Der Rückhalt einer auswärtigen Macht, der Schutz eines großen Geschlechtes, bedurfte es mehr um die Unzufrie- denheit des römischen Adels zum Ausbruch zu bringen? Cavalieri und Nobili strömten in den Pallast Farnese. Ei- nige Cardinäle schlugen sich offen zu ihnen 1): andere begün- stigten sie insgeheim. Alles rief, man müsse Papst und Kirche von der Gefangenschaft des Cardinal Aldobrandino befreien. Da der Papst Truppen nach Rom berief, so rieth der spanische Botschafter den Vereinigten, denen er sogar Belohnungen versprach, einige bewaffnete Banden, die sich eben an der neapolitanischen Grenze zeigten, ebenfalls herbeizurufen. Es hätte wenig gefehlt, daß nicht eine offene Fehde, im Sinne vergangener Jahrhunderte, in Rom selbst ausgebrochen wäre.
So weit aber wollte es der Cardinal doch nicht kom- men lassen. Es war ihm genug, seine Unabhängigkeit, seine Macht, die Möglichkeit eines Widerstandes gezeigt zu ha- ben. Er beschloß sich nach Castro zurückzuziehen, das ihm eigenthümlich zugehörte. In großem Style führte er es aus. Er versicherte sich eines Thores und ließ es besetzen: alsdann im Geleite von 10 Wagen und 300 Pferden verließ er die Stadt. Und hiedurch hatte er in der That alles gewonnen:
1)Contarini: Diede grand' assenso al fatto la venuta de' cardinali Sfondrato e Santiquatro, che niente mirarono trattan- dosi di Spagna al debito de' cardinali verso il papa: ed a que- sti che apertamente si dichiaravano diversi altri in occulto ad- herivano, tra' quali il Cl Conti. -- Ma il popolo, la plebe senza nome, sempre avida di cangiar stato, favoriva al cardinale, e per le piazze, per le strade a gran caterve applaudevano al par- tito di lui.
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
Der Ruͤckhalt einer auswaͤrtigen Macht, der Schutz eines großen Geſchlechtes, bedurfte es mehr um die Unzufrie- denheit des roͤmiſchen Adels zum Ausbruch zu bringen? Cavalieri und Nobili ſtroͤmten in den Pallaſt Farneſe. Ei- nige Cardinaͤle ſchlugen ſich offen zu ihnen 1): andere beguͤn- ſtigten ſie insgeheim. Alles rief, man muͤſſe Papſt und Kirche von der Gefangenſchaft des Cardinal Aldobrandino befreien. Da der Papſt Truppen nach Rom berief, ſo rieth der ſpaniſche Botſchafter den Vereinigten, denen er ſogar Belohnungen verſprach, einige bewaffnete Banden, die ſich eben an der neapolitaniſchen Grenze zeigten, ebenfalls herbeizurufen. Es haͤtte wenig gefehlt, daß nicht eine offene Fehde, im Sinne vergangener Jahrhunderte, in Rom ſelbſt ausgebrochen waͤre.
So weit aber wollte es der Cardinal doch nicht kom- men laſſen. Es war ihm genug, ſeine Unabhaͤngigkeit, ſeine Macht, die Moͤglichkeit eines Widerſtandes gezeigt zu ha- ben. Er beſchloß ſich nach Caſtro zuruͤckzuziehen, das ihm eigenthuͤmlich zugehoͤrte. In großem Style fuͤhrte er es aus. Er verſicherte ſich eines Thores und ließ es beſetzen: alsdann im Geleite von 10 Wagen und 300 Pferden verließ er die Stadt. Und hiedurch hatte er in der That alles gewonnen:
1)Contarini: Diede grand’ assenso al fatto la venuta de’ cardinali Sfondrato e Santiquatro, che niente mirarono trattan- dosi di Spagna al debito de’ cardinali verso il papa: ed a que- sti che apertamente si dichiaravano diversi altri in occulto ad- herivano, tra’ quali il Cl Conti. — Ma il popolo, la plebe senza nome, sempre avida di cangiar stato, favoriva al cardìnale, e per le piazze, per le strade a gran caterve applaudevano al par- tito di lui.
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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Der Ruͤckhalt einer auswaͤrtigen Macht, der Schutz
eines großen Geſchlechtes, bedurfte es mehr um die Unzufrie-
denheit des roͤmiſchen Adels zum Ausbruch zu bringen?
Cavalieri und Nobili ſtroͤmten in den Pallaſt Farneſe. Ei-
nige Cardinaͤle ſchlugen ſich offen zu ihnen 1): andere beguͤn-
ſtigten ſie insgeheim. Alles rief, man muͤſſe Papſt und
Kirche von der Gefangenſchaft des Cardinal Aldobrandino
befreien. Da der Papſt Truppen nach Rom berief, ſo
rieth der ſpaniſche Botſchafter den Vereinigten, denen er
ſogar Belohnungen verſprach, einige bewaffnete Banden, die
ſich eben an der neapolitaniſchen Grenze zeigten, ebenfalls
herbeizurufen. Es haͤtte wenig gefehlt, daß nicht eine offene
Fehde, im Sinne vergangener Jahrhunderte, in Rom ſelbſt
ausgebrochen waͤre.
So weit aber wollte es der Cardinal doch nicht kom-
men laſſen. Es war ihm genug, ſeine Unabhaͤngigkeit, ſeine
Macht, die Moͤglichkeit eines Widerſtandes gezeigt zu ha-
ben. Er beſchloß ſich nach Caſtro zuruͤckzuziehen, das ihm
eigenthuͤmlich zugehoͤrte. In großem Style fuͤhrte er es aus.
Er verſicherte ſich eines Thores und ließ es beſetzen: alsdann
im Geleite von 10 Wagen und 300 Pferden verließ er die
Stadt. Und hiedurch hatte er in der That alles gewonnen:
1) Contarini: Diede grand’ assenso al fatto la venuta de’
cardinali Sfondrato e Santiquatro, che niente mirarono trattan-
dosi di Spagna al debito de’ cardinali verso il papa: ed a que-
sti che apertamente si dichiaravano diversi altri in occulto ad-
herivano, tra’ quali il Cl Conti. — Ma il popolo, la plebe senza
nome, sempre avida di cangiar stato, favoriva al cardìnale, e
per le piazze, per le strade a gran caterve applaudevano al par-
tito di lui.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/326>, abgerufen am 25.11.2024.
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