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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Entscheidung in den Niederlanden.
tete er noch: er besetzte Namur: in Folge der Schlacht von
Gemblours ward er Meister von Löwen und Limburg.
Wollte der König wieder Herr der Niederlande werden, so
war das nicht durch eine Abkunft mit den Generalstaa-
ten zu erreichen, die sich unmöglich zeigte, sondern nur durch
eine allmählige Unterwerfung der einzelnen Landschaften ent-
weder im Wege des Vertrages oder mit Gewalt der Waffen.
Diesen Weg schlug Don Johann ein und eröffnete sich auf
demselben bereits die größte Aussicht. Er erweckte die alten
Zuneigungen der wallonischen Provinzen zu dem burgundischen
Geschlecht. Vornehmlich brachte er zwei mächtige Männer,
Pardieu de la Motte, Gouverneur von Grävelingen, und
Matthieu Moulart, Bischof von Arras, auf seine Seite 1).

Eben diese waren es, die nun nach dem frühen Tode
Don Johanns die Unterhandlungen, auf die es ankam,
mit großem Eifer und glücklicher Geschicklichkeit leiteten.

De la Motte bediente sich des erwachenden Hasses ge-
gen die Protestanten. Er bewirkte, daß man die stän-
dischen Besatzungen, eben deshalb, weil sie protestantisch
seyn könnten, aus vielen festen Plätzen entfernte, daß der
Adel von Artois bereits im November die Entfernung
aller Reformirten aus diesem Lande beschloß und ins Werk
setzte. Hierauf suchte Matthieu Moulart eine völlige Ver-
söhnung mit dem König herbeizuführen. Er begann da-

1) Daß sie noch unter Don Johann gewonnen waren, ergiebt
sich aus folgenden beiden Stellen. 1. Strada II, 1, p. 19. Par-
diaeus Mottae dominus non rediturum modo se ad regis obe-
dientiam sed etiam quamplures secum tracturum jam pridem si-
gnificarat Joanni Austriaco. 2. Tassis: Episcopum Atrebatensem,
qui vivente adhuc Austriaco se regi conciliarat.
7*

Entſcheidung in den Niederlanden.
tete er noch: er beſetzte Namur: in Folge der Schlacht von
Gemblours ward er Meiſter von Loͤwen und Limburg.
Wollte der Koͤnig wieder Herr der Niederlande werden, ſo
war das nicht durch eine Abkunft mit den Generalſtaa-
ten zu erreichen, die ſich unmoͤglich zeigte, ſondern nur durch
eine allmaͤhlige Unterwerfung der einzelnen Landſchaften ent-
weder im Wege des Vertrages oder mit Gewalt der Waffen.
Dieſen Weg ſchlug Don Johann ein und eroͤffnete ſich auf
demſelben bereits die groͤßte Ausſicht. Er erweckte die alten
Zuneigungen der walloniſchen Provinzen zu dem burgundiſchen
Geſchlecht. Vornehmlich brachte er zwei maͤchtige Maͤnner,
Pardieu de la Motte, Gouverneur von Graͤvelingen, und
Matthieu Moulart, Biſchof von Arras, auf ſeine Seite 1).

Eben dieſe waren es, die nun nach dem fruͤhen Tode
Don Johanns die Unterhandlungen, auf die es ankam,
mit großem Eifer und gluͤcklicher Geſchicklichkeit leiteten.

De la Motte bediente ſich des erwachenden Haſſes ge-
gen die Proteſtanten. Er bewirkte, daß man die ſtaͤn-
diſchen Beſatzungen, eben deshalb, weil ſie proteſtantiſch
ſeyn koͤnnten, aus vielen feſten Plaͤtzen entfernte, daß der
Adel von Artois bereits im November die Entfernung
aller Reformirten aus dieſem Lande beſchloß und ins Werk
ſetzte. Hierauf ſuchte Matthieu Moulart eine voͤllige Ver-
ſoͤhnung mit dem Koͤnig herbeizufuͤhren. Er begann da-

1) Daß ſie noch unter Don Johann gewonnen waren, ergiebt
ſich aus folgenden beiden Stellen. 1. Strada II, 1, p. 19. Par-
diaeus Mottae dominus non rediturum modo se ad regis obe-
dientiam sed etiam quamplures secum tracturum jam pridem si-
gnificarat Joanni Austriaco. 2. Tassis: Episcopum Atrebatensem,
qui vivente adhuc Austriaco se regi conciliarat.
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[99/0111] Entſcheidung in den Niederlanden. tete er noch: er beſetzte Namur: in Folge der Schlacht von Gemblours ward er Meiſter von Loͤwen und Limburg. Wollte der Koͤnig wieder Herr der Niederlande werden, ſo war das nicht durch eine Abkunft mit den Generalſtaa- ten zu erreichen, die ſich unmoͤglich zeigte, ſondern nur durch eine allmaͤhlige Unterwerfung der einzelnen Landſchaften ent- weder im Wege des Vertrages oder mit Gewalt der Waffen. Dieſen Weg ſchlug Don Johann ein und eroͤffnete ſich auf demſelben bereits die groͤßte Ausſicht. Er erweckte die alten Zuneigungen der walloniſchen Provinzen zu dem burgundiſchen Geſchlecht. Vornehmlich brachte er zwei maͤchtige Maͤnner, Pardieu de la Motte, Gouverneur von Graͤvelingen, und Matthieu Moulart, Biſchof von Arras, auf ſeine Seite 1). Eben dieſe waren es, die nun nach dem fruͤhen Tode Don Johanns die Unterhandlungen, auf die es ankam, mit großem Eifer und gluͤcklicher Geſchicklichkeit leiteten. De la Motte bediente ſich des erwachenden Haſſes ge- gen die Proteſtanten. Er bewirkte, daß man die ſtaͤn- diſchen Beſatzungen, eben deshalb, weil ſie proteſtantiſch ſeyn koͤnnten, aus vielen feſten Plaͤtzen entfernte, daß der Adel von Artois bereits im November die Entfernung aller Reformirten aus dieſem Lande beſchloß und ins Werk ſetzte. Hierauf ſuchte Matthieu Moulart eine voͤllige Ver- ſoͤhnung mit dem Koͤnig herbeizufuͤhren. Er begann da- 1) Daß ſie noch unter Don Johann gewonnen waren, ergiebt ſich aus folgenden beiden Stellen. 1. Strada II, 1, p. 19. Par- diaeus Mottae dominus non rediturum modo se ad regis obe- dientiam sed etiam quamplures secum tracturum jam pridem si- gnificarat Joanni Austriaco. 2. Tassis: Episcopum Atrebatensem, qui vivente adhuc Austriaco se regi conciliarat. 7*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/111>, abgerufen am 23.11.2024.