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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
mal wieder völlig juridisch: er hielt die canonischen An-
ordnungen der Decretalen für Gesetze Gottes: er schrieb es
nicht einer innern Nothwendigkeit der Sache, sondern per-
sönlicher Nachlässigkeit zu, wenn seine Vorfahren etwas
nachgegeben, übersehen hatten, und hielt sich für berufen
diesen Fehler wieder gut zu machen. Bald nach seiner
Thronbesteigung finden wir ihn deshalb mit allen seinen
italienischen Nachbarn in bittern Streitigkeiten.

In Neapel hatte der Reggente Ponte, Präsident des
königlichen Rathes, einen kirchlichen Notar, von dem die
Information über eine Ehesache dem bürgerlichen Gericht
verweigert, und einen Buchhändler, von dem einer könig-
lichen Verordnung zuwider das Buch des Baronius gegen
die sicilianische Monarchie verbreitet worden war, zu den
Galeeren verurtheilt: ein Monitorium Clemens VIII. hie-
gegen war ohne Folgen geblieben. Papst Paul V. zögerte
keinen Augenblick die Excommunication auszusprechen 1).

Der Herzog von Savoyen hatte einige Pfründen ver-
gabt, deren Verleihung der römische Hof in Anspruch
nahm, Genua Gesellschaften verboten, die bei den Jesui-
ten gehalten wurden, weil man da die Wahlen zu den
Aemtern zu beherrschen versuche; Lucca hatte ganz im All-
gemeinen die Execution der Decrete päpstlicher Beamten
ohne vorläufige Genehmigung der einheimischen Magistrate
untersagt; in Venedig endlich waren ein paar Geistliche,
die sich schwerer Verbrechen schuldig gemacht, vor die welt-
liche Gerichtsbarkeit gezogen worden. Gerade die Allge-
meinheit dieses Widerstandes gegen die kirchliche Gewalt

1) Les ambassades du cardinal du Perron II, 683. 736.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
mal wieder voͤllig juridiſch: er hielt die canoniſchen An-
ordnungen der Decretalen fuͤr Geſetze Gottes: er ſchrieb es
nicht einer innern Nothwendigkeit der Sache, ſondern per-
ſoͤnlicher Nachlaͤſſigkeit zu, wenn ſeine Vorfahren etwas
nachgegeben, uͤberſehen hatten, und hielt ſich fuͤr berufen
dieſen Fehler wieder gut zu machen. Bald nach ſeiner
Thronbeſteigung finden wir ihn deshalb mit allen ſeinen
italieniſchen Nachbarn in bittern Streitigkeiten.

In Neapel hatte der Reggente Ponte, Praͤſident des
koͤniglichen Rathes, einen kirchlichen Notar, von dem die
Information uͤber eine Eheſache dem buͤrgerlichen Gericht
verweigert, und einen Buchhaͤndler, von dem einer koͤnig-
lichen Verordnung zuwider das Buch des Baronius gegen
die ſicilianiſche Monarchie verbreitet worden war, zu den
Galeeren verurtheilt: ein Monitorium Clemens VIII. hie-
gegen war ohne Folgen geblieben. Papſt Paul V. zoͤgerte
keinen Augenblick die Excommunication auszuſprechen 1).

Der Herzog von Savoyen hatte einige Pfruͤnden ver-
gabt, deren Verleihung der roͤmiſche Hof in Anſpruch
nahm, Genua Geſellſchaften verboten, die bei den Jeſui-
ten gehalten wurden, weil man da die Wahlen zu den
Aemtern zu beherrſchen verſuche; Lucca hatte ganz im All-
gemeinen die Execution der Decrete paͤpſtlicher Beamten
ohne vorlaͤufige Genehmigung der einheimiſchen Magiſtrate
unterſagt; in Venedig endlich waren ein paar Geiſtliche,
die ſich ſchwerer Verbrechen ſchuldig gemacht, vor die welt-
liche Gerichtsbarkeit gezogen worden. Gerade die Allge-
meinheit dieſes Widerſtandes gegen die kirchliche Gewalt

1) Les ambassades du cardinal du Perron II, 683. 736.
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[326/0338] Buch VI. Innere Streitigkeiten. mal wieder voͤllig juridiſch: er hielt die canoniſchen An- ordnungen der Decretalen fuͤr Geſetze Gottes: er ſchrieb es nicht einer innern Nothwendigkeit der Sache, ſondern per- ſoͤnlicher Nachlaͤſſigkeit zu, wenn ſeine Vorfahren etwas nachgegeben, uͤberſehen hatten, und hielt ſich fuͤr berufen dieſen Fehler wieder gut zu machen. Bald nach ſeiner Thronbeſteigung finden wir ihn deshalb mit allen ſeinen italieniſchen Nachbarn in bittern Streitigkeiten. In Neapel hatte der Reggente Ponte, Praͤſident des koͤniglichen Rathes, einen kirchlichen Notar, von dem die Information uͤber eine Eheſache dem buͤrgerlichen Gericht verweigert, und einen Buchhaͤndler, von dem einer koͤnig- lichen Verordnung zuwider das Buch des Baronius gegen die ſicilianiſche Monarchie verbreitet worden war, zu den Galeeren verurtheilt: ein Monitorium Clemens VIII. hie- gegen war ohne Folgen geblieben. Papſt Paul V. zoͤgerte keinen Augenblick die Excommunication auszuſprechen 1). Der Herzog von Savoyen hatte einige Pfruͤnden ver- gabt, deren Verleihung der roͤmiſche Hof in Anſpruch nahm, Genua Geſellſchaften verboten, die bei den Jeſui- ten gehalten wurden, weil man da die Wahlen zu den Aemtern zu beherrſchen verſuche; Lucca hatte ganz im All- gemeinen die Execution der Decrete paͤpſtlicher Beamten ohne vorlaͤufige Genehmigung der einheimiſchen Magiſtrate unterſagt; in Venedig endlich waren ein paar Geiſtliche, die ſich ſchwerer Verbrechen ſchuldig gemacht, vor die welt- liche Gerichtsbarkeit gezogen worden. Gerade die Allge- meinheit dieſes Widerſtandes gegen die kirchliche Gewalt 1) Les ambassades du cardinal du Perron II, 683. 736.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/338>, abgerufen am 24.11.2024.