemeinen Un-
ternehmung gegen England zu bringen wuͤnſche. Jahr fuͤr
Jahr unterhandeln ſeine Nuncien hieruͤber mit Philipp
II., mit den Guiſen. Es waͤre nicht ohne Intereſſe alle
dieſe Unterhandlungen und Verſuche, die oft Denjenigen
nicht bekannt wurden, deren Ruin ſie bezweckten, und zu-
letzt zu der großen Unternehmung der Armada gefuͤhrt haben,
einmal zuſammenzuſtellen. Mit dem lebhafteſten Eifer be-
trieb ſie Gregor. Die Ligue von Frankreich, die Heinrich
dem III. und dem IV. ſo gefaͤhrlich wurde, hat ihren Ur-
ſprung in dem Verhaͤltniß dieſes Papſtes zu den Guiſen.
Iſt es nun wahr, daß Gregor XIII. dem Staate
mit ſeinen Verwandten nicht ſehr zur Laſt fiel, ſo ergiebt
ſich doch aus ſo umfaſſenden, ihrer Natur nach koſtſpieli-
gen Unternehmungen, daß er die Huͤlfsquellen deſſelben
darum nicht minder in Anſpruch nahm. Hat er ſich doch
ſelbſt jene Expedition Stukleys, die hernach in Africa ſchei-
terte, ſo geringfuͤgig ſie war, eine bedeutende Summe ko-
ſten laſſen. Noch Carln IX. ſchickte er einſt 400000 Duc.
aus einer unmittelbaren Beiſteuer der Staͤdte des Kirchen-
ſtaates. Oefter unterſtuͤtzte er den Kaiſer, den Großmei-
ſter der Malteſer mit Geldſummen. Aber auch ſeine fried-
licheren Beſtrebungen forderten einen namhaften Aufwand.
Man berechnete, daß die Unterſtuͤtzung junger Leute zu ih-
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