Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Entscheidung in den Niederlanden. ein neues Rom werden könne. Sie begannen damit, ihrenGouverneur, Arschot, eben als er mit einigen Bischöfen und katholischen Oberhäuptern der benachbarten Städte eine Zusammenkunft hielt, gefangen zu nehmen: dann stellten sie die alte Verfassung wieder her, wohl verstanden mit einigen Veränderungen, die ihnen den Besitz der Gewalt sicherten: hierauf griffen sie die geistlichen Güter an: lö- sten das Bisthum auf, zogen die Abteien ein, aus den Hospitälern und Klostergebäuden machten sie Kasernen: diese ihre Einrichtungen suchten sie endlich mit Gewalt der Waf- fen bei ihren Nachbarn auszubreiten 1). Nun gehörten von jenen gefangen genommenen Ober- Die städtischen Magistrate, der Adel des Landes, die 1) Van der Vynkts Geschichte der Niederlande Bd. II, Buch V, Abschn. 2; leicht dürfte dieser Abschnitt der wichtigste in dem ganzen Buche seyn. Päpste* 7
Entſcheidung in den Niederlanden. ein neues Rom werden koͤnne. Sie begannen damit, ihrenGouverneur, Arſchot, eben als er mit einigen Biſchoͤfen und katholiſchen Oberhaͤuptern der benachbarten Staͤdte eine Zuſammenkunft hielt, gefangen zu nehmen: dann ſtellten ſie die alte Verfaſſung wieder her, wohl verſtanden mit einigen Veraͤnderungen, die ihnen den Beſitz der Gewalt ſicherten: hierauf griffen ſie die geiſtlichen Guͤter an: loͤ- ſten das Bisthum auf, zogen die Abteien ein, aus den Hoſpitaͤlern und Kloſtergebaͤuden machten ſie Kaſernen: dieſe ihre Einrichtungen ſuchten ſie endlich mit Gewalt der Waf- fen bei ihren Nachbarn auszubreiten 1). Nun gehoͤrten von jenen gefangen genommenen Ober- Die ſtaͤdtiſchen Magiſtrate, der Adel des Landes, die 1) Van der Vynkts Geſchichte der Niederlande Bd. II, Buch V, Abſchn. 2; leicht duͤrfte dieſer Abſchnitt der wichtigſte in dem ganzen Buche ſeyn. Päpſte* 7
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Entſcheidung in den Niederlanden.
ein neues Rom werden koͤnne. Sie begannen damit, ihren
Gouverneur, Arſchot, eben als er mit einigen Biſchoͤfen
und katholiſchen Oberhaͤuptern der benachbarten Staͤdte eine
Zuſammenkunft hielt, gefangen zu nehmen: dann ſtellten
ſie die alte Verfaſſung wieder her, wohl verſtanden mit
einigen Veraͤnderungen, die ihnen den Beſitz der Gewalt
ſicherten: hierauf griffen ſie die geiſtlichen Guͤter an: loͤ-
ſten das Bisthum auf, zogen die Abteien ein, aus den
Hoſpitaͤlern und Kloſtergebaͤuden machten ſie Kaſernen: dieſe
ihre Einrichtungen ſuchten ſie endlich mit Gewalt der Waf-
fen bei ihren Nachbarn auszubreiten 1).
Nun gehoͤrten von jenen gefangen genommenen Ober-
haͤuptern einige den walloniſchen Provinzen an: ſchon ſtreif-
ten die Genter Truppen in das walloniſche Gebiet: was es
in demſelben von proteſtantiſcher Geſinnung geben mochte,
fing an ſich zu regen: durch das Beiſpiel von Gent wur-
den die populaͤren Leidenſchaften mit den religioͤſen in ein
unmittelbares Verhaͤltniß gebracht: in Arras brach eine Be-
wegung gegen den Rath aus: in Douay ſelbſt wurden
durch eine Volksbewegung wider den Willen des Rathes
die Jeſuiten vertrieben: zwar nur auf 14 Tage, aber ſchon
dieß war ein großer Erfolg: in St. Omer erhielten ſie ſich
nur durch den beſondern Schutz des Rathes.
Die ſtaͤdtiſchen Magiſtrate, der Adel des Landes, die
Geiſtlichkeit, alle waren auf einmal gefaͤhrdet und bedraͤngt:
ſie fanden ſich mit einer Entwickelung bedroht, wie ſie in
1) Van der Vynkts Geſchichte der Niederlande Bd. II, Buch
V, Abſchn. 2; leicht duͤrfte dieſer Abſchnitt der wichtigſte in dem
ganzen Buche ſeyn.
Päpſte* 7
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