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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
politische Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-
rara an den päpstlichen Stuhl zeigte sich der französische
Einfluß zum ersten Mal wieder in italienischen Geschäften.
Ein Ereigniß das auch sonst für die Machtentwickelung
des Kirchenstaates von großem Belange ist: das hier, wie
ja auch in der Aufmerksamkeit der Mitlebenden, die Angele-
genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit
einem Rückblick auf das Land unter seinem letzten Fürsten.

Ferrara unter Alfonso II.

Man nimmt häufig an, Ferrara sey unter dem letz-
ten Este in besonders blühendem Zustande gewesen: doch ist
dieß wohl eine Täuschung, wie so viele andere, die auf der
Abneigung gegen die weltliche Herrschaft von Rom beruht.

Montaigne besuchte Ferrara unter Alfonso II. Er
bewundert die breiten Straßen der Stadt, die schönen Pal-
läste: aber schon er findet sie öde und menschenleer, wie
die heutigen Reisenden 1). Der Wohlstand der Landschaft
beruhte auf der Erhaltung der Dämme, der Regulirung
der Gewässer: aber weder die Dämme noch die Flüsse und
Canäle wurden recht in Ordnung gehalten: nicht selten
traten Ueberschwemmungen ein: Volana und Primaro ver-
sandeten, so daß die Schiffahrt daselbst ganz aufhörte 2).


Noch
1) Montaigne: Voyage I, 226--231.
2) Eine Relation über den Kirchenstaat aus dem Anfange des
siebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern,
welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei seinem Landgut Me-
sola verwendet, so daß dort alles in Verfall gerathen sey und nicht
habe wieder hergestellt werden können. (Inff. politt. tom. IX.)

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
politiſche Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer-
rara an den paͤpſtlichen Stuhl zeigte ſich der franzoͤſiſche
Einfluß zum erſten Mal wieder in italieniſchen Geſchaͤften.
Ein Ereigniß das auch ſonſt fuͤr die Machtentwickelung
des Kirchenſtaates von großem Belange iſt: das hier, wie
ja auch in der Aufmerkſamkeit der Mitlebenden, die Angele-
genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit
einem Ruͤckblick auf das Land unter ſeinem letzten Fuͤrſten.

Ferrara unter Alfonſo II.

Man nimmt haͤufig an, Ferrara ſey unter dem letz-
ten Eſte in beſonders bluͤhendem Zuſtande geweſen: doch iſt
dieß wohl eine Taͤuſchung, wie ſo viele andere, die auf der
Abneigung gegen die weltliche Herrſchaft von Rom beruht.

Montaigne beſuchte Ferrara unter Alfonſo II. Er
bewundert die breiten Straßen der Stadt, die ſchoͤnen Pal-
laͤſte: aber ſchon er findet ſie oͤde und menſchenleer, wie
die heutigen Reiſenden 1). Der Wohlſtand der Landſchaft
beruhte auf der Erhaltung der Daͤmme, der Regulirung
der Gewaͤſſer: aber weder die Daͤmme noch die Fluͤſſe und
Canaͤle wurden recht in Ordnung gehalten: nicht ſelten
traten Ueberſchwemmungen ein: Volana und Primaro ver-
ſandeten, ſo daß die Schiffahrt daſelbſt ganz aufhoͤrte 2).


Noch
1) Montaigne: Voyage I, 226—231.
2) Eine Relation uͤber den Kirchenſtaat aus dem Anfange des
ſiebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern,
welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei ſeinem Landgut Me-
ſola verwendet, ſo daß dort alles in Verfall gerathen ſey und nicht
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[256/0268] Buch VI. Innere Streitigkeiten. politiſche Richtung hervor. Bei dem Heimfalle von Fer- rara an den paͤpſtlichen Stuhl zeigte ſich der franzoͤſiſche Einfluß zum erſten Mal wieder in italieniſchen Geſchaͤften. Ein Ereigniß das auch ſonſt fuͤr die Machtentwickelung des Kirchenſtaates von großem Belange iſt: das hier, wie ja auch in der Aufmerkſamkeit der Mitlebenden, die Angele- genheiten der Religion unterbrechen mag. Beginnen wir mit einem Ruͤckblick auf das Land unter ſeinem letzten Fuͤrſten. Ferrara unter Alfonſo II. Man nimmt haͤufig an, Ferrara ſey unter dem letz- ten Eſte in beſonders bluͤhendem Zuſtande geweſen: doch iſt dieß wohl eine Taͤuſchung, wie ſo viele andere, die auf der Abneigung gegen die weltliche Herrſchaft von Rom beruht. Montaigne beſuchte Ferrara unter Alfonſo II. Er bewundert die breiten Straßen der Stadt, die ſchoͤnen Pal- laͤſte: aber ſchon er findet ſie oͤde und menſchenleer, wie die heutigen Reiſenden 1). Der Wohlſtand der Landſchaft beruhte auf der Erhaltung der Daͤmme, der Regulirung der Gewaͤſſer: aber weder die Daͤmme noch die Fluͤſſe und Canaͤle wurden recht in Ordnung gehalten: nicht ſelten traten Ueberſchwemmungen ein: Volana und Primaro ver- ſandeten, ſo daß die Schiffahrt daſelbſt ganz aufhoͤrte 2). Noch 1) Montaigne: Voyage I, 226—231. 2) Eine Relation uͤber den Kirchenſtaat aus dem Anfange des ſiebzehnten Jahrhunderts behauptet, der Herzog habe die Bauern, welche die Pflicht hatten am Po zu arbeiten, bei ſeinem Landgut Me- ſola verwendet, ſo daß dort alles in Verfall gerathen ſey und nicht habe wieder hergeſtellt werden koͤnnen. (Inff. politt. tom. IX.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/268>, abgerufen am 22.11.2024.