Einen andern Weg hatten die Jesuiten in dem krie- gerischen, durch unaufhörliche Parteiung entzweiten Japan eingeschlagen. Von allem Anfang ergriffen auch sie Partei. Im Jahre 1554 hatten sie das Glück sich für Den er- klärt zu haben, der den Sieg behielt: seine Gunst war ihnen gewiß, und sie machten durch dieselbe ungemeine Fortschritte. Schon im Jahre 1579 hat man dort 300000 Christen gezählt: der Pater Valignano, welcher 1606 starb, ein Mann dessen Rath Philipp II. in ostindischen Angelegen- heiten gern einholte, hat 300 Kirchen, 30 Häuser der Je- suiten in Japan gegründet.
Jedoch eben diese Verbindung der Jesuiten mit Me- xico und Spanien erregte zuletzt die Eifersucht der einhei- mischen Gewalten: in neuen Bürgerkriegen hatten sie nicht mehr das frühere Glück: die Partei der sie sich angeschlos- sen, unterlag: seit dem Jahre 1612 waren furchtbare Ver- folgungen über sie verhängt.
Aber sie hielten sehr gut Stand. Ihre Bekehrten for- derten den Märtyrertod heraus: sie hatten eine Märtyrer- sodalität gestiftet, in welcher man sich gegenseitig zur Er- duldung aller Leiden ermuthigte: sie bezeichnen diese Jahre als die Aera Martyrum: -- wie sehr auch die Verfolgung zunahm, sagen ihre Geschichtschreiber, so gab es doch in
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reva che la dovesse sommergere ad un tratto: li piloti accom- modandosi al tempo raccolsero le vele delle opere loro e si ri- tirarono alquanto, ma in modo che potevano essere trovati da chiunque voleva l'ajuto loro per aspettare donec aspiret dies et inclinentur umbrae. Sin' hora il male non e stato di altro che di timore.
BuchVII.Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
Einen andern Weg hatten die Jeſuiten in dem krie- geriſchen, durch unaufhoͤrliche Parteiung entzweiten Japan eingeſchlagen. Von allem Anfang ergriffen auch ſie Partei. Im Jahre 1554 hatten ſie das Gluͤck ſich fuͤr Den er- klaͤrt zu haben, der den Sieg behielt: ſeine Gunſt war ihnen gewiß, und ſie machten durch dieſelbe ungemeine Fortſchritte. Schon im Jahre 1579 hat man dort 300000 Chriſten gezaͤhlt: der Pater Valignano, welcher 1606 ſtarb, ein Mann deſſen Rath Philipp II. in oſtindiſchen Angelegen- heiten gern einholte, hat 300 Kirchen, 30 Haͤuſer der Je- ſuiten in Japan gegruͤndet.
Jedoch eben dieſe Verbindung der Jeſuiten mit Me- xico und Spanien erregte zuletzt die Eiferſucht der einhei- miſchen Gewalten: in neuen Buͤrgerkriegen hatten ſie nicht mehr das fruͤhere Gluͤck: die Partei der ſie ſich angeſchloſ- ſen, unterlag: ſeit dem Jahre 1612 waren furchtbare Ver- folgungen uͤber ſie verhaͤngt.
Aber ſie hielten ſehr gut Stand. Ihre Bekehrten for- derten den Maͤrtyrertod heraus: ſie hatten eine Maͤrtyrer- ſodalitaͤt geſtiftet, in welcher man ſich gegenſeitig zur Er- duldung aller Leiden ermuthigte: ſie bezeichnen dieſe Jahre als die Aera Martyrum: — wie ſehr auch die Verfolgung zunahm, ſagen ihre Geſchichtſchreiber, ſo gab es doch in
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reva che la dovesse sommergere ad un tratto: li piloti accom- modandosi al tempo raccolsero le vele delle opere loro e si ri- tirarono alquanto, ma in modo che potevano essere trovati da chiunque voleva l’ajuto loro per aspettare donec aspiret dies et inclinentur umbrae. Sin’ hora il male non è stato di altro che di timore.
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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
Einen andern Weg hatten die Jeſuiten in dem krie-
geriſchen, durch unaufhoͤrliche Parteiung entzweiten Japan
eingeſchlagen. Von allem Anfang ergriffen auch ſie Partei.
Im Jahre 1554 hatten ſie das Gluͤck ſich fuͤr Den er-
klaͤrt zu haben, der den Sieg behielt: ſeine Gunſt war ihnen
gewiß, und ſie machten durch dieſelbe ungemeine Fortſchritte.
Schon im Jahre 1579 hat man dort 300000 Chriſten
gezaͤhlt: der Pater Valignano, welcher 1606 ſtarb, ein
Mann deſſen Rath Philipp II. in oſtindiſchen Angelegen-
heiten gern einholte, hat 300 Kirchen, 30 Haͤuſer der Je-
ſuiten in Japan gegruͤndet.
Jedoch eben dieſe Verbindung der Jeſuiten mit Me-
xico und Spanien erregte zuletzt die Eiferſucht der einhei-
miſchen Gewalten: in neuen Buͤrgerkriegen hatten ſie nicht
mehr das fruͤhere Gluͤck: die Partei der ſie ſich angeſchloſ-
ſen, unterlag: ſeit dem Jahre 1612 waren furchtbare Ver-
folgungen uͤber ſie verhaͤngt.
Aber ſie hielten ſehr gut Stand. Ihre Bekehrten for-
derten den Maͤrtyrertod heraus: ſie hatten eine Maͤrtyrer-
ſodalitaͤt geſtiftet, in welcher man ſich gegenſeitig zur Er-
duldung aller Leiden ermuthigte: ſie bezeichnen dieſe Jahre
als die Aera Martyrum: — wie ſehr auch die Verfolgung
zunahm, ſagen ihre Geſchichtſchreiber, ſo gab es doch in
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modandosi al tempo raccolsero le vele delle opere loro e si ri-
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et inclinentur umbrae. Sin’ hora il male non è stato di altro
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/508>, abgerufen am 25.11.2024.
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