Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch VI. Innere Streitigkeiten. politische Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-rara an den päpstlichen Stuhl zeigte sich der französische Einfluß zum ersten Mal wieder in italienischen Geschäften. Ein Ereigniß das auch sonst für die Machtentwickelung des Kirchenstaates von großem Belange ist: das hier, wie ja auch in der Aufmerksamkeit der Mitlebenden, die Angele- genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit einem Rückblick auf das Land unter seinem letzten Fürsten. Ferrara unter Alfonso II. Man nimmt häufig an, Ferrara sey unter dem letz- Montaigne besuchte Ferrara unter Alfonso II. Er Noch 1) Montaigne: Voyage I, 226--231. 2) Eine Relation über den Kirchenstaat aus dem Anfange des
siebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern, welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei seinem Landgut Me- sola verwendet, so daß dort alles in Verfall gerathen sey und nicht habe wieder hergestellt werden können. (Inff. politt. tom. IX.) Buch VI. Innere Streitigkeiten. politiſche Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-rara an den paͤpſtlichen Stuhl zeigte ſich der franzoͤſiſche Einfluß zum erſten Mal wieder in italieniſchen Geſchaͤften. Ein Ereigniß das auch ſonſt fuͤr die Machtentwickelung des Kirchenſtaates von großem Belange iſt: das hier, wie ja auch in der Aufmerkſamkeit der Mitlebenden, die Angele- genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit einem Ruͤckblick auf das Land unter ſeinem letzten Fuͤrſten. Ferrara unter Alfonſo II. Man nimmt haͤufig an, Ferrara ſey unter dem letz- Montaigne beſuchte Ferrara unter Alfonſo II. Er Noch 1) Montaigne: Voyage I, 226—231. 2) Eine Relation uͤber den Kirchenſtaat aus dem Anfange des
ſiebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern, welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei ſeinem Landgut Me- ſola verwendet, ſo daß dort alles in Verfall gerathen ſey und nicht habe wieder hergeſtellt werden koͤnnen. (Inff. politt. tom. IX.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VI.</hi><hi rendition="#g">Innere Streitigkeiten</hi>.</fw><lb/> politiſche Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-<lb/> rara an den paͤpſtlichen Stuhl zeigte ſich der franzoͤſiſche<lb/> Einfluß zum erſten Mal wieder in italieniſchen Geſchaͤften.<lb/> Ein Ereigniß das auch ſonſt fuͤr die Machtentwickelung<lb/> des Kirchenſtaates von großem Belange iſt: das hier, wie<lb/> ja auch in der Aufmerkſamkeit der Mitlebenden, die Angele-<lb/> genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit<lb/> einem Ruͤckblick auf das Land unter ſeinem letzten Fuͤrſten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Ferrara unter Alfonſo <hi rendition="#aq">II.</hi></head><lb/> <p>Man nimmt haͤufig an, Ferrara ſey unter dem letz-<lb/> ten Eſte in beſonders bluͤhendem Zuſtande geweſen: doch iſt<lb/> dieß wohl eine Taͤuſchung, wie ſo viele andere, die auf der<lb/> Abneigung gegen die weltliche Herrſchaft von Rom beruht.</p><lb/> <p>Montaigne beſuchte Ferrara unter Alfonſo <hi rendition="#aq">II.</hi> Er<lb/> bewundert die breiten Straßen der Stadt, die ſchoͤnen Pal-<lb/> laͤſte: aber ſchon er findet ſie oͤde und menſchenleer, wie<lb/> die heutigen Reiſenden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Montaigne: Voyage I,</hi> 226—231.</note>. Der Wohlſtand der Landſchaft<lb/> beruhte auf der Erhaltung der Daͤmme, der Regulirung<lb/> der Gewaͤſſer: aber weder die Daͤmme noch die Fluͤſſe und<lb/> Canaͤle wurden recht in Ordnung gehalten: nicht ſelten<lb/> traten Ueberſchwemmungen ein: Volana und Primaro ver-<lb/> ſandeten, ſo daß die Schiffahrt daſelbſt ganz aufhoͤrte <note place="foot" n="2)">Eine Relation uͤber den Kirchenſtaat aus dem Anfange des<lb/> ſiebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern,<lb/> welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei ſeinem Landgut Me-<lb/> ſola verwendet, ſo daß dort alles in Verfall gerathen ſey und nicht<lb/> habe wieder hergeſtellt werden koͤnnen. (<hi rendition="#aq">Inff. politt. tom. IX.</hi>)</note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Noch</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0268]
Buch VI. Innere Streitigkeiten.
politiſche Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-
rara an den paͤpſtlichen Stuhl zeigte ſich der franzoͤſiſche
Einfluß zum erſten Mal wieder in italieniſchen Geſchaͤften.
Ein Ereigniß das auch ſonſt fuͤr die Machtentwickelung
des Kirchenſtaates von großem Belange iſt: das hier, wie
ja auch in der Aufmerkſamkeit der Mitlebenden, die Angele-
genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit
einem Ruͤckblick auf das Land unter ſeinem letzten Fuͤrſten.
Ferrara unter Alfonſo II.
Man nimmt haͤufig an, Ferrara ſey unter dem letz-
ten Eſte in beſonders bluͤhendem Zuſtande geweſen: doch iſt
dieß wohl eine Taͤuſchung, wie ſo viele andere, die auf der
Abneigung gegen die weltliche Herrſchaft von Rom beruht.
Montaigne beſuchte Ferrara unter Alfonſo II. Er
bewundert die breiten Straßen der Stadt, die ſchoͤnen Pal-
laͤſte: aber ſchon er findet ſie oͤde und menſchenleer, wie
die heutigen Reiſenden 1). Der Wohlſtand der Landſchaft
beruhte auf der Erhaltung der Daͤmme, der Regulirung
der Gewaͤſſer: aber weder die Daͤmme noch die Fluͤſſe und
Canaͤle wurden recht in Ordnung gehalten: nicht ſelten
traten Ueberſchwemmungen ein: Volana und Primaro ver-
ſandeten, ſo daß die Schiffahrt daſelbſt ganz aufhoͤrte 2).
Noch
1) Montaigne: Voyage I, 226—231.
2) Eine Relation uͤber den Kirchenſtaat aus dem Anfange des
ſiebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern,
welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei ſeinem Landgut Me-
ſola verwendet, ſo daß dort alles in Verfall gerathen ſey und nicht
habe wieder hergeſtellt werden koͤnnen. (Inff. politt. tom. IX.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |