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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Die Ligue.

Vor allem aber die alten Gegner und Bekämpfer Na-
varras, die Guisen, welche schon den Einfluß, den er als
Thronfolger bekommen mußte, wie viel mehr seine spätere
Macht fürchteten.

Kein Wunder, wenn sie einen Rückhalt an König
Philipp suchten; diesem Fürsten konnte nichts willkomme-
ner seyn: er trug kein Bedenken mit den Unterthanen ei-
nes fremden Reiches ein förmliches Bündniß einzugehn.

Es fragte sich nur, ob man in Rom, wo man so
oft von einer Verbindung der Fürsten mit der Kirche ge-
redet, jetzt die Erhebung mächtiger Vasallen gegen ihren
König billigen würde.

Es läßt sich doch nicht leugnen, daß dieß geschehen
ist. Unter den Guisen gab es noch einige über den Schritt,
den man zu thun vor hatte, beunruhigte Gewissen. Der
Jesuit Matthieu begab sich nach Rom, um eine Erklärung
des Papstes auszubringen, durch welche ihre Scrupel be-
schwichtigt werden könnten. Gregor XIII. erklärte auf die
Vorstellungen Matthieus: er billige vollkommen die Ab-
sicht der französischen Prinzen die Waffen gegen die Ketzer
zu ergreifen: er nehme jeden Scrupel hinweg, den sie dar-
über hegen könnten: gewiß werde der König selbst ihr Vor-
haben billigen: sollte das aber auch nicht der Fall seyn, so
würden sie doch ihren Plan zu verfolgen haben, um zu
dem vornehmsten Zwecke der Vertilgung der Ketzer zu ge-
langen 1). Schon war der Proceß gegen Heinrich von

1) Claude Matthieu au duc de Nevers 11 fevr. 1585:
vielleicht die wichtigste Mittheilung in dem ganzen vierten Bande
von Capefigue: Reforme etc. S. 173.
Die Ligue.

Vor allem aber die alten Gegner und Bekaͤmpfer Na-
varras, die Guiſen, welche ſchon den Einfluß, den er als
Thronfolger bekommen mußte, wie viel mehr ſeine ſpaͤtere
Macht fuͤrchteten.

Kein Wunder, wenn ſie einen Ruͤckhalt an Koͤnig
Philipp ſuchten; dieſem Fuͤrſten konnte nichts willkomme-
ner ſeyn: er trug kein Bedenken mit den Unterthanen ei-
nes fremden Reiches ein foͤrmliches Buͤndniß einzugehn.

Es fragte ſich nur, ob man in Rom, wo man ſo
oft von einer Verbindung der Fuͤrſten mit der Kirche ge-
redet, jetzt die Erhebung maͤchtiger Vaſallen gegen ihren
Koͤnig billigen wuͤrde.

Es laͤßt ſich doch nicht leugnen, daß dieß geſchehen
iſt. Unter den Guiſen gab es noch einige uͤber den Schritt,
den man zu thun vor hatte, beunruhigte Gewiſſen. Der
Jeſuit Matthieu begab ſich nach Rom, um eine Erklaͤrung
des Papſtes auszubringen, durch welche ihre Scrupel be-
ſchwichtigt werden koͤnnten. Gregor XIII. erklaͤrte auf die
Vorſtellungen Matthieus: er billige vollkommen die Ab-
ſicht der franzoͤſiſchen Prinzen die Waffen gegen die Ketzer
zu ergreifen: er nehme jeden Scrupel hinweg, den ſie dar-
uͤber hegen koͤnnten: gewiß werde der Koͤnig ſelbſt ihr Vor-
haben billigen: ſollte das aber auch nicht der Fall ſeyn, ſo
wuͤrden ſie doch ihren Plan zu verfolgen haben, um zu
dem vornehmſten Zwecke der Vertilgung der Ketzer zu ge-
langen 1). Schon war der Proceß gegen Heinrich von

1) Claude Matthieu au duc de Nevers 11 févr. 1585:
vielleicht die wichtigſte Mittheilung in dem ganzen vierten Bande
von Capefigue: Réforme etc. S. 173.
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[149/0161] Die Ligue. Vor allem aber die alten Gegner und Bekaͤmpfer Na- varras, die Guiſen, welche ſchon den Einfluß, den er als Thronfolger bekommen mußte, wie viel mehr ſeine ſpaͤtere Macht fuͤrchteten. Kein Wunder, wenn ſie einen Ruͤckhalt an Koͤnig Philipp ſuchten; dieſem Fuͤrſten konnte nichts willkomme- ner ſeyn: er trug kein Bedenken mit den Unterthanen ei- nes fremden Reiches ein foͤrmliches Buͤndniß einzugehn. Es fragte ſich nur, ob man in Rom, wo man ſo oft von einer Verbindung der Fuͤrſten mit der Kirche ge- redet, jetzt die Erhebung maͤchtiger Vaſallen gegen ihren Koͤnig billigen wuͤrde. Es laͤßt ſich doch nicht leugnen, daß dieß geſchehen iſt. Unter den Guiſen gab es noch einige uͤber den Schritt, den man zu thun vor hatte, beunruhigte Gewiſſen. Der Jeſuit Matthieu begab ſich nach Rom, um eine Erklaͤrung des Papſtes auszubringen, durch welche ihre Scrupel be- ſchwichtigt werden koͤnnten. Gregor XIII. erklaͤrte auf die Vorſtellungen Matthieus: er billige vollkommen die Ab- ſicht der franzoͤſiſchen Prinzen die Waffen gegen die Ketzer zu ergreifen: er nehme jeden Scrupel hinweg, den ſie dar- uͤber hegen koͤnnten: gewiß werde der Koͤnig ſelbſt ihr Vor- haben billigen: ſollte das aber auch nicht der Fall ſeyn, ſo wuͤrden ſie doch ihren Plan zu verfolgen haben, um zu dem vornehmſten Zwecke der Vertilgung der Ketzer zu ge- langen 1). Schon war der Proceß gegen Heinrich von 1) Claude Matthieu au duc de Nevers 11 févr. 1585: vielleicht die wichtigſte Mittheilung in dem ganzen vierten Bande von Capefigue: Réforme etc. S. 173.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/161>, abgerufen am 10.05.2024.