Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Entscheidung in den Niederlanden. ten 1). Die Schlüsse des tridentinischen Conciliums wurdenohne langen Verzug in Provinzial-Concilien und Diöce- san-Synoden erörtert und eingeführt: von St. Omer und noch mehr von Douay breitete sich der Einfluß der Je- suiten gewaltig aus. In Douay hatte Philipp II. eine Universität gestiftet, um seinen Unterthanen französischer Zunge die Gelegenheit zu verschaffen im Lande zu studiren. Es gehörte dieß mit zu der geschlossenen geistlichen Ver- fassung, die er überhaupt einzuführen beabsichtigte. Un- fern von Douay liegt die Benedictinerabtei Anchin. In den Tagen, als in dem größten Theil der übrigen Nieder- lande der Bildersturm wüthete, vollzog der Abt von An- chin, Johann Lentailleur, mit seinen Mönchen die geistli- chen Uebungen des Ignatius. Von dem Eindruck dersel- ben noch ganz erfüllt, beschloß er aus den Einkünften der Abtei ein Collegium der Jesuiten auf der neuen Universität zu stiften, das im Jahre 1568 eröffnet wurde, sogleich eine gewisse Unabhängigkeit von den Behörden der Univer- sität empfing und sich bald außerordentlich aufnahm. Acht Jahr nachher wird die Blüthe der Universität und zwar selbst in Hinsicht des Studiums der Literatur vor allem den Jesuiten zugeschrieben. Nicht allein sey ihr Collegium erfüllt mit einer frommen und fleißigen Jugend: auch die übrigen Collegien seyen durch den Wetteifer mit jenem em- porgekommen: schon sey aus demselben die ganze Universität 1) Nach Viglii commentarius rerum actarum super impo-
sitione decimi denarii bei Papendrecht: Analecta I, 1, 292 ward ihnen der zehnte Pfennig mit der Versicherung aufgelegt, daß er nicht streng eingetrieben werden solle. Entſcheidung in den Niederlanden. ten 1). Die Schluͤſſe des tridentiniſchen Conciliums wurdenohne langen Verzug in Provinzial-Concilien und Dioͤce- ſan-Synoden eroͤrtert und eingefuͤhrt: von St. Omer und noch mehr von Douay breitete ſich der Einfluß der Je- ſuiten gewaltig aus. In Douay hatte Philipp II. eine Univerſitaͤt geſtiftet, um ſeinen Unterthanen franzoͤſiſcher Zunge die Gelegenheit zu verſchaffen im Lande zu ſtudiren. Es gehoͤrte dieß mit zu der geſchloſſenen geiſtlichen Ver- faſſung, die er uͤberhaupt einzufuͤhren beabſichtigte. Un- fern von Douay liegt die Benedictinerabtei Anchin. In den Tagen, als in dem groͤßten Theil der uͤbrigen Nieder- lande der Bilderſturm wuͤthete, vollzog der Abt von An- chin, Johann Lentailleur, mit ſeinen Moͤnchen die geiſtli- chen Uebungen des Ignatius. Von dem Eindruck derſel- ben noch ganz erfuͤllt, beſchloß er aus den Einkuͤnften der Abtei ein Collegium der Jeſuiten auf der neuen Univerſitaͤt zu ſtiften, das im Jahre 1568 eroͤffnet wurde, ſogleich eine gewiſſe Unabhaͤngigkeit von den Behoͤrden der Univer- ſitaͤt empfing und ſich bald außerordentlich aufnahm. Acht Jahr nachher wird die Bluͤthe der Univerſitaͤt und zwar ſelbſt in Hinſicht des Studiums der Literatur vor allem den Jeſuiten zugeſchrieben. Nicht allein ſey ihr Collegium erfuͤllt mit einer frommen und fleißigen Jugend: auch die uͤbrigen Collegien ſeyen durch den Wetteifer mit jenem em- porgekommen: ſchon ſey aus demſelben die ganze Univerſitaͤt 1) Nach Viglii commentarius rerum actarum super impo-
sitione decimi denarii bei Papendrecht: Analecta I, 1, 292 ward ihnen der zehnte Pfennig mit der Verſicherung aufgelegt, daß er nicht ſtreng eingetrieben werden ſolle. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Entſcheidung in den Niederlanden</hi>.</fw><lb/> ten <note place="foot" n="1)">Nach <hi rendition="#aq">Viglii commentarius rerum actarum super impo-<lb/> sitione decimi denarii</hi> bei <hi rendition="#aq">Papendrecht: Analecta I,</hi> 1, 292 ward<lb/> ihnen der zehnte Pfennig mit der Verſicherung aufgelegt, daß er<lb/> nicht ſtreng eingetrieben werden ſolle.</note>. Die Schluͤſſe des tridentiniſchen Conciliums wurden<lb/> ohne langen Verzug in Provinzial-Concilien und Dioͤce-<lb/> ſan-Synoden eroͤrtert und eingefuͤhrt: von St. Omer und<lb/> noch mehr von Douay breitete ſich der Einfluß der Je-<lb/> ſuiten gewaltig aus. In Douay hatte Philipp <hi rendition="#aq">II.</hi> eine<lb/> Univerſitaͤt geſtiftet, um ſeinen Unterthanen franzoͤſiſcher<lb/> Zunge die Gelegenheit zu verſchaffen im Lande zu ſtudiren.<lb/> Es gehoͤrte dieß mit zu der geſchloſſenen geiſtlichen Ver-<lb/> faſſung, die er uͤberhaupt einzufuͤhren beabſichtigte. Un-<lb/> fern von Douay liegt die Benedictinerabtei Anchin. In<lb/> den Tagen, als in dem groͤßten Theil der uͤbrigen Nieder-<lb/> lande der Bilderſturm wuͤthete, vollzog der Abt von An-<lb/> chin, Johann Lentailleur, mit ſeinen Moͤnchen die geiſtli-<lb/> chen Uebungen des Ignatius. Von dem Eindruck derſel-<lb/> ben noch ganz erfuͤllt, beſchloß er aus den Einkuͤnften der<lb/> Abtei ein Collegium der Jeſuiten auf der neuen Univerſitaͤt<lb/> zu ſtiften, das im Jahre 1568 eroͤffnet wurde, ſogleich<lb/> eine gewiſſe Unabhaͤngigkeit von den Behoͤrden der Univer-<lb/> ſitaͤt empfing und ſich bald außerordentlich aufnahm. Acht<lb/> Jahr nachher wird die Bluͤthe der Univerſitaͤt und zwar<lb/> ſelbſt in Hinſicht des Studiums der Literatur vor allem<lb/> den Jeſuiten zugeſchrieben. Nicht allein ſey ihr Collegium<lb/> erfuͤllt mit einer frommen und fleißigen Jugend: auch die<lb/> uͤbrigen Collegien ſeyen durch den Wetteifer mit jenem em-<lb/> porgekommen: ſchon ſey aus demſelben die ganze Univerſitaͤt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0107]
Entſcheidung in den Niederlanden.
ten 1). Die Schluͤſſe des tridentiniſchen Conciliums wurden
ohne langen Verzug in Provinzial-Concilien und Dioͤce-
ſan-Synoden eroͤrtert und eingefuͤhrt: von St. Omer und
noch mehr von Douay breitete ſich der Einfluß der Je-
ſuiten gewaltig aus. In Douay hatte Philipp II. eine
Univerſitaͤt geſtiftet, um ſeinen Unterthanen franzoͤſiſcher
Zunge die Gelegenheit zu verſchaffen im Lande zu ſtudiren.
Es gehoͤrte dieß mit zu der geſchloſſenen geiſtlichen Ver-
faſſung, die er uͤberhaupt einzufuͤhren beabſichtigte. Un-
fern von Douay liegt die Benedictinerabtei Anchin. In
den Tagen, als in dem groͤßten Theil der uͤbrigen Nieder-
lande der Bilderſturm wuͤthete, vollzog der Abt von An-
chin, Johann Lentailleur, mit ſeinen Moͤnchen die geiſtli-
chen Uebungen des Ignatius. Von dem Eindruck derſel-
ben noch ganz erfuͤllt, beſchloß er aus den Einkuͤnften der
Abtei ein Collegium der Jeſuiten auf der neuen Univerſitaͤt
zu ſtiften, das im Jahre 1568 eroͤffnet wurde, ſogleich
eine gewiſſe Unabhaͤngigkeit von den Behoͤrden der Univer-
ſitaͤt empfing und ſich bald außerordentlich aufnahm. Acht
Jahr nachher wird die Bluͤthe der Univerſitaͤt und zwar
ſelbſt in Hinſicht des Studiums der Literatur vor allem
den Jeſuiten zugeſchrieben. Nicht allein ſey ihr Collegium
erfuͤllt mit einer frommen und fleißigen Jugend: auch die
uͤbrigen Collegien ſeyen durch den Wetteifer mit jenem em-
porgekommen: ſchon ſey aus demſelben die ganze Univerſitaͤt
1) Nach Viglii commentarius rerum actarum super impo-
sitione decimi denarii bei Papendrecht: Analecta I, 1, 292 ward
ihnen der zehnte Pfennig mit der Verſicherung aufgelegt, daß er
nicht ſtreng eingetrieben werden ſolle.
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