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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 1. Fortschritte

Auch die königlichen Gerechtsame Siegmunds waren
hiebei nicht geschont worden. Er ward schon nicht eigent-
lich mehr ganz als der König, vielmehr als ein Fremder
mit dem Anspruch an die Krone, als ein Abtrünniger, vor
dem man sich in Acht nehmen müsse, der die Religion be-
drohe, ward er betrachtet. Die große Mehrheit der Na-
tion, einmüthig in ihren protestantischen Ueberzeugungen,
hielt sich an Herzog Carl.

Wohl fühlte der König seine vereinsamte Stellung,
als er angekommen. Er konnte nichts thun; er suchte nur
die Forderungen die man an ihn machte, von sich abzu-
lehnen.

Aber indessen er schwieg und wartete, geriethen die
Gegensätze in Kampf, die einander hier noch nie so unmit-
telbar gegenüber gestanden. Die evangelischen Prediger schal-
ten wider die Papisten: die jesuitischen die in der Hofca-
pelle predigten, blieben die Antwort nicht schuldig. Die
Katholiken des königlichen Gefolges bemächtigten sich bei
einer Beerdigung einer evangelischen Kirche: die Protestanten
hielten hierauf für nöthig sich der Benutzung ihres ent-
weihten Heiligthums eine Zeitlang zu enthalten. Schon
kam es zu Thätlichkeiten. Die Heiducken brauchten Ge-
walt um sich einer verschlossenen Kanzel zu bemächtigen:
dem Nuntius warf man vor, daß er aus seinem Hause
mit Steinen nach singenden Chorknaben habe werfen las-
sen: die Erbitterung stieg von Moment zu Moment.

Endlich ging man nach Upsala um die Krönung zu
vollziehen. Die Schweden forderten vor allen Dingen die
Bestätigung der Schlüsse ihres Conciliums. Der König

Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte

Auch die koͤniglichen Gerechtſame Siegmunds waren
hiebei nicht geſchont worden. Er ward ſchon nicht eigent-
lich mehr ganz als der Koͤnig, vielmehr als ein Fremder
mit dem Anſpruch an die Krone, als ein Abtruͤnniger, vor
dem man ſich in Acht nehmen muͤſſe, der die Religion be-
drohe, ward er betrachtet. Die große Mehrheit der Na-
tion, einmuͤthig in ihren proteſtantiſchen Ueberzeugungen,
hielt ſich an Herzog Carl.

Wohl fuͤhlte der Koͤnig ſeine vereinſamte Stellung,
als er angekommen. Er konnte nichts thun; er ſuchte nur
die Forderungen die man an ihn machte, von ſich abzu-
lehnen.

Aber indeſſen er ſchwieg und wartete, geriethen die
Gegenſaͤtze in Kampf, die einander hier noch nie ſo unmit-
telbar gegenuͤber geſtanden. Die evangeliſchen Prediger ſchal-
ten wider die Papiſten: die jeſuitiſchen die in der Hofca-
pelle predigten, blieben die Antwort nicht ſchuldig. Die
Katholiken des koͤniglichen Gefolges bemaͤchtigten ſich bei
einer Beerdigung einer evangeliſchen Kirche: die Proteſtanten
hielten hierauf fuͤr noͤthig ſich der Benutzung ihres ent-
weihten Heiligthums eine Zeitlang zu enthalten. Schon
kam es zu Thaͤtlichkeiten. Die Heiducken brauchten Ge-
walt um ſich einer verſchloſſenen Kanzel zu bemaͤchtigen:
dem Nuntius warf man vor, daß er aus ſeinem Hauſe
mit Steinen nach ſingenden Chorknaben habe werfen laſ-
ſen: die Erbitterung ſtieg von Moment zu Moment.

Endlich ging man nach Upſala um die Kroͤnung zu
vollziehen. Die Schweden forderten vor allen Dingen die
Beſtaͤtigung der Schluͤſſe ihres Conciliums. Der Koͤnig

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[378/0390] Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte Auch die koͤniglichen Gerechtſame Siegmunds waren hiebei nicht geſchont worden. Er ward ſchon nicht eigent- lich mehr ganz als der Koͤnig, vielmehr als ein Fremder mit dem Anſpruch an die Krone, als ein Abtruͤnniger, vor dem man ſich in Acht nehmen muͤſſe, der die Religion be- drohe, ward er betrachtet. Die große Mehrheit der Na- tion, einmuͤthig in ihren proteſtantiſchen Ueberzeugungen, hielt ſich an Herzog Carl. Wohl fuͤhlte der Koͤnig ſeine vereinſamte Stellung, als er angekommen. Er konnte nichts thun; er ſuchte nur die Forderungen die man an ihn machte, von ſich abzu- lehnen. Aber indeſſen er ſchwieg und wartete, geriethen die Gegenſaͤtze in Kampf, die einander hier noch nie ſo unmit- telbar gegenuͤber geſtanden. Die evangeliſchen Prediger ſchal- ten wider die Papiſten: die jeſuitiſchen die in der Hofca- pelle predigten, blieben die Antwort nicht ſchuldig. Die Katholiken des koͤniglichen Gefolges bemaͤchtigten ſich bei einer Beerdigung einer evangeliſchen Kirche: die Proteſtanten hielten hierauf fuͤr noͤthig ſich der Benutzung ihres ent- weihten Heiligthums eine Zeitlang zu enthalten. Schon kam es zu Thaͤtlichkeiten. Die Heiducken brauchten Ge- walt um ſich einer verſchloſſenen Kanzel zu bemaͤchtigen: dem Nuntius warf man vor, daß er aus ſeinem Hauſe mit Steinen nach ſingenden Chorknaben habe werfen laſ- ſen: die Erbitterung ſtieg von Moment zu Moment. Endlich ging man nach Upſala um die Kroͤnung zu vollziehen. Die Schweden forderten vor allen Dingen die Beſtaͤtigung der Schluͤſſe ihres Conciliums. Der Koͤnig

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/390>, abgerufen am 24.11.2024.