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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Fortgang derselben in Deutschland. Würzburg.

Es ist vielleicht wirklich an dem, daß Julius Echter
von Mespelbronn -- der im Jahre 1573, noch sehr jung
und unternehmend von Natur, Bischof von Würzburg ward
-- einen Augenblick geschwankt hat, welche Politik er er-
greifen sollte.

Er nahm an der Vertreibung des Abtes von Fulda
thätigen Antheil, und es kann unmöglich eine sehr ausge-
sprochene katholische Gesinnung gewesen seyn, was Capitel
und Stände von Fulda mit ihm in Verhältniß brachte.
Eben die Herstellung des Katholicismus war ja die Haupt-
beschwerde die sie gegen ihren Abt erhoben. Auch gerieth
der Bischof hiedurch in Mißverhältnisse mit Rom: Gregor
XIII. legte ihm auf, Fulda zurückzugeben. Er that das
gerade damals, als Truchseß seinen Abfall aussprach.
In der That machte Bischof Julius hierauf Anstalt sich
an Sachsen zu wenden und das Haupt der Lutheraner
gegen den Papst zu Hülfe zu rufen: er stand mit Truchseß
in näherer Verbindung, und wenigstens dieser faßte die
Hoffnung, der Bischof von Würzburg werde seinem Beispiel
nachfolgen: mit Vergnügen meldet dieß der Abgeordnete jenes
lauenburgischen Erzbischofs von Bremen seinem Herrn 1).


1) Schreiben Hermanns von der Decken (denn Becken wird
wohl eine falsche Lesart seyn) vom 6. Dec. 1582 in Schmidt-Phi-
seldeck Historischen Miscellaneen I, 25. "Auf des Legaten Anbrin-
gen und Werbunge hat Wirzburgensis ein klein Bedenken gebetten:
und hat zur Stunde seine Pferde und Gesinde lassen fertig werden,
wollen aufsitzen und nach dem Herrn Churf. zu Sachßen reitten und
Ihre Churf. G. über solliche des Papsts unerhorte Importunitet
-- klagen -- auch um radt, hulff und Trost anhalten -- -- -- --
Der Herr Churfürst (v. Cöln) hatt große Hoffnung zu hochgedach-
Fortgang derſelben in Deutſchland. Wuͤrzburg.

Es iſt vielleicht wirklich an dem, daß Julius Echter
von Mespelbronn — der im Jahre 1573, noch ſehr jung
und unternehmend von Natur, Biſchof von Wuͤrzburg ward
— einen Augenblick geſchwankt hat, welche Politik er er-
greifen ſollte.

Er nahm an der Vertreibung des Abtes von Fulda
thaͤtigen Antheil, und es kann unmoͤglich eine ſehr ausge-
ſprochene katholiſche Geſinnung geweſen ſeyn, was Capitel
und Staͤnde von Fulda mit ihm in Verhaͤltniß brachte.
Eben die Herſtellung des Katholicismus war ja die Haupt-
beſchwerde die ſie gegen ihren Abt erhoben. Auch gerieth
der Biſchof hiedurch in Mißverhaͤltniſſe mit Rom: Gregor
XIII. legte ihm auf, Fulda zuruͤckzugeben. Er that das
gerade damals, als Truchſeß ſeinen Abfall ausſprach.
In der That machte Biſchof Julius hierauf Anſtalt ſich
an Sachſen zu wenden und das Haupt der Lutheraner
gegen den Papſt zu Huͤlfe zu rufen: er ſtand mit Truchſeß
in naͤherer Verbindung, und wenigſtens dieſer faßte die
Hoffnung, der Biſchof von Wuͤrzburg werde ſeinem Beiſpiel
nachfolgen: mit Vergnuͤgen meldet dieß der Abgeordnete jenes
lauenburgiſchen Erzbiſchofs von Bremen ſeinem Herrn 1).


1) Schreiben Hermanns von der Decken (denn Becken wird
wohl eine falſche Lesart ſeyn) vom 6. Dec. 1582 in Schmidt-Phi-
ſeldeck Hiſtoriſchen Miscellaneen I, 25. „Auf des Legaten Anbrin-
gen und Werbunge hat Wirzburgenſis ein klein Bedenken gebetten:
und hat zur Stunde ſeine Pferde und Geſinde laſſen fertig werden,
wollen aufſitzen und nach dem Herrn Churf. zu Sachßen reitten und
Ihre Churf. G. uͤber ſolliche des Papſts unerhorte Importunitet
— klagen — auch um radt, hulff und Troſt anhalten — — — —
Der Herr Churfuͤrſt (v. Coͤln) hatt große Hoffnung zu hochgedach-
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[119/0131] Fortgang derſelben in Deutſchland. Wuͤrzburg. Es iſt vielleicht wirklich an dem, daß Julius Echter von Mespelbronn — der im Jahre 1573, noch ſehr jung und unternehmend von Natur, Biſchof von Wuͤrzburg ward — einen Augenblick geſchwankt hat, welche Politik er er- greifen ſollte. Er nahm an der Vertreibung des Abtes von Fulda thaͤtigen Antheil, und es kann unmoͤglich eine ſehr ausge- ſprochene katholiſche Geſinnung geweſen ſeyn, was Capitel und Staͤnde von Fulda mit ihm in Verhaͤltniß brachte. Eben die Herſtellung des Katholicismus war ja die Haupt- beſchwerde die ſie gegen ihren Abt erhoben. Auch gerieth der Biſchof hiedurch in Mißverhaͤltniſſe mit Rom: Gregor XIII. legte ihm auf, Fulda zuruͤckzugeben. Er that das gerade damals, als Truchſeß ſeinen Abfall ausſprach. In der That machte Biſchof Julius hierauf Anſtalt ſich an Sachſen zu wenden und das Haupt der Lutheraner gegen den Papſt zu Huͤlfe zu rufen: er ſtand mit Truchſeß in naͤherer Verbindung, und wenigſtens dieſer faßte die Hoffnung, der Biſchof von Wuͤrzburg werde ſeinem Beiſpiel nachfolgen: mit Vergnuͤgen meldet dieß der Abgeordnete jenes lauenburgiſchen Erzbiſchofs von Bremen ſeinem Herrn 1). 1) Schreiben Hermanns von der Decken (denn Becken wird wohl eine falſche Lesart ſeyn) vom 6. Dec. 1582 in Schmidt-Phi- ſeldeck Hiſtoriſchen Miscellaneen I, 25. „Auf des Legaten Anbrin- gen und Werbunge hat Wirzburgenſis ein klein Bedenken gebetten: und hat zur Stunde ſeine Pferde und Geſinde laſſen fertig werden, wollen aufſitzen und nach dem Herrn Churf. zu Sachßen reitten und Ihre Churf. G. uͤber ſolliche des Papſts unerhorte Importunitet — klagen — auch um radt, hulff und Troſt anhalten — — — — Der Herr Churfuͤrſt (v. Coͤln) hatt große Hoffnung zu hochgedach-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/131>, abgerufen am 23.11.2024.