150000 Sc. verringerte: Sixtus selbst hat einmal die Er- leichterungen, die ihm die Kammer verdankte, nur auf 146000 Sc. 1) berechnet.
Und so stieg ihm mit allen Ersparnissen nach seinen eigenen Erklärungen das reine Einkommen doch nur auf viertehalbhunderttausend Sc. Kaum zu den Bauten, die er ausführte, geschweige denn zu einem so colossalen Thesau- riren, reichte ihm dieß hin.
Wir betrachteten oben die sonderbare Geldwirthschaft, die sich in diesem Staate eingerichtet hatte: dieses Steigen der Auflagen und Lasten, ohne daß sich das reine Ein- kommen vermehrte, diese Mannichfaltigkeit der Anleihen durch Aemterverkauf und Monti, die wachsende Belastung des Staates, um der Bedürfnisse der Kirche willen. Es leuchtet ein, welche Uebelstände damit verknüpft waren, und wenn man die Lobeserhebungen vernimmt, die Six- tus V. so reichlich gespendet worden, so sollte man dafür halten, er habe das Uebel abzustellen gewußt. Wie er- staunt man, wenn man findet, daß er grade den nemli- chen Weg auf das rücksichtsloseste verfolgte, und diese Geld- wirthschaft auf eine Weise fixirte, daß ihr niemals wieder Einhalt zu thun war.
Eine seiner vornehmsten Finanzquellen war der Ver- kauf der Aemter. Erstens erhöhte er von vielen, die be- reits verkauft worden waren, die Preise. Ein Beispiel sey das Amt eines Schatzmeisters der Kammer. Es war bis- her für 15000 Sc. veräußert worden; er verkaufte es zu- erst an einen Justinian für 50000 Sc.: als er diesen zum
1)Dispaccio Badoer 2 Giugno 1589.
Sixtus V. Finanzen
150000 Sc. verringerte: Sixtus ſelbſt hat einmal die Er- leichterungen, die ihm die Kammer verdankte, nur auf 146000 Sc. 1) berechnet.
Und ſo ſtieg ihm mit allen Erſparniſſen nach ſeinen eigenen Erklaͤrungen das reine Einkommen doch nur auf viertehalbhunderttauſend Sc. Kaum zu den Bauten, die er ausfuͤhrte, geſchweige denn zu einem ſo coloſſalen Theſau- riren, reichte ihm dieß hin.
Wir betrachteten oben die ſonderbare Geldwirthſchaft, die ſich in dieſem Staate eingerichtet hatte: dieſes Steigen der Auflagen und Laſten, ohne daß ſich das reine Ein- kommen vermehrte, dieſe Mannichfaltigkeit der Anleihen durch Aemterverkauf und Monti, die wachſende Belaſtung des Staates, um der Beduͤrfniſſe der Kirche willen. Es leuchtet ein, welche Uebelſtaͤnde damit verknuͤpft waren, und wenn man die Lobeserhebungen vernimmt, die Six- tus V. ſo reichlich geſpendet worden, ſo ſollte man dafuͤr halten, er habe das Uebel abzuſtellen gewußt. Wie er- ſtaunt man, wenn man findet, daß er grade den nemli- chen Weg auf das ruͤckſichtsloſeſte verfolgte, und dieſe Geld- wirthſchaft auf eine Weiſe fixirte, daß ihr niemals wieder Einhalt zu thun war.
