Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
der katholischen Restauration. Schweden.

Betrachtet man den Umfang der Aussichten, welche
sich an einen Erfolg des Königs knüpften, der doch so
unwahrscheinlich nicht war auf der einen, und auf der an-
dern Seite die allgemeine Bedeutung, welche dem schwedi-
schen Reiche bevorstand, wenn der Protestantismus den
Sieg davon trug, so erkennt man hier den Moment einer
weltgeschichtlichen Entscheidung.

Zamoisky hatte dem König gerathen, an der Spitze
eines starken Heeres aufzubrechen, um Schweden mit den
Waffen zu erobern. König Siegmund hielt dafür, daß das
nicht nöthig sey; er wollte nicht glauben, daß man ihm in
seinem Erbreiche Gewalt entgegensetzen werde. Er hatte in-
deß ungefähr 5000 Mann bei sich: ohne Widerspruch lan-
dete er mit ihnen in Calmar, und setzte sich von da ge-
gen Stockholm in Bewegung; hier war eine andere Ab-
theilung seiner Truppen bereits angelangt und aufgenom-
men worden; eine finnische Schaar rückte gegen Upland vor.

Indessen hatte sich auch Herzog Carl gerüstet. Es
war offenbar mit seiner Macht so wie mit der Alleinherr-
schaft des Protestantismus aus, wenn der König den Sieg
behielt. Während seine Uplandsbauern die Finnen ab-
wehrten, stellte er sich selbst mit einer regelmäßigen Kriegs-
mannschaft dem Könige auf seinem Zuge bei Stegeborg
in den Weg. Er forderte die Entfernung der königlichen
Heere, die Uebertragung der Entscheidung an einen Reichs-
tag: alsdann wolle er auch seine Leute entlassen. Der Kö-

sollen. Ma ritrovandosi con penuria di danari mentre era occu-
pato nelle guerre, ne fu sovvenuto delli Brandeburgesi.
25*
der katholiſchen Reſtauration. Schweden.

Betrachtet man den Umfang der Ausſichten, welche
ſich an einen Erfolg des Koͤnigs knuͤpften, der doch ſo
unwahrſcheinlich nicht war auf der einen, und auf der an-
dern Seite die allgemeine Bedeutung, welche dem ſchwedi-
ſchen Reiche bevorſtand, wenn der Proteſtantismus den
Sieg davon trug, ſo erkennt man hier den Moment einer
weltgeſchichtlichen Entſcheidung.

Zamoisky hatte dem Koͤnig gerathen, an der Spitze
eines ſtarken Heeres aufzubrechen, um Schweden mit den
Waffen zu erobern. Koͤnig Siegmund hielt dafuͤr, daß das
nicht noͤthig ſey; er wollte nicht glauben, daß man ihm in
ſeinem Erbreiche Gewalt entgegenſetzen werde. Er hatte in-
deß ungefaͤhr 5000 Mann bei ſich: ohne Widerſpruch lan-
dete er mit ihnen in Calmar, und ſetzte ſich von da ge-
gen Stockholm in Bewegung; hier war eine andere Ab-
theilung ſeiner Truppen bereits angelangt und aufgenom-
men worden; eine finniſche Schaar ruͤckte gegen Upland vor.

Indeſſen hatte ſich auch Herzog Carl geruͤſtet. Es
war offenbar mit ſeiner Macht ſo wie mit der Alleinherr-
ſchaft des Proteſtantismus aus, wenn der Koͤnig den Sieg
behielt. Waͤhrend ſeine Uplandsbauern die Finnen ab-
wehrten, ſtellte er ſich ſelbſt mit einer regelmaͤßigen Kriegs-
mannſchaft dem Koͤnige auf ſeinem Zuge bei Stegeborg
in den Weg. Er forderte die Entfernung der koͤniglichen
Heere, die Uebertragung der Entſcheidung an einen Reichs-
tag: alsdann wolle er auch ſeine Leute entlaſſen. Der Koͤ-

