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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
chen können, wenn sie auch katholisch blieben: 1) -- über-
haupt gelobte der König, "die Privatübung der katholischen
Religion nicht zu stören, die Katholischen zu keinem Eide
zu nöthigen der ihrem Glauben widerspreche, und dafür zu
sorgen, daß die Gesetze gegen die Katholiken von dem Par-
lamente abgeschafft würden."

Im August 1623 beschwur König Jacob diese Arti-
kel, und es schien kein Zweifel an der Vollziehung der
Vermählung übrig zu bleiben.

In Spanien stellte man Festlichkeiten an: der Hof
empfing die Glückwünsche: die Gesandten wurden förmlich
benachrichtigt: die Hofdamen der Infantin und ihr Beicht-
vater wurden angewiesen, sich kein Wort entfallen zu las-
sen, das dieser Heirath zuwider laufe.

König Jacob erinnerte seinen Sohn, in der Freude
dieser glücklichen Verhältnisse auch seiner Neffen nicht zu
vergessen, die ihres Erbtheils beraubt seyen, seiner Schwe-
ster, die in Thränen schwimme. Eifrig nahm man die
pfälzische Sache auf. Es ward der Entwurf gemacht
auch die kaiserliche Linie und das pfälzische Haus in die
neue Verwandtschaft zu ziehen: -- der Sohn des geächte-
ten Churfürsten sollte mit einer Tochter des Kaisers ver-
mählt werden: um Baiern nicht zu beleidigen ward die Er-
richtung einer achten Chur in Vorschlag gebracht. Der

1) Das Wichtigste und die Quelle vielen Unheils. Der Artikel
lautet: quod leges contra catholicos Romanos latae vel ferendae
in Anglia et aliis regnis regi magnae Britanniae subjectis non
attingent liberos ex hoc matrimonio oriundos, et libere jure suc-
cessionis in regnis et dominiis magnae Britanniae fruantur.
(Merc. franc. IX, Appendice II, 18.)

Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
chen koͤnnen, wenn ſie auch katholiſch blieben: 1) — uͤber-
haupt gelobte der Koͤnig, „die Privatuͤbung der katholiſchen
Religion nicht zu ſtoͤren, die Katholiſchen zu keinem Eide
zu noͤthigen der ihrem Glauben widerſpreche, und dafuͤr zu
ſorgen, daß die Geſetze gegen die Katholiken von dem Par-
lamente abgeſchafft wuͤrden.“

Im Auguſt 1623 beſchwur Koͤnig Jacob dieſe Arti-
kel, und es ſchien kein Zweifel an der Vollziehung der
Vermaͤhlung uͤbrig zu bleiben.

In Spanien ſtellte man Feſtlichkeiten an: der Hof
empfing die Gluͤckwuͤnſche: die Geſandten wurden foͤrmlich
benachrichtigt: die Hofdamen der Infantin und ihr Beicht-
vater wurden angewieſen, ſich kein Wort entfallen zu laſ-
ſen, das dieſer Heirath zuwider laufe.

Koͤnig Jacob erinnerte ſeinen Sohn, in der Freude
dieſer gluͤcklichen Verhaͤltniſſe auch ſeiner Neffen nicht zu
vergeſſen, die ihres Erbtheils beraubt ſeyen, ſeiner Schwe-
ſter, die in Thraͤnen ſchwimme. Eifrig nahm man die
pfaͤlziſche Sache auf. Es ward der Entwurf gemacht
auch die kaiſerliche Linie und das pfaͤlziſche Haus in die
neue Verwandtſchaft zu ziehen: — der Sohn des geaͤchte-
ten Churfuͤrſten ſollte mit einer Tochter des Kaiſers ver-
maͤhlt werden: um Baiern nicht zu beleidigen ward die Er-
richtung einer achten Chur in Vorſchlag gebracht. Der

1) Das Wichtigſte und die Quelle vielen Unheils. Der Artikel
lautet: quod leges contra catholicos Romanos latae vel ferendae
in Anglia et aliis regnis regi magnae Britanniae subjectis non
attingent liberos ex hoc matrimonio oriundos, et libere jure suc-
cessionis in regnis et dominiis magnae Britanniae fruantur.
(Merc. franc. IX, Appendice II, 18.)
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[486/0498] Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung chen koͤnnen, wenn ſie auch katholiſch blieben: 1) — uͤber- haupt gelobte der Koͤnig, „die Privatuͤbung der katholiſchen Religion nicht zu ſtoͤren, die Katholiſchen zu keinem Eide zu noͤthigen der ihrem Glauben widerſpreche, und dafuͤr zu ſorgen, daß die Geſetze gegen die Katholiken von dem Par- lamente abgeſchafft wuͤrden.“ Im Auguſt 1623 beſchwur Koͤnig Jacob dieſe Arti- kel, und es ſchien kein Zweifel an der Vollziehung der Vermaͤhlung uͤbrig zu bleiben. In Spanien ſtellte man Feſtlichkeiten an: der Hof empfing die Gluͤckwuͤnſche: die Geſandten wurden foͤrmlich benachrichtigt: die Hofdamen der Infantin und ihr Beicht- vater wurden angewieſen, ſich kein Wort entfallen zu laſ- ſen, das dieſer Heirath zuwider laufe. Koͤnig Jacob erinnerte ſeinen Sohn, in der Freude dieſer gluͤcklichen Verhaͤltniſſe auch ſeiner Neffen nicht zu vergeſſen, die ihres Erbtheils beraubt ſeyen, ſeiner Schwe- ſter, die in Thraͤnen ſchwimme. Eifrig nahm man die pfaͤlziſche Sache auf. Es ward der Entwurf gemacht auch die kaiſerliche Linie und das pfaͤlziſche Haus in die neue Verwandtſchaft zu ziehen: — der Sohn des geaͤchte- ten Churfuͤrſten ſollte mit einer Tochter des Kaiſers ver- maͤhlt werden: um Baiern nicht zu beleidigen ward die Er- richtung einer achten Chur in Vorſchlag gebracht. Der 1) Das Wichtigſte und die Quelle vielen Unheils. Der Artikel lautet: quod leges contra catholicos Romanos latae vel ferendae in Anglia et aliis regnis regi magnae Britanniae subjectis non attingent liberos ex hoc matrimonio oriundos, et libere jure suc- cessionis in regnis et dominiis magnae Britanniae fruantur. (Merc. franc. IX, Appendice II, 18.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/498>, abgerufen am 24.11.2024.