Eine ſeiner vornehmſten Finanzquellen war der Ver- kauf der Aemter. Erſtens erhoͤhte er von vielen, die be- reits verkauft worden waren, die Preiſe. Ein Beiſpiel ſey das Amt eines Schatzmeiſters der Kammer. Es war bis- her fuͤr 15000 Sc. veraͤußert worden; er verkaufte es zu- erſt an einen Juſtinian fuͤr 50000 Sc.: als er dieſen zum
1)Dispaccio Badoer 2 Giugno 1589.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0489"n="463"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Sixtus <hirendition="#aq">V.</hi> Finanzen</hi></fw><lb/>
150000 Sc. verringerte: Sixtus ſelbſt hat einmal die Er-<lb/>
leichterungen, die ihm die Kammer verdankte, nur auf<lb/>
146000 Sc. <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Dispaccio Badoer 2 Giugno 1589.</hi></note> berechnet.</p><lb/><p>Und ſo ſtieg ihm mit allen Erſparniſſen nach ſeinen<lb/>
eigenen Erklaͤrungen das reine Einkommen doch nur auf<lb/>
viertehalbhunderttauſend Sc. Kaum zu den Bauten, die<lb/>
er ausfuͤhrte, geſchweige denn zu einem ſo coloſſalen Theſau-<lb/>
riren, reichte ihm dieß hin.</p><lb/><p>Wir betrachteten oben die ſonderbare Geldwirthſchaft,<lb/>
die ſich in dieſem Staate eingerichtet hatte: dieſes Steigen<lb/>
der Auflagen und Laſten, ohne daß ſich das reine Ein-<lb/>
kommen vermehrte, dieſe Mannichfaltigkeit der Anleihen<lb/>
durch Aemterverkauf und Monti, die wachſende Belaſtung<lb/>
des Staates, um der Beduͤrfniſſe der Kirche willen. Es<lb/>
leuchtet ein, welche Uebelſtaͤnde damit verknuͤpft waren,<lb/>
und wenn man die Lobeserhebungen vernimmt, die Six-<lb/>
tus <hirendition="#aq">V.</hi>ſo reichlich geſpendet worden, ſo ſollte man dafuͤr<lb/>
halten, er habe das Uebel abzuſtellen gewußt. Wie er-<lb/>ſtaunt man, wenn man findet, daß er grade den nemli-<lb/>
chen Weg auf das ruͤckſichtsloſeſte verfolgte, und dieſe Geld-<lb/>
wirthſchaft auf eine Weiſe fixirte, daß ihr niemals wieder<lb/>
Einhalt zu thun war.</p><lb/><p>Eine ſeiner vornehmſten Finanzquellen war der Ver-<lb/>
kauf der Aemter. Erſtens erhoͤhte er von vielen, die be-<lb/>
reits verkauft worden waren, die Preiſe. Ein Beiſpiel ſey<lb/>
das Amt eines Schatzmeiſters der Kammer. Es war bis-<lb/>
her fuͤr 15000 Sc. veraͤußert worden; er verkaufte es zu-<lb/>
erſt an einen Juſtinian fuͤr 50000 Sc.: als er dieſen zum<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[463/0489]
Sixtus V. Finanzen
150000 Sc. verringerte: Sixtus ſelbſt hat einmal die Er-
leichterungen, die ihm die Kammer verdankte, nur auf
146000 Sc. 1) berechnet.
Und ſo ſtieg ihm mit allen Erſparniſſen nach ſeinen
eigenen Erklaͤrungen das reine Einkommen doch nur auf
viertehalbhunderttauſend Sc. Kaum zu den Bauten, die
er ausfuͤhrte, geſchweige denn zu einem ſo coloſſalen Theſau-
riren, reichte ihm dieß hin.
Wir betrachteten oben die ſonderbare Geldwirthſchaft,
die ſich in dieſem Staate eingerichtet hatte: dieſes Steigen
der Auflagen und Laſten, ohne daß ſich das reine Ein-
kommen vermehrte, dieſe Mannichfaltigkeit der Anleihen
durch Aemterverkauf und Monti, die wachſende Belaſtung
des Staates, um der Beduͤrfniſſe der Kirche willen. Es
leuchtet ein, welche Uebelſtaͤnde damit verknuͤpft waren,
und wenn man die Lobeserhebungen vernimmt, die Six-
tus V. ſo reichlich geſpendet worden, ſo ſollte man dafuͤr
halten, er habe das Uebel abzuſtellen gewußt. Wie er-
ſtaunt man, wenn man findet, daß er grade den nemli-
chen Weg auf das ruͤckſichtsloſeſte verfolgte, und dieſe Geld-
wirthſchaft auf eine Weiſe fixirte, daß ihr niemals wieder
Einhalt zu thun war.
Eine ſeiner vornehmſten Finanzquellen war der Ver-
kauf der Aemter. Erſtens erhoͤhte er von vielen, die be-
reits verkauft worden waren, die Preiſe. Ein Beiſpiel ſey
das Amt eines Schatzmeiſters der Kammer. Es war bis-
her fuͤr 15000 Sc. veraͤußert worden; er verkaufte es zu-
erſt an einen Juſtinian fuͤr 50000 Sc.: als er dieſen zum
1) Dispaccio Badoer 2 Giugno 1589.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/489>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.