ſollen. Ma ritrovandosi con penuria di danari mentre era occu-
pato nelle guerre, ne fu sovvenuto delli Brandeburgesi.
25*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0399" n="387"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">der katholi&#x017F;chen Re&#x017F;tauration. Schweden</hi>.</fw><lb/>
              <p>Betrachtet man den Umfang der Aus&#x017F;ichten, welche<lb/>
&#x017F;ich an einen Erfolg des Ko&#x0364;nigs knu&#x0364;pften, der doch &#x017F;o<lb/>
unwahr&#x017F;cheinlich nicht war auf der einen, und auf der an-<lb/>
dern Seite die allgemeine Bedeutung, welche dem &#x017F;chwedi-<lb/>
&#x017F;chen Reiche bevor&#x017F;tand, wenn der Prote&#x017F;tantismus den<lb/>
Sieg davon trug, &#x017F;o erkennt man hier den Moment einer<lb/>
weltge&#x017F;chichtlichen Ent&#x017F;cheidung.</p><lb/>
              <p>Zamoisky hatte dem Ko&#x0364;nig gerathen, an der Spitze<lb/>
eines &#x017F;tarken Heeres aufzubrechen, um Schweden mit den<lb/>
Waffen zu erobern. Ko&#x0364;nig Siegmund hielt dafu&#x0364;r, daß das<lb/>
nicht no&#x0364;thig &#x017F;ey; er wollte nicht glauben, daß man ihm in<lb/>
&#x017F;einem Erbreiche Gewalt entgegen&#x017F;etzen werde. Er hatte in-<lb/>
deß ungefa&#x0364;hr 5000 Mann bei &#x017F;ich: ohne Wider&#x017F;pruch lan-<lb/>
dete er mit ihnen in Calmar, und &#x017F;etzte &#x017F;ich von da ge-<lb/>
gen Stockholm in Bewegung; hier war eine andere Ab-<lb/>
theilung &#x017F;einer Truppen bereits angelangt und aufgenom-<lb/>
men worden; eine finni&#x017F;che Schaar ru&#x0364;ckte gegen Upland vor.</p><lb/>
              <p>Inde&#x017F;&#x017F;en hatte &#x017F;ich auch Herzog Carl geru&#x0364;&#x017F;tet. Es<lb/>
war offenbar mit &#x017F;einer Macht &#x017F;o wie mit der Alleinherr-<lb/>
&#x017F;chaft des Prote&#x017F;tantismus aus, wenn der Ko&#x0364;nig den Sieg<lb/>
behielt. Wa&#x0364;hrend &#x017F;eine Uplandsbauern die Finnen ab-<lb/>
wehrten, &#x017F;tellte er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t mit einer regelma&#x0364;ßigen Kriegs-<lb/>
mann&#x017F;chaft dem Ko&#x0364;nige auf &#x017F;einem Zuge bei Stegeborg<lb/>
in den Weg. Er forderte die Entfernung der ko&#x0364;niglichen<lb/>
Heere, die Uebertragung der Ent&#x017F;cheidung an einen Reichs-<lb/>
tag: alsdann wolle er auch &#x017F;eine Leute entla&#x017F;&#x017F;en. Der Ko&#x0364;-<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="2)">&#x017F;ollen. <hi rendition="#aq">Ma ritrovandosi con penuria di danari mentre era occu-<lb/>
pato nelle guerre, ne fu sovvenuto delli Brandeburgesi.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">25*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0399] der katholiſchen Reſtauration. Schweden. Betrachtet man den Umfang der Ausſichten, welche ſich an einen Erfolg des Koͤnigs knuͤpften, der doch ſo unwahrſcheinlich nicht war auf der einen, und auf der an- dern Seite die allgemeine Bedeutung, welche dem ſchwedi- ſchen Reiche bevorſtand, wenn der Proteſtantismus den Sieg davon trug, ſo erkennt man hier den Moment einer weltgeſchichtlichen Entſcheidung. Zamoisky hatte dem Koͤnig gerathen, an der Spitze eines ſtarken Heeres aufzubrechen, um Schweden mit den Waffen zu erobern. Koͤnig Siegmund hielt dafuͤr, daß das nicht noͤthig ſey; er wollte nicht glauben, daß man ihm in ſeinem Erbreiche Gewalt entgegenſetzen werde. Er hatte in- deß ungefaͤhr 5000 Mann bei ſich: ohne Widerſpruch lan- dete er mit ihnen in Calmar, und ſetzte ſich von da ge- gen Stockholm in Bewegung; hier war eine andere Ab- theilung ſeiner Truppen bereits angelangt und aufgenom- men worden; eine finniſche Schaar ruͤckte gegen Upland vor. Indeſſen hatte ſich auch Herzog Carl geruͤſtet. Es war offenbar mit ſeiner Macht ſo wie mit der Alleinherr- ſchaft des Proteſtantismus aus, wenn der Koͤnig den Sieg behielt. Waͤhrend ſeine Uplandsbauern die Finnen ab- wehrten, ſtellte er ſich ſelbſt mit einer regelmaͤßigen Kriegs- mannſchaft dem Koͤnige auf ſeinem Zuge bei Stegeborg in den Weg. Er forderte die Entfernung der koͤniglichen Heere, die Uebertragung der Entſcheidung an einen Reichs- tag: alsdann wolle er auch ſeine Leute entlaſſen. Der Koͤ- 2) 2) ſollen. Ma ritrovandosi con penuria di danari mentre era occu- pato nelle guerre, ne fu sovvenuto delli Brandeburgesi. 25*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/399
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/399>, abgerufen am 21.11.2024.