den noch die alten Factionen, Beaumont und Grammont, die sich seit Jahrhunderten bekämpft: ihr Zwist verursachte, daß der König unaufgehalten in dem Lande einzog, die be- waffnete Macht, die Verfassung desselben auflöste, und die Herrschaft der katholischen Kirche wiederherstellte. Zwar trafen die Protestanten im eigentlichen Frankreich nunmehr Anstalt sich ihrer Glaubensbrüder anzunehmen: aber sie wurden im Jahre 1621 allenthalben geschlagen.
Da hatte sich auch ein veltlinisches Oberhaupt, Jacob Robustelli, mit katholischen Verbannten aus dem Lande, einigen Banditen aus dem Mailändischen und Venezianischen umgeben, und den Entschluß gefaßt die Herrschaft der Graubündtner, de- ren protestantische Tendenz auf diesen Landestheil so besonders drückte, ein Ende zu machen. Ein Capuzinerpater entflammte die an sich blutdürstige Schaar zu religiös-fanatischem Eifer: in der Nacht zum 19. Juli 1620 drang sie in Tirano ein: in der Morgendämmerung läutete sie die Glocken: indem die Protestanten hierüber aus ihren Häusern stürzten, wur- den sie angefallen, überwältigt und sämmtlich ermordet. Wie in Tirano, so gleich darauf im ganzen Thal. Verge- bens kamen die Graubündtner aus dem hohen Gebirg mehr als einmal herab, um die verlorne Herrschaft wiederzuer- obern: so oft sie kamen, wurden sie auch geschlagen. Im Jahre 1621 drangen die Oestreicher aus Tyrol, die Spa- nier aus Mailand sogar in das eigentliche Graubündten ein. "Das rauhe Gebirg erfüllte sich mit Mordgeheul: von den Feuersbrünsten der einsamen Häuser ward es furcht- bar beleuchtet." Die Pässe und das ganze Land wurden in Besitz genommen.
BuchVII.Kap. 2. Allgemeiner Krieg
den noch die alten Factionen, Beaumont und Grammont, die ſich ſeit Jahrhunderten bekaͤmpft: ihr Zwiſt verurſachte, daß der Koͤnig unaufgehalten in dem Lande einzog, die be- waffnete Macht, die Verfaſſung deſſelben aufloͤſte, und die Herrſchaft der katholiſchen Kirche wiederherſtellte. Zwar trafen die Proteſtanten im eigentlichen Frankreich nunmehr Anſtalt ſich ihrer Glaubensbruͤder anzunehmen: aber ſie wurden im Jahre 1621 allenthalben geſchlagen.
Da hatte ſich auch ein veltliniſches Oberhaupt, Jacob Robuſtelli, mit katholiſchen Verbannten aus dem Lande, einigen Banditen aus dem Mailaͤndiſchen und Venezianiſchen umgeben, und den Entſchluß gefaßt die Herrſchaft der Graubuͤndtner, de- ren proteſtantiſche Tendenz auf dieſen Landestheil ſo beſonders druͤckte, ein Ende zu machen. Ein Capuzinerpater entflammte die an ſich blutduͤrſtige Schaar zu religioͤs-fanatiſchem Eifer: in der Nacht zum 19. Juli 1620 drang ſie in Tirano ein: in der Morgendaͤmmerung laͤutete ſie die Glocken: indem die Proteſtanten hieruͤber aus ihren Haͤuſern ſtuͤrzten, wur- den ſie angefallen, uͤberwaͤltigt und ſaͤmmtlich ermordet. Wie in Tirano, ſo gleich darauf im ganzen Thal. Verge- bens kamen die Graubuͤndtner aus dem hohen Gebirg mehr als einmal herab, um die verlorne Herrſchaft wiederzuer- obern: ſo oft ſie kamen, wurden ſie auch geſchlagen. Im Jahre 1621 drangen die Oeſtreicher aus Tyrol, die Spa- nier aus Mailand ſogar in das eigentliche Graubuͤndten ein. „Das rauhe Gebirg erfuͤllte ſich mit Mordgeheul: von den Feuersbruͤnſten der einſamen Haͤuſer ward es furcht- bar beleuchtet.“ Die Paͤſſe und das ganze Land wurden in Beſitz genommen.
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Buch VII. Kap. 2. Allgemeiner Krieg
den noch die alten Factionen, Beaumont und Grammont,
die ſich ſeit Jahrhunderten bekaͤmpft: ihr Zwiſt verurſachte,
daß der Koͤnig unaufgehalten in dem Lande einzog, die be-
waffnete Macht, die Verfaſſung deſſelben aufloͤſte, und die
Herrſchaft der katholiſchen Kirche wiederherſtellte. Zwar
trafen die Proteſtanten im eigentlichen Frankreich nunmehr
Anſtalt ſich ihrer Glaubensbruͤder anzunehmen: aber ſie
wurden im Jahre 1621 allenthalben geſchlagen.
Da hatte ſich auch ein veltliniſches Oberhaupt, Jacob
Robuſtelli, mit katholiſchen Verbannten aus dem Lande, einigen
Banditen aus dem Mailaͤndiſchen und Venezianiſchen umgeben,
und den Entſchluß gefaßt die Herrſchaft der Graubuͤndtner, de-
ren proteſtantiſche Tendenz auf dieſen Landestheil ſo beſonders
druͤckte, ein Ende zu machen. Ein Capuzinerpater entflammte
die an ſich blutduͤrſtige Schaar zu religioͤs-fanatiſchem Eifer:
in der Nacht zum 19. Juli 1620 drang ſie in Tirano ein:
in der Morgendaͤmmerung laͤutete ſie die Glocken: indem
die Proteſtanten hieruͤber aus ihren Haͤuſern ſtuͤrzten, wur-
den ſie angefallen, uͤberwaͤltigt und ſaͤmmtlich ermordet.
Wie in Tirano, ſo gleich darauf im ganzen Thal. Verge-
bens kamen die Graubuͤndtner aus dem hohen Gebirg mehr
als einmal herab, um die verlorne Herrſchaft wiederzuer-
obern: ſo oft ſie kamen, wurden ſie auch geſchlagen. Im
Jahre 1621 drangen die Oeſtreicher aus Tyrol, die Spa-
nier aus Mailand ſogar in das eigentliche Graubuͤndten
ein. „Das rauhe Gebirg erfuͤllte ſich mit Mordgeheul:
von den Feuersbruͤnſten der einſamen Haͤuſer ward es furcht-
bar beleuchtet.“ Die Paͤſſe und das ganze Land wurden
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/464>, abgerufen am 24.11.2024.
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