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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
er so oft verfochten, glaubte er schon in Besitz zu haben:
zwischen der Erfüllung seiner höchsten Wünsche und der
Zukunft eines immerwährenden Gefühls von Zurücksetzung,
zwischen Herr seyn und gehorchen müssen hatte er 7 Stun-
den zugebracht, wie zwischen Leben und Tod: endlich war
es entschieden: seiner Hoffnung beraubt ging er in die
spoliirte Zelle zurück. "Die nächste Nacht", sagt er in
jener Lebensbeschreibung, "war mir schmerzvoller, als je
ein unglücklicher Augenblick, den ich erlebt habe. Die
schwere Betrübniß meiner Seele und die innerliche Angst
preßten mir, unglaublich zu sagen, blutigen Schweiß aus."

Er kannte die Natur eines Conclaves genugsam, um
sich weiter keine Hoffnung zu machen. Seine Freunde ha-
ben ihn später noch einmal auf die Wahl gebracht: aber
es war nur ein hoffnungsloser Versuch.

Auch die Spanier selbst hatten hiemit verloren. Der
König hatte fünf Namen genannt, keiner von allen konnte
durchgesetzt werden. Man mußte endlich zu dem sechsten
schreiten, der von den Spaniern als überzählig bezeichnet
worden war.

Mehr seinem Verbündeten Montalto zu Gefallen als
aus eigener Bewegung hatte nemlich der König auch noch
Cardinal Aldobrandini genannt, eine Creatur Sixtus V,
den er vor dem Jahre selbst ausgeschlossen hatte. Auf
diesen kam man jetzt als den einzig möglichen zu-
rück. Er war, wie man denken kann, Montalto'n er-
wünscht: die Spanier konnten, weil er doch mit genannt
worden, nichts gegen ihn sagen: auch den Uebrigen war
er nicht unwillkommen, im Allgemeinen beliebt: so ward

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
er ſo oft verfochten, glaubte er ſchon in Beſitz zu haben:
zwiſchen der Erfuͤllung ſeiner hoͤchſten Wuͤnſche und der
Zukunft eines immerwaͤhrenden Gefuͤhls von Zuruͤckſetzung,
zwiſchen Herr ſeyn und gehorchen muͤſſen hatte er 7 Stun-
den zugebracht, wie zwiſchen Leben und Tod: endlich war
es entſchieden: ſeiner Hoffnung beraubt ging er in die
ſpoliirte Zelle zuruͤck. „Die naͤchſte Nacht“, ſagt er in
jener Lebensbeſchreibung, „war mir ſchmerzvoller, als je
ein ungluͤcklicher Augenblick, den ich erlebt habe. Die
ſchwere Betruͤbniß meiner Seele und die innerliche Angſt
preßten mir, unglaublich zu ſagen, blutigen Schweiß aus.“

Er kannte die Natur eines Conclaves genugſam, um
ſich weiter keine Hoffnung zu machen. Seine Freunde ha-
ben ihn ſpaͤter noch einmal auf die Wahl gebracht: aber
es war nur ein hoffnungsloſer Verſuch.

Auch die Spanier ſelbſt hatten hiemit verloren. Der
Koͤnig hatte fuͤnf Namen genannt, keiner von allen konnte
durchgeſetzt werden. Man mußte endlich zu dem ſechſten
ſchreiten, der von den Spaniern als uͤberzaͤhlig bezeichnet
worden war.

Mehr ſeinem Verbuͤndeten Montalto zu Gefallen als
aus eigener Bewegung hatte nemlich der Koͤnig auch noch
Cardinal Aldobrandini genannt, eine Creatur Sixtus V,
den er vor dem Jahre ſelbſt ausgeſchloſſen hatte. Auf
dieſen kam man jetzt als den einzig moͤglichen zu-
ruͤck. Er war, wie man denken kann, Montalto’n er-
wuͤnſcht: die Spanier konnten, weil er doch mit genannt
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er nicht unwillkommen, im Allgemeinen beliebt: ſo ward

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[230/0242] Buch VI. Innere Streitigkeiten. er ſo oft verfochten, glaubte er ſchon in Beſitz zu haben: zwiſchen der Erfuͤllung ſeiner hoͤchſten Wuͤnſche und der Zukunft eines immerwaͤhrenden Gefuͤhls von Zuruͤckſetzung, zwiſchen Herr ſeyn und gehorchen muͤſſen hatte er 7 Stun- den zugebracht, wie zwiſchen Leben und Tod: endlich war es entſchieden: ſeiner Hoffnung beraubt ging er in die ſpoliirte Zelle zuruͤck. „Die naͤchſte Nacht“, ſagt er in jener Lebensbeſchreibung, „war mir ſchmerzvoller, als je ein ungluͤcklicher Augenblick, den ich erlebt habe. Die ſchwere Betruͤbniß meiner Seele und die innerliche Angſt preßten mir, unglaublich zu ſagen, blutigen Schweiß aus.“ Er kannte die Natur eines Conclaves genugſam, um ſich weiter keine Hoffnung zu machen. Seine Freunde ha- ben ihn ſpaͤter noch einmal auf die Wahl gebracht: aber es war nur ein hoffnungsloſer Verſuch. Auch die Spanier ſelbſt hatten hiemit verloren. Der Koͤnig hatte fuͤnf Namen genannt, keiner von allen konnte durchgeſetzt werden. Man mußte endlich zu dem ſechſten ſchreiten, der von den Spaniern als uͤberzaͤhlig bezeichnet worden war. Mehr ſeinem Verbuͤndeten Montalto zu Gefallen als aus eigener Bewegung hatte nemlich der Koͤnig auch noch Cardinal Aldobrandini genannt, eine Creatur Sixtus V, den er vor dem Jahre ſelbſt ausgeſchloſſen hatte. Auf dieſen kam man jetzt als den einzig moͤglichen zu- ruͤck. Er war, wie man denken kann, Montalto’n er- wuͤnſcht: die Spanier konnten, weil er doch mit genannt worden, nichts gegen ihn ſagen: auch den Uebrigen war er nicht unwillkommen, im Allgemeinen beliebt: ſo ward

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/242>, abgerufen am 21.11.2